Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schlafende Gott

Der schlafende Gott

Titel: Der schlafende Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesco von Puttkamer
Vom Netzwerk:
grinste und sagte nichts.
    Eine Frau murmelte: »Wetten, der ist mit Drogen gedopt!«
    Der Dronide setzte die Verfolgung mit erhöhter Geschwindigkeit fort, aber Kane vergrößerte in den nächsten Minuten stetig den Abstand zu ihm. Der Kameraflugkörper folgte ihm automatisch. Die Zeit verstrich, aber statt daß Kanes Lauftempo nachgelassen hätte, schien es sich noch zusehends zu steigern. Die Arme dicht an den Körper gewinkelt, die lange, schlanke Gestalt weit vornübergeneigt, jagte er offenbar ermüdungsfrei über die Ebene.
    Fassungsloses Staunen ergriff die Wissenschaftler.
    Nach einer Stunde waren die Felsklippen nahe herangerückt. Erst jetzt begann Kane sein Tempo zu verlangsamen. Und plötzlich hielt er inne und blieb stehen. Fast augenblicklich erkannten die Zuschauer den Grund.
    Dicht vor ihm zog sich eine breite Felsspalte über die Ebene, deren Abgrund den Weg zu den Klippen verlegte. Der Bildwinkel des schwebenden Videosystems zeigte nicht, wie tief die Spalte war. Kane blickte sich um und stellte fest, daß der Robot jetzt rasch aufschloß. Nur noch Sekunden – dann würde er ihn erreichen. Er sah wieder auf die Felsspalte und trat dann einige Schritte zurück.
    »Ist er von Sinnen?« rief der sonst so ruhige Pendrake im Hintergrund. »Das sind doch mindestens zehn Meter!«
    Matchett sagte nichts. Er wußte, daß Kane noch genügend Reserven besaß.
    Der blonde Mann trat an, schoß über den steinigen Boden und schnellte sich in die Luft hinaus. Die Gewalt seines Absprungs schleuderte ihn in einem weiten Bogen über den Abgrund, aber es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis die gegenüberliegende Kante heranrückte. Die Zuschauer hielten den Atem an. Die vorgestreckten Fußspitzen des Springers berührten festen Boden … er ruderte mit den Armen … warf den Körper mit einer letzten Anstrengung vor … und dann befand er sich in Sicherheit. Fast sofort erhob er sich geschmeidig, wandte sich um und blickte dem Robot entgegen, der auf der anderen Seite der Spalte zum Halten gekommen war.
    Sein Gesicht war noch immer ausdruckslos, als er sich jetzt bückte und einen Gesteinsbrocken aufhob, der nahezu doppelt so groß war, wie der vorherige. Langsam streckten die gespannten Muskeln seinen Körper. Als er aufrecht stand, stieg der Felsbrocken noch weiter. Seine Arme stemmten ihn über den Kopf empor, und er sammelte sich zum Wurf.
    In diesem Augenblick nahm der achtfüßige Dronide einen rasenden Anlauf und schnellte über die Spalte.
    Aber Wilson Kane war noch eine Spur schneller. Der riesige Stein verließ seine Hände, beschrieb einen Bogen in der Luft …
    … prallte auf halbem Weg über dem Abgrund mit dem springenden Robot zusammen.
    Der metallische Krach war ohrenbetäubend. Der Robot wog achthundert Kilo, aber der Stein war nicht minder schwer. Er bremste den Droniden jäh ab, und Sekundenbruchteile später stürzten beide in die Spalte hinunter.
    Freudige Rufe erschallten im Auditorium, aber dann senkte sich bestürzte Stille über die Zuschauer, als sie erkannten, daß sie sich zu früh gefreut hatten.
    Der Robot hatte noch während des Absturzes mit zwei seiner Tentakel die Felskante zu packen gekriegt und klammerte sich jetzt mit der ganzen ungeheuren Kraft seines Maschinenkörpers daran fest. Augenblicke später hatte er sich emporgezogen und in Sicherheit gebracht. Sein metallener Kugelkörper wies eine beträchtliche Delle auf, wie die Wissenschaftler deutlich erkennen konnten, aber dies schien seine Funktion nicht im geringsten zu behindern. Mit einem riesigen Satz schnellte er auf Kane zu, der wenige Meter von ihm entfernt stand.
    Im nächsten Moment verwandelte sich der blonde, dunkelhäutige Mann in einen Komplex rasender Bewegungen. Seine Beine arbeiteten wie die Kolben einer Maschine, als er auf die Felsklippen zujagte.
    Die Wissenschaftler an Bord des Expeditionsschiffs TELLUS hatten noch nie zuvor desgleichen gesehen. Atemlose Stille lag über ihnen. Matchett betrachtete ihre Gesichter und lächelte innerlich. Auf manchen von ihnen begannen sich Spuren des Verstehens zu zeigen. Aber sie würden sich noch auf weitere Überraschungen gefaßt machen müssen.
    Kane erreichte die hochaufragenden Felsklippen und blieb stehen. Der rasende Lauf schien seinen schlanken Körper nicht sonderlich strapaziert zu haben. Sein Atem ging ruhig, und seine Augen blieben klar und gelassen. Suchend blickte er sich um und betrachtete nachdenklich das Panorama der Felsklippen. Der Robot befand sich

Weitere Kostenlose Bücher