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Der schlafende Gott

Der schlafende Gott

Titel: Der schlafende Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesco von Puttkamer
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noch weit entfernt.
    In unmittelbare Nähe erhob sich ein kilometerbreites Felsmassiv, in das durch irgendeine Laune der Natur eine enge, schmale Schlucht geschlagen worden war. Es sah aus, als ob das Beil eines Riesen den Felsen geteilt hätte. Kanes Blick blieb auf dem Einschnitt haften, und er schien einen Moment lang zu überlegen. Dann setzte er sich in Bewegung.
    Kane betrat die Schlucht, gefolgt von dem schwebenden Kameraflugkörper. Sie verengte sich nach innen zu noch weiter, und er erreichte schließlich eine Stelle, die so schmal war, daß sie ihm zwar gerade den Durchgang freigab, den näherkommenden Robot jedoch nicht ohne einiges Drängen und Schieben durchlassen würde.
    Dahinter verbreiterte sich der Einschnitt wieder. Zu beiden Seiten stiegen die Felswände nahezu senkrecht empor, und der Boden der Schlucht war mit einer Unmenge von riesigen Felsbrocken besät. Kane trat durch die Verengung, wandte sich um und hob einen großen Stein auf. Rasch begann er die Lücke mit mächtigen Felsbrocken zuzumauern.
    Die Steine, die er herantrug oder heranrollte, waren von gewaltiger Größe, und wieder befiel ungläubiges Staunen die Zuschauer. Wie konnte ein Mensch so etwas fertigbringen?
    Als er endlich fertig war, erhob sich zwischen ihm und dem Robot ein übermannshoher, doppelter Wall aus schweren Gesteinsbrocken, der selbst einem anrennenden Sechzig-Tonnen-Tank einige Mühe verursacht hätte. Für den nur achthundert Kilo schweren Robot stellte er jedoch ein ernstliches Hindernis dar.
    Aber der Gegner hatte die Geduld und Unermüdlichkeit einer Maschine. Er erreichte den Steinwall, streckte seine Tentakel aus und begann die Steine einen nach dem anderen abzutragen.
    Kane hatte sich währenddessen weiter in die Schlucht hinein entfernt. Etwa hundertfünfzig Meter vom Gesteinswall entfernt blieb er stehen und sah sich um.
    Inzwischen war es dunkler geworden. Die Nacht brach herein, aber weder Kane noch der Robot dachten daran, eine Ruhepause einzulegen. Matchett hingegen, der bohrenden Hunger verspürte, verließ die Kommandobrücke und begab sich in die unteren Stockwerke hinunter. In der Messe nahm er ein Mahl ein und verfolgte die Vorgänge auf dem Wandkommunikator, der auf die Bildschirme im Kontrollraum eingestellt war. An der Situation in der Schlucht hatte sich noch nicht viel geändert. Kane kletterte zur Zeit in Verfolgung irgendeines mysteriösen Zieles in den steilen Wänden der Schlucht umher, und der Robot war noch immer mit dem Steinwall beschäftigt.
    Als Matchett eine halbe Stunde später ins Auditorium zurückkehrte, sah er auf den ersten Blick, daß inzwischen eine Veränderung eingetreten war. Die Nacht hatte sich über die Schlucht gesenkt, aber die Infrarotstrahlen der Fernsehverbindung ließen sie zwar farblos, doch hell wie bei Tageslicht erscheinen.
    Irgendwie war es Kane gelungen, einen Erdrutsch auszulösen. Ein ganzes Stück der Felswand war in die Schlucht hinuntergeglitten und versperrte jetzt dem Robot erneut den Weg in die Schlucht. Wenn Kane gehofft hatte, seinen Gegner mit den rutschenden Felstrümmern zu erschlagen, so war sein Versuch schiefgegangen. Der Robot arbeitete in rasender Eile am Abtragen des neuen Walles.
    Kane war weiter in die Schlucht zurückgewichen und schien dort pausenlos riesige Felsbrocken zusammenzutragen.
    Mike Parkinson stieß Matchett an. »Sehen Sie nur! Ich glaube, jetzt ist er völlig verrückt geworden. Er baut sich ein Haus!«
    Tatsächlich war Wilson Kane damit beschäftigt, schwere Steine aufeinanderzuschichten. Bereits traten deutlich die Grundrisse eines Bauwerks hervor, das von kreisrunder Form war. Matchett zuckte die Achseln. Was hatte der junge Mann vor?
    Auf jeden Fall würden noch einige Stunden vergehen, bis der Robot den trennenden Wall des Erdrutsches beseitigt hatte. Bis dahin konnte er sich noch ein wenig aufs Ohr legen.
    Ungemein befriedigt mit den bisherigen Entwicklungen kehrte er in seine Abteilung zurück und suchte seine Kajüte auf. Wenige Minuten später fiel er in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
     
    Als er erwachte, galt sein erster Blick dem Kommunikator. Viele Stunden mußten inzwischen vergangen sein, denn die nächtliche Szene in der Felsschlucht wurde jetzt vom ersten Dämmerlicht des anbrechenden Morgens erhellt. Während er sich rasch ankleidete, sah er, daß der Dronide den Wall fast völlig abgetragen hatte und gerade damit beschäftigt war, mühsam über den zurückgebliebenen Rest des Felsrutsches

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