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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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Freund Gabriel Swift auch hier?«, erkundigte er sich. »Ich würde den jungen Mann nämlich sehr gern sprechen.«
    »Wir haben keinen Kontakt mehr zueinander«, gab April zurück.
    »Oh, Streit unter Liebenden?« Er nickte, als bestätige dies lediglich seine Vermutung. Woher wusste er Bescheid? Von Chessy? Plötzlich keimte ein Verdacht in April auf. Chessy hatte mehrmals Andeutungen über eine Beziehung mit Gabriel in der Vergangenheit gemacht. Stand er auch jetzt in Kontakt mit ihr? Nein, das ist doch albern. Komplett paranoid , sagte sie sich.
    »Und wie ich höre, lebt auch Davina Osbourne jetzt bei Ihnen.«
    April sah Chessy an. Diese Information konnte er nur von ihr haben.
    »Im Haus meiner Mutter, ja.«
    »Schrecklich, dieser Unfall«, bemerkte Chessy.
    »Ja, es hat sie schwer getroffen.«
    Johnston nickte.
    »Trotzdem könnten Sie ihr vielleicht ausrichten, dass sie so schnell wie möglich aufs Revier kommen soll.«
    »Steckt das Mädchen etwa in Schwierigkeiten?«, schaltete sich Tame ein, dessen Tonfall verriet, dass er sich eher um den guten Ruf der Schule als um Davinas Wohlergehen sorgte.
    Der Inspector seufzte.
    »Vermutlich ist es nicht weiter schlimm, wenn ich es sage, weil ohnehin schon sämtliche Nachrichten darüber berichten. Offenbar ist ein Augenzeuge aufgetaucht, der ein zweites Fahrzeug gesehen hat, das Mr Osbourne kurz vor dem Unfall verfolgt hat. Es besteht die Möglichkeit, dass es sich doch nicht um einen tragischen Unfall handelt.«
    Er sah April direkt ins Gesicht.
    »Sieht so aus, als hätten wir es mit einem weiteren Mordfall zu tun.«

Vierundzwanzigstes Kapitel

    G elächter drang aus der Küche, als April die Tür öffnete. Auf Zehenspitzen ging sie den Korridor entlang und spähte durch den Spalt in die Küche: Davina und Silvia saßen einträchtig mit einer Flasche Wein zwischen sich am Tresen.
    »Du hättest mal sein Gesicht sehen sollen«, kicherte Davina. »Er sah aus, als würde er sich auf eine heiße Nacht freuen, dieser schmierige alte Sack. Er hatte nicht die leiseste Ahnung …«
    »Mutter?«
    Davina unterbrach sich mitten im Satz. Beide Frauen sahen sie mit schuldbewussten Mienen an. Die lippenstiftverschmierten Gläser vor ihnen sprachen Bände.
    »Wir hatten dich gar nicht so früh zurückerwartet, April.«
    »Und ihr beide veranstaltet hier eine Art Privatsession?«, bemerkte April.
    »Nur ein Gläschen, Schatz. Wir waren im Krankenhaus bei Barbara. Die Ärmste steht immer noch unter Beruhigungsmitteln, deshalb dachte ich, Davina könnte einen kleinen Drink zur Aufmunterung vertragen.«
    »Ich bin bei dem Lunch DCI Johnston über den Weg gelaufen«, sagte April vorsichtig.
    Davinas Lächeln verblasste. Also weiß sie es schon .
    »Die Polizei war hier. Die Zeitungen schlachten alles noch einmal aus. Das ist so ziemlich das Letzte, was Mum jetzt braucht.«
    »Vina hat erzählt, du hättest bei dem Lunch David Harper kennengelernt«, sagte Silvia – ein unüberhörbarer Versuch, das Thema zu wechseln. »Ist er wirklich so ein steiler Zahn, wie alle behaupten?«
    Steiler Zahn? Aus welchem Jahrhundert stammte sie? Wieso mussten Erwachsene eigentlich ständig in ihren völlig veralteten Slang verfallen, wenn sie mit jungen Leuten redeten? Was kam als Nächstes? »Irre« oder »bombig«?
    »Er war grauenhaft, Mum. So wie die anderen auch. Nur ein Haufen alter Männer, die nichts als Geld im Sinn haben.«
    »Das dürfte wohl nicht das Einzige sein, was sie interessiert«, kicherte Silvia und stieß Davina an, woraufhin die beiden in haltloses Gelächter ausbrachen.
    Du meine Güte, die sind tatsächlich betrunken.
    »Ich gehe jetzt nach oben, dann könnt ihr in Ruhe weiterfeiern«, sagte April.
    Sie konnte Davina keinen Vorwurf daraus machen, dass sie zu tief ins Glas schaute. April konnte sich lebhaft erinnern, dass sie nach dem Tod ihres Vaters am liebsten dasselbe getan hätte – alles, was den schrecklichen Schmerz wenigstens für eine kurze Weile linderte. Alles war besser als diese grauenhafte Hilflosigkeit; dieses Gefühl, im luftleeren Raum in die endlose Tiefe zu stürzen und zusehen zu müssen, wie man immer weiter auf die Erde zuraste, in der Gewissheit, dass der Aufprall unvermeidbar war.
    April setzte sich aufs Fensterbrett und blickte auf den Pond Square hinaus, während ihre Gedanken zu jenem Abend zurückkehrten, als sie Gabriel das erste Mal gesehen hatte.
    Wo bist du ? Sie checkte zum hundertsten Mal an diesem Tag ihr Handy. Wieso hatte er nicht

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