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Der schlafende Gott

Der schlafende Gott

Titel: Der schlafende Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesco von Puttkamer
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verweilte noch einen Moment. Seine Augen hingen nach wie vor an dem hageren Piloten, der jetzt wieder ins Mikrophon sprach. Woher hatte er seinen Befehl erhalten? Es bestand die Möglichkeit, daß er seine taktischen Anweisungen direkt vom Bordcomputer bezog, der die jeweilige Situation automatisch auswertete. Der schlafende Gott war in den Computer eingekoppelt und konnte ihn jederzeit überstimmen, doch war nach außen hin durch nichts ersichtlich, ob der Computer mit oder ohne Kings Hilfe handelte. Die oberste Instanz an Bord war und blieb der Kapitän, der jeden Befehl widerrufen konnte.
    »Entfernung dreitausendfünfhundert Kilometer«, kam die Stimme aus dem »Olymp«. »Flugobjekt ist zum Stillstand gekommen.«
    Einige Sekunden später verbesserte er sich:
    »Korrektur. Flugobjekt treibt langsam auf uns zu. In etwa vier Minuten wird es auf den Energieschirm stoßen.«
    Doch noch ehe es soweit war, kam der Flugkörper völlig zum Stillstand. Wenige Kilometer vom äußeren Rand des Schutzschirms entfernt, schwebte er reglos im Raum. Matchett wandte seinen Blick dem Bildschirm zu, der den betreffenden Raumsektor zeigte, und als der Pilot jetzt eine Vergrößerung einschalten ließ, konnte er ihn deutlich erkennen.
    Es war ein Raumschiff.
    Fremd und ungewöhnlich in seiner Form, von riesenhafter Größe und blau-schwarzer Färbung, so daß man es kaum ausmachen konnte, war es nichtsdestoweniger ein Raumschiff. Es schwebte in einer Entfernung von etwas mehr als hundert Kilometer und schien ebenso wie die TELLUS die weiteren Geschehnisse abzuwarten. Das irdische Sternenschiff besaß riesige, in seiner Außenhaut eingelassene Scheinwerfer, mit denen das fremde Schiff taghell beleuchtet werden konnte, doch hatte sie der Pilot nicht eingeschaltet. Offenbar sollte vermieden werden, überlegte Matchett, irgend etwas zu unternehmen, was als kriegerische Handlung aufgefaßt werden könnte.
    Matchett wurde sich bewußt, daß sein Platz jetzt in seiner Abteilung war. Eilig verließ er die Kommandobrücke, nahm einen Expreßaufzug in die Tiefe des Schiffes und trat kurze Zeit später auf den Korridor hinaus, der zu seinen Abteilungsräumen führte. In seinem Büro angelangt, schaltete er eine Sprechverbindung zu seinen Technikern ein, die sich in der abgeriegelten Abteilung im Kielraum des Schiffes befanden, und erteilte die nötigen Anweisungen. Für den Fall eines Gefechts mußten verschiedene Vorkehrungen getroffen werden, damit die Sicherheit des schlafenden Mutanten auch dann gewährleistet blieb, wenn das Schiff schwer getroffen oder sogar manövrierunfähig geschossen wurde.
    Als er alles Nötige veranlaßt hatte, tastete er seinen Bildschirm auf die Kommandobrücke der TELLUS ein und sah augenblicklich, daß Kapitän Tchekhov inzwischen dort eingetroffen war. Seite an Seite mit Direktor Carlson stand er zwanzig Meter vor den riesigen Bildschirmen und beobachtete aufmerksam das fremde Schiff, an dem sich – wie Matchett feststellte – noch immer nichts rührte. Eine Gruppe von Offizieren und Technikern umgab die beiden Männer.
    Wieder richtete Matchett seine Aufmerksamkeit auf das unbekannte Raumschiff. Im Gegensatz zur TELLUS, die die Form einer riesigen flachen Diskusscheibe besaß, bildete es eine mächtige Kugel, die an keiner sichtbaren Stelle von irgendwelchen Auswüchsen durchbrochen wurde. Zu seinem größten Erstaunen ließen sich noch nicht einmal erleuchtete Sichtluken feststellen. Völlig glatt, ebenmäßig und nahezu schwarz, schwebte das Schiff wie eine riesige dunkle Billardkugel im Weltraum.
    Matchett schüttelte unwillkürlich den Kopf. Zweifellos handelte es sich hier um ein Schiff, das mit besonderem Hinblick auf Kriegstüchtigkeit ausgebildet war. Nur ein Schlachtschiff verließ sich völlig auf die elektronischen Augen der Sichtschirme. Die üblichen Quarzglas- oder Kunstdiamantluken der gewöhnlichen Raumschiffe würden in einem Kriegsschiff verwundbare Punkte darstellen.
    Ein ungutes Gefühl begann in ihm aufzusteigen, und er vergewisserte sich mit einem Blick auf die Fernkontrollinstrumente noch einmal, daß seine Assistenten alles Menschenmögliche getan hatten, um den Tank zu schützen.
    Dann wandte er sich wieder der Szene auf der Kommandobrücke zu. Kapitän Tchekhov hatte einen kleinen Bildschirm auf die Nachrichtenabteilung im Herzen des Schiffes eingestellt. Einer seiner Nachrichtenoffiziere blickte besorgt vom Schirm.
    »Immer noch nichts, Sir. Wir haben unseren Funkspruch auf

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