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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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Gott.
    »Dr. Tame«, sagte sie und wandte sich ihm zu. »Ich wusste ja gar nicht, dass Sie auch hier sein würden.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde legte sich ein Schatten über seine Züge, während April neue Hoffnung schöpfte. Vielleicht schaffte sie es ja doch noch, aus dieser Nummer rauszukommen.
    »Das war wirklich eine ausgezeichnete Idee von Ihnen.«
    »Idee? Von mir?«
    »Ja, Sie haben mir doch geraten, mich in der Öffentlichkeit zu zeigen und die Trommel für Ravenwood zu rühren. Also habe ich mich mit meinem Großvater hingesetzt und überlegt, wie ich das am besten bewerkstelligen kann. Es stellte sich heraus, dass er ziemlich viele Leute kennt. Keine Angst, ich habe dafür gesorgt, dass jemand im Unterricht für mich mitschreibt.«
    Tames erschrockener Blick verriet ihr, dass sie ihn in der Tasche hatte – die Erwähnung ihres Großvaters zeigte Wirkung.
    »Oh«, sagte er. »Nun, das nenne ich mal Engagement, April. Ich freue mich, dass du deine neue Aufgabe so ernst nimmst. Und wie fandest du die Rede des Professors?«
    »Oh, sehr inspirierend. Halten Sie auch eine Rede?«
    Jeder Mensch hat einen Schwachpunkt, und bei Dr. Tame war es eindeutig der Stolz. Sie sah zu, wie seine Brust anschwoll wie bei einem Pfau.
    »Nein. Vielleicht beim nächsten Mal«, wiegelte er ab. »Wenn wir in Ravenwood weiterhin so gute Erfolge vorweisen können.«
    »Sie meinen, bei den Abschlussprüfungen?«
    Tame lächelte überheblich.
    »Nein, diese Notenfixiertheit gehört der Vergangenheit an, April. Schon bald wird es an all unseren Schulen und Universitäten Schüler geben, die richtige Arbeit leisten, nicht nur aus dem Lehrbuch auswendig gelernte Theorien auf ein Blatt Papier kritzeln. Weshalb sollten wir fünf, sechs oder gar zehn Jahre warten, bis wir das Potenzial unserer Schüler ausschöpfen können? Wieso nutzen wir die wichtigste Ressource unseres Landes nicht sofort?«
    Beim Anblick der Leidenschaft auf seinen Zügen wurde ihr bewusst, dass sie ihn ein weiteres Mal unterschätzt hatte. All die anderen Anwesenden mochten die Vampire einzig und allein wegen des Geldes unterstützen, Charles Tame hingegen war mit dem Herzen bei der Sache. Er glaubte an die Versprechungen, die ihm die Vampire gegeben hatten, und war der festen Überzeugung, dass sie ihre Macht für die Weiterentwicklung der Gesellschaft einsetzen würden. Aber vielleicht hatte er auch nur einen Weg gefunden, um sein Handeln zu rechtfertigen – denn April bezweifelte keine Sekunde, dass insbesondere Charles Tame sehr wohl wusste, wozu die Vampire fähig waren.
    »Ach, ich wünschte, sie hätten heute eine Rede gehalten«, meinte April. »Sie hätten es bestimmt viel besser gemacht als Professor Young.«
    »Es freut mich sehr, das zu hören, April.« Tame war die Befriedigung ins Gesicht geschrieben. »Ich gebe zu, ich war nicht hundertprozentig überzeugt, als ich dir den Posten der Schulsprecherin angeboten habe, aber es ist schön, dich an deiner Aufgabe wachsen zu sehen.«
    April wollte sich gerade entschuldigen und die Kurve kratzen, als sie eine Stimme hinter sich hörte.
    »Was ist das hier? Eine Ravenwood-Versammlung?«
    April stöhnte lautlos, als DCI Johnston mit einer vertrauten Gestalt an seiner Seite aus der Menge trat. Chessy. Offenbar hetzte jemand ihr heute sämtliche Leute auf einmal auf den Hals, die sie am meisten verabscheute. Mit ein bisschen Glück kehrte auch noch Marcus Brent aus dem Reich der Toten zurück und sprang ihr an die Gurgel.
    »April!«, rief Chessy und löste sich von dem Polizisten, um April mit Luftküssen zu begrüßen. »Wieso hast du mir nicht erzählt, dass du herkommst?«
    Weil du der letzte Mensch auf der Welt bist, der davon erfahren sollte , dachte April und fragte sich, wie Chessy es geschafft hatte, eine Einladung zu ergattern – hatte sie sich von vornherein dem Detective an den Hals geworfen, oder war sie ihm zufällig beim Hereinkommen über den Weg gelaufen und hatte sich an ihn drangehängt?
    »Und Sie geben dem Mädchen gerade eine spontane Unterrichtsstunde, Tame?«
    Der Rektor wandte sich dem Detective mit einem schmierigen Lächeln zu. »Wir tauschen uns lediglich über unsere Eindrücke aus«, gab er zurück. »Das gehört zu den Dingen, die wir in Ravenwood sehr schätzen.«
    Johnston hob die Brauen.
    »Zumindest solange sich die Meinungen nicht von den Ihren unterscheiden, nehme ich an.«
    Ohne auf Tames vernichtenden Blick zu achten, wandte Johnston sich April zu.
    »Und ist Ihr

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