Der schlagende Beweis
alles, aber er kam nicht mit der Maschine. Dann rief er am Mittwoch, dem ersten März, aus Portland an. Er wollte mit mir sprechen, aber ich war gerade bei Gericht, und so hat er nur mit unserer Sekretärin Maria Suarez gesprochen.«
»Demnach war nicht geplant, dass er nach Oregon kommt?«
»Nein. Ich arbeite seit sechs Jahren mit ihm zusammen, Maria sogar noch länger. Soweit wir uns erinnern, hat er niemals irgendwelche Kontakte, sei es geschäftlicher oder privater Natur, in Oregon erwähnt.«
»Okay. Und was hat er zu Ms. Suarez gesagt?«
»Sie sollte mir ausrichten, dass er für ein paar Tage in persönlichen Angelegenheiten weg sei. Er hat wohl Maria nach seiner Post und nach Anrufen gefragt, dann hat er ihr seine Zimmernummer im Hotel Benson durchgegeben und gesagt, er w ürde sich wieder melden. Das Hotel rief am Dienstag, dem siebten März, an und sagte, Gene hätte nur bis Montag gebucht, hätte aber sein Zimmer noch nicht geräumt. Sie wollten wissen, ob er noch länger bleiben wolle. Ich hatte keine Ahnung. Der Chef des Sicherheitsdienstes sagte, sie würden Genes Sachen im Lager aufbewahren. In dem Moment bekam ich es mit der Angst zu tun, ihm könnte was passiert sein, und deshalb habe ich Ihre Vermisstenstelle angerufen.«
»Und seitdem hat niemand von ihm gehört?«
»Nein, nichts.«
»Ist Mr. Arnold verheiratet?«
»Er ist Witwer. Seine Frau ist ungefähr ein Jahr, bevor ich bei ihm eingestiegen bin, verstorben.«
»Haben Sie ein Foto von Mr. Arnold, das Sie mir schicken könnten?«
»Ich kann eins besorgen.«
»Gut. Ich brauche auch den Namen und die Telefonnummer von Mr. Arnolds Zahnarzt.«
Billie h örte, wie jemand tief einatmete.
»Sie glauben, er ist tot?«
»Ich habe keinen Grund zu der Annahme.«
»Sie sind vom Morddezernat, nicht wahr?«
Billie wollte Arnolds Sozius nicht beunruhigen, aber ganz offensichtlich war er schon h öchst besorgt.
»Ja.«
»Ich bin nicht so naiv, Inspektor. Ich hab schon ein paar Strafprozesse geführt. Ich weiß, wofür ein Morddezernat den Zahnstatus braucht. Sie haben einen nicht identifizierten Toten, der Gene sein könnte.«
»Ich habe tatsächlich eine Leiche, aber ich bin ziemlich sicher, wer es ist. «
»Wieso rufen Sie dann bei mir an?«
»Es kommt schon mal vor, dass ich falsch liege, aber in diesem Fall wahrscheinlich nicht.«
F ür einen Moment herrschte am anderen Ende Schweigen. Endlich sagte Kellogg: »Genes Zahnarzt heißt Ralph Hughes. Wenn Sie mir Ihre Anschrift geben, veranlasse ich, dass Ihnen Genes Unterlagen zugeschickt werden.“
Teil III
Der Kult
F ÜNFZEHN
Nachdem Daniel die Festplatte aus Kaidanovs Computer gegen einen Karton mit seinem pers önlichen Besitz eingelöst hatte, verließ er die Räumlichkeiten seines ehemaligen Arbeitgebers mit eingezogenen Schultern und hochrotem Kopf. Auch wenn er keinen Grund hatte, sich zu schämen, war er froh, dass er im Warteraum oder im Lift niemandem begegnet war, den er kannte.
An diesem Abend klingelte Daniels Telefon mehrfach. Ein paar Freunde vom Happy-Hour-Treffen hatten angerufen, um ihm ihr Mitgef ühl auszusprechen, und versprochen, mit ihm Verbindung zu halten. Joe Molinari lud ihn zu einem Drink in eine Bar ein. Als Daniel sagte, er sei nicht in Ausgehlaune, beschwor Joe ihn, nicht den Mut sinken zu lassen. Daniel hätte nichts dagegen gehabt, mit Kate Ross zu sprechen, doch sie meldete sich nicht.
Am Samstag schlief Daniel aus und g önnte sich danach ein üppiges Frühstück bei Wildwood. Er wusste, dass es angesichts seiner beträchtlichen Schulden sowie der geringen Aussicht auf einen neuen Job und fast keinerlei Ersparnisse dumm von ihm war, so viel Geld auszugeben, doch das war er sich schuldig -als Zeichen dafür, dass er zwar gefeuert, aber nicht erledigt war. Nach dem Frühstück bummelte Daniel durch das Viertel, doch es war schwer, inmitten fröhlicher Leute herumzulaufen. Sie erfüllten ihn zu sehr mit Neid. Dank der Army hatte er zum ersten Mal einen Hauch von Selbstvertrauen erlangt und eine vage Hoffnung auf eine Zukunft gesch öpft. Sein Collegediplom war mehr als nur ein Stück Papier. Es war der sichtbare Beweis dafür, dass aus ihm etwas werden konnte. Die Stelle bei Reed, Briggs hatte seine kühnsten Träume übertroffen. Jetzt war der Job verloren und sein Ruf ruiniert. Daniel war überzeugt, er würde für alle Zeiten als der Anwalt bekannt sein, der Geller Pharmaceuticals ruiniert hatte.
Der Sonntag war besonders schwer. Seit er bei Reed,
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