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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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es ihnen heimzahlen«, sagte sie. »Also, hilfst du mir dabei, ja oder nein?«
    April brachte zunächst kein Wort hervor.
    »Oh, vielleicht ist dir dein Vater ja inzwischen auch egal.«
    »Das ist nicht fair.« April spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss.
    »Nein? Entweder willst du diese Dreckskerle schnappen, die ihm die Kehle herausgerissen haben, oder du willst es nicht. Entscheide dich.«
    »Davina …«
    »Entscheide dich.« Ihre Augen funkelten.
    April saß in der Falle. Nein, sie wollte diesem Mädchen nicht trauen, aber was blieb ihr anderes übrig? Schließlich waren sie gerade einmal eine Handvoll, wie Fiona völlig korrekt festgestellt hatte. Sie kämpften und würden zwangsläufig verlieren. Sie musterte Davina einen Moment lang, ehe sie zu einem Entschluss gelangte.
    »Also gut, wo fangen wir an?«
    Davina tippte auf die Zeitung. »Genau hier.«
    Der Crichton Club, ein weißes Stadthaus im georgianischen Stil mit einem riesigen Union Jack über dem feudalen Eingangsbereich, befand sich im südlichen Ende von Haymarket, nur einen Steinwurf von Whitehall, dem Parlament und The Mall entfernt. Verschüchtert blickte April an der schlanken, eleganten Fassade hinauf.
    »Aber was soll ich denn sagen?«
    Davina tätschelte ihr beruhigend das Knie, als der Wagen am Straßenrand anhielt.
    »Sei einfach völlig normal. Du brauchst nicht den Sherlock Holmes zu spielen. Halt die Augen offen und versuch, dir zu merken, wer da war, das genügt schon.«
    Davina hatte in der Morgenzeitung eine Meldung über ein Wohltätigkeitsmittagessen im Crichton Club, einem bekannten Treffpunkt rechtsgerichteter Politiker und hochrangiger Geschäftsleute, entdeckt. Offiziell sollte das Mittagessen als Ehrung diverser Regierungsmitglieder für ihre »herausragenden Verdienste in Bildung und Erziehung« stattfinden, aber Davina hatte den wahren Anlass auf Anhieb erkannt: Es handelte sich um eine Zusammenkunft von Vampir-Sympathisanten. »Früher hat Sheldon mich ständig zu solchen Veranstaltungen geschleppt«, hatte sie erklärt. »All die alten Knacker waren natürlich begeistert, ein hübsches Mädchen aus Ravenwood in ihrer Mitte zu haben.« April war regelrecht schlecht geworden, als ihr gedämmert hatte, dass Davina vorhatte, sie bei dem Mittagessen einzuschleusen. Und nun, da sie im Mercedes der Osbournes saß, war ihr noch mulmiger, vor allem, da sie ganz allein hineingehen sollte.
    »Bist du sicher, dass du nicht mit hineinkannst? Nur für eine Weile?«
    Davina schüttelte den Kopf.
    »Ich bin in Trauer, schon vergessen? Jeder dort drin kannte Nicholas Osbourne, deshalb würde es viel zu großes Aufsehen erregen, wenn ich dort auftauchen würde.«
    »Aber ich passe perfekt in die Gesellschaft, ja?«
    »Nur die Ruhe, April. Du bist die Sprecherin einer der Top-Schulen des Landes. Weshalb solltest du nicht dort sein? Außerdem hast du eine offizielle Einladung.«
    Ohne auf Aprils Einwände zu achten, hatte Davina am Morgen zum Hörer in Silvias Küche gegriffen, den Ministerialrat für Bildung und Erziehung – oder irgendetwas in dieser Art; April war viel zu schlaftrunken gewesen, um sich den Titel zu merken – angerufen und sich mit einem affektierten Akzent als Assistentin des Leiters für Investments von »Ravenwood Corp.« ausgegeben. Sie hatte erklärt, Davina Osbourne sehe sich leider nicht in der Lage, am Crichton Club Mittagessen teilzunehmen – »Ihr Vater ist vergangene Nacht verstorben. Bestimmt haben Sie die Times gelesen. Oh ja, es ist eine Tragödie« –, und habe darum gebeten, ob April Dunne an ihrer Stelle auf die Gästeliste gesetzt werden könne. Die Kombination aus Ravenwood, einem toten Vater und Davinas Frontalangriff hatte funktioniert: Der Ministerialrat hatte erklärt, April solle sich lediglich am Empfang melden. Dort halte man ein Namensschild für sie bereit.
    »Hopp, hopp.« Davina öffnete die Wagentür und verpasste April einen ermutigenden Schubs. »Sonst verpasst du noch die Kanapees.«
    Eine Frau mit einem Klemmbrett und einem versteinerten Lächeln führte April einen langen Korridor entlang bis zu einer Doppeltür.
    »Professor Young ist mit seiner Begrüßung fast fertig, fürchte ich«, erklärte sie mit einem Blick auf die Uhr.
    April nickte stirnrunzelnd, als sei sie tief traurig über diesen Umstand.
    »Um ein Uhr wird das Buffet eröffnet.«
    Damit machte die Frau auf dem Absatz kehrt und verschwand. Vorsichtig öffnete April die Tür und schlüpfte hinein. Der Saal war mit

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