Der schlafende Gott
sie eine Spur belustigt klingen zu lassen. »Es wurde höchste Zeit, daß Ihr eure Schießerei eingestellt habt! Natürlich ist es nicht die gleiche Rasse. Jenes Kugelraumschiff damals kam zwar aus diesem Sonnensystem, aber es gehört jemand ganz anderem. Und ich muß gestehen, es hatte eine recht eigenartige Besatzung an Bord …«
Als die Stimme schwieg, sagte Matchett ungeduldig:
»Sie versuchen, mit uns in Verbindung zu treten …«
»Nachdem sie erkannt haben, daß wir nicht diejenigen sind, auf die sie gewartet haben, sind sie natürlich nun daran interessiert, sich mit uns zu verbünden. Und Ihr tätet gut daran, Doug, wenn ihr darauf eingeht. Genau in diesem Augenblick unterbreiten sie ihren Vorschlag.«
Und so war es auch.
7.
Drei Tage später.
Im Auditorium des Kommandosaals hatten die Wissenschaftler Platz genommen. Eine kleine Gruppe von Offizieren stand auf der Brücke in ihren Paradeuniformen. Man hatte sich versammelt, um den Abgesandten der fremden Rasse zu empfangen, der durch den mit einer Luftschleuse versehenen flexiblen Tunnel zwischen den aneinander gekoppelten Schiffen an Bord kam. Eine Abordnung des Direktoriums führte ihn durch die langen Gänge der TELLUS, und als er endlich durch eines der Portale des Kommandoraums trat, legte sich tiefe Stille über die versammelten Menschen.
Douglas Matchett war nur einer von vielen, die den Fremden mit größtem Interesse betrachteten. Vergessen war für den Moment die soeben noch beunruhigende Tatsache, daß Fräulein Dr. Borowskaja den freien Platz neben ihm ausgewählt hatte. Nach einem ersten, umfassenden Blick auf den Abgesandten entschied er, daß die Natur bei der Erschaffung dieser intelligenten Wesen zweifellos mit ihren Variationsmöglichkeiten gegeizt hatte.
Der Fremde, der vom Flaggschiff seiner Flotte bereits unter dem Namen M’Nor angekündigt worden war, gehörte einer Rasse an, die offensichtlich humanoid war. Er ging aufrecht auf zwei Beinen, und seine beiden Arme besaßen je ein Ellbogengelenk und ein Handgelenk. Die Hände selbst trugen vier sehr menschlich erscheinende Finger, die sich paarweise gegenüberstanden. Auch der Kopf sah auf den ersten Blick nicht unmenschlich aus, aber dann begann Matchett rasch einige auffällige Abweichungen festzustellen.
Da war zunächst die Gestalt des Fremden. Unendlich dünn und dabei wenigstens zwei Meter fünfzig groß, schien sie nur aus gelblich schimmernder Haut und leichten dünnen Vogelknochen zu bestehen. Die Figur erschien stark gekrümmt, doch ließ sich nicht sagen, ob dies die natürliche Haltung dieser Wesen oder eine Alterserscheinung M’Nors war. Bekleidet von einem eng anliegenden Metallgewebe, das einer Fliegerkombination mit kurzen Ärmeln und kurzen Hosenbeinen glich, war seine Gestalt trotz ihrer grotesken Zierlichkeit menschlich – menschlicher jedenfalls, als das Gesicht des Fremden, das zwar zwei große, runde Augen besaß, hingegen keine als solche erkennbare Nase. Und der ebenfalls kreisrunde Mund schien winzig, verglichen mit dem hohen, flaumbedeckten Schädel, der wie ein auf die stumpfe Spitze gestelltes Ei aussah.
Ein Techniker der Nachrichtenabteilung rollte die Übersetzungsmaschine herein, die bereits auf die Sprache der Fremden programmiert war. Direktor Carlson tauschte einige höfliche Begrüßungsfloskeln mit dem Abgesandten aus und erklärte ihm anschließend, was bereits im Rahmen der Videofunkverbindung zwischen beiden Seiten klargemacht worden war: daß die TELLUS eine Expedition aus einer anderen Galaxis an Bord hatte, die den Spiralnebel M-31 erforschen sollte.
Während er sprach, übersetzte die Maschine seine Worte. Carlson stellte dem Abgesandten Kapitän Tchekhov und seine Offiziere vor und brachte dann zum Ausdruck, daß er im Namen der Wissenschaftler an Bord des Expeditionsschiffs sprach, die im Auditorium versammelt waren.
Als er geendet hatte, dankte ihm M’Nor für den freundlichen Empfang. Seine Stimme klang eigenartig krächzend, und seine Sprache schien Matchetts ungeübtem Ohr größtenteils aus Konsonanten zu bestehen. Aber die Maschine übersetzte die Worte ohne große Schwierigkeiten. Hin und wieder traten allerdings Lücken auf, wenn der Fremde Worte sprach, deren Schablone in den Gedächtnisbänken der heuristischen Maschine noch nicht enthalten waren, aber auch dann wurde der Sinn ohne weiteres klar.
Matchett hörte aufmerksam zu, als M’Nor erklärte, daß sich sein Volk im Kriegszustand befand. Der Feind
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