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Der schlafende Gott

Der schlafende Gott

Titel: Der schlafende Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesco von Puttkamer
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sein mußten.
    Die TELLUS hingegen setzte ihre unterbrochene Sternenreise fort, und die ferne Sonne, die ihr Ziel darstellte, wurde von Stunde zu Stunde größer, ohne daß das Expeditionsschiff eines der kugelförmigen Feindschiffe geortet hätte.
    Douglas Matchett schaltete den Kommunikator aus und erhob sich. Er begab sich zum Kieldeck des Schiffes hinunter und betrat die abgeriegelte Sektion. Der große Raum lag in düsterem Dämmerlicht, und die mattbeleuchtenden Skalenscheiben der Instrumente auf den Schalttafeln stellten im Augenblick seine einzigen Lichtquellen dar. Im Hintergrund kauerte der Cyborg/Android Kane über seinem Kontrollstand. Er blickte nicht auf, als Matchett zum Tank trat. Nichts rührte sich, und abgesehen von dem leisen, tiefen Summen des Tankmechanismus ließ sich kein Geräusch hören.
    Matchett überzeugte sich mit einem Blick auf die Instrumente, daß alles in bester Ordnung war, und schüttelte dann – ärgerlich über sich selbst – den Kopf. Es wurde höchste Zeit, daß er sich etwas zusammennahm.
    Er legte Kopfhörer an, schaltete den Kommunikatormechanismus ein und sagte:
    »Hallo, Chet! Wie geht’s dir?«
    Die Antwort des schlafenden Mutanten kam unverzüglich über die Ohrmuscheln. »Unverändert, Douglas. Und warum auch nicht – bei minus zweihundert-plus Grad? Mir scheint jedoch, du machst dir zuviel Sorgen.«
    »Könnte sein«, gab Matchett zu. »Kannst du mir beweisen, daß ich mich zu Unrecht beunruhige?«
    Chester Clayton King lachte. »Das nicht gerade«, sagte er vergnügt. »Die Expedition wird in der nächsten Zeit noch einige Dinge erleben, die es – gelinge gesagt – in sich haben. Aber wenn du dir nur um meine Sicherheit Sorgen machst, so tätest du besser daran, sofort damit aufzuhören. Es dauert nicht mehr lange, dann bist du nur noch ein Nervenbündel, und von der Neurose ist es nicht weit zur Psychose. Ein Verrückter ist für mich jedoch unendlich viel gefährlicher, als alle Gefahren, die uns noch bevorstehen.«
    »So?«
    »Klar. Die Denkprozesse eines Verrückten sind nicht allzu sehr von meinen verschieden. Man könnte fast sagen, daß ein Geisteskranker ebenfalls in mehrwertiger Logik denkt, auch wenn ihm dabei jegliche vernünftige Koordination fehlt. Seine Reaktionen wären selbst für mich nur noch beschränkt voraussagbar. Aber das ist dann das Äußerste, wozu ein menschliches Gehirn fähig wäre. Um in der Welt der unendlichen Wahrscheinlichkeiten operieren zu können, benötigt man ein höheres Gehirn. Meines zum Beispiel.«
    »Das brauchst du mir nicht andauernd unter die Nase zu reiben«, protestierte Matchett. »Ich weiß, daß ich nur ein Kümmerling von einem Menschen bin.«
    »Sei nicht betrübt, Doug«, tröstete ihn der Mutant belustigt. »Sag mir lieber, ob du mit den Leistungen von Kane zufrieden warst.«
    »Als ob du das nicht wüßtest!« entgegnete Matchett. »Natürlich war ich zufrieden. Du hättest mal die Gesichter der anderen sehen sollen!«
    »Ich habe sie gesehen«, meinte der Mutant ruhig, und Matchett spürte für einen kurzen Augenblick wieder das kalte Frösteln. Welche Fähigkeiten besaß dieser schlafende Mutant eigentlich noch?
    »Um auf Kane zurückzukommen«, sagte die mechanische Stimme. »Natürlich hatte ich ihm genau einprogrammiert, was er zu tun hatte. Der Bau seines Körpers hat deinen Leuten nicht geringe Mühe bereitet, und es ist nur gut, daß Dr. Ralston in der Gehirnbank seines kybernetischen Laboratoriums nicht nur einige von Ingrams neuen Versuchsgehirnen auf Lager hatte, sondern auch diverse andere Körperorgane. Wir hätten mindestens ein halbes Jahr dazu gebraucht, ein entsprechendes künstliches Gehirn und die anderen wichtigeren Organe zu konstruieren.«
    »Mindestens«, pflichtete Matchett trocken bei. Dann lächelte er. »Professor Ralston hat heute in der Bordzeitung einen Artikel über Gehirn-Transplantation veröffentlicht. Er sagt, das Einsetzen des Versuchshirns in den Kopf des Androiden durch Dr. Borowskaja sei eine Meisterleistung gewesen.«
    Der Mutant lachte. »Deswegen hatte ich sie ja auch dafür ausgewählt! Außerdem habe ich ihr über die Schulter gesehen, um notfalls eingreifen zu können.«
    Er zögerte einen Moment und fuhr dann ernst fort: »In zwei Stunden wird das Schiff sein Ziel erreichen. Mach dich auf allerhand gefaßt, mein Freund. Weißt du, was ein Nichtraumkomplex ist?«
    »Nein«, gestand Matchett offen. »Keine Ahnung.«
    »Schade.«
    Matchett wurde unruhig. »Warum?

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