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Der schlagende Beweis

Der schlagende Beweis

Titel: Der schlagende Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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die Presse gegeben, bin ich geliefert.«
    Kate und Daniel sagten beide eine Weile nichts. Endlich stellte Kate die Frage, die beiden auf der Zunge lag. »Wenn Sie es nicht waren und ich auch nicht, wer dann?“
SECHZEHN
    Billie Brewster warf einen fl üchtigen Blick auf die Uhr über dem Glasfenster der Aufsicht im Besuchszimmer des Staatsgefängnisses. Ihr Bruder bemerkte es und sah sie verständnisvoll an.
    »Du musst los, Schwesterherz?«
    Billie f ühlte sich ertappt und sie wurde verlegen. Sherman konnte sie nichts vormachen.
    »Die Pflicht ruft, Bruderherz.«
    »Geht schon klar. Gibt keinen, der hier länger bleiben will, als er muss.«
    »Merk dir das!«, sagte Billie und drückte ihm die Hand. »Um mich musst du dir keine Sorgen machen. Ich komm schon klar.«
    Sie standen auf, und er dr ückte sie fest an sich. Billie umarmte ihn genauso fest. Sie hasste es, ihren Bruder an diesem Ort zu besuchen, aber noch mehr widerstrebte es ihr, ihn zu verlassen. Jedes Mal wenn die Eisentüren sich klirrend hinter ihr schlössen, blieb ein Stück von ihr im Gefängnis zurück.
    »Nun geh schon!«, befahl ihr Sherman und schickte ihr ein breites, unschuldiges Grinsen hinterher, bei dem sie fast vergaß, dass er in seine eigene Falle getappt war.
    Drau ßen fiel eisiger Regen, der zu Billies trostloser Stimmung passte. Auf dem Weg zum Gefängnisparkplatz zog die Inspektorin die Schultern hoch. Die Besuche bei ihrem Bruder waren schwer für sie. Nachdem ihr Vater sie hatte sitzen lassen, hatte ihre Mutter zwei Jobs auf einmal annehmen müssen. Billie war die Einzige, die zu Hause war und Sherman gro ßziehen konnte. Sie war erst sechzehn - selbst noch ein Kind -, aber sie hatte alles darangesetzt, dass er nicht auf die schiefe Bahn geriet. Ihre Mutter hatte ihr wiederholt gesagt, sie solle sich nicht die Schuld dafür geben, dass er im Gefängnis saß. Es hatte sie nie ganz überzeugt.
    Dies war Shermans drittes Vergehen, aber sein erstes, seit sie bei der Polizei war. Er wurde immer nerv ös, wenn sie ihn besuchen kam, und hatte Angst, jemand könne herausfinden, dass seine Schwester bei den Bullen war. Ein Schulfreund von der Highschool, der im Gefängnis Aufseher war, hielt sie über Sherman auf dem Laufenden. Sie wusste, dass er sich einer Gang angeschlossen hatte. Seit er zu dieser Clique gestoßen war und sich Achtung verschafft hatte, war er aufgetaut. Billie hasste zwar, was er machte, aber sie wollte auf keinen Fall, dass er unter die Räder kam. Das Leben war voller fauler Kompromisse.
    Auf dem R ückweg nach Portland vertrieb Billie die Gedanken an ihren Bruder, indem sie die Musik laut aufdrehte und ihre Fälle überdachte. Hinter der Ausfahrt nach Wilsonville rief sie in der Dienststelle an, um zu fragen, ob Nachrichten für sie eingegangen seien, und war froh, dass sich Dr. Brubaker, der forensische Zahnmediziner, gemeldet hatte. Der Mord in diesem Labor war Billies interessantester Fall.
    Sie erreichte Brubaker übers Handy. »Hi, Harry, was haben Sie Schönes für mich?«
    »Die Identifizierung der Leiche im Primatenlabor.«
    »Machen Sie es nicht so spannend!«
    »Es ist der Anwalt aus Arizona.«
    »Sie machen Witze.«
    »Es besteht kein Zweifel. Der Zahnstatus passt hundert- prozentig zu Gene Arnold. «
    Das dreizehnst öckige Hotel Benson, das 1912 erbaut worden war, stand im Verzeichnis der Nationaldenkmäler. Hier logierten Präsidenten, wenn sie nach Portland kamen. Billie betrat eine luxuriöse Lobby mit Wandpaneelen aus Nussbaum, mit italienischen Marmorböden und mehreren Kristalllüstern. Sie schaute sich kurz um und entdeckte Kate, die bereits auf sie wartete.
    »Danke, dass ich mitkommen darf«, sagte Kate, während sie zum Empfang hinübergingen.
    »Du hast mir alles gesagt, was du wusstest. Das ist das Mindeste, was ich für dich tun kann.«
    »Es will mir immer noch nicht in den Kopf, dass die Leiche nicht Kaidanov war.«
    »Geht mir genauso. Ich hätte gewettet, dass er es ist.« Billie hielt einer Japanerin mit strahlenden Augen ihre Marke entgegen und fragte nach Antonio Sedgwick, dem Chef des Sicherheitsdienstes. Die Frau ging durch eine Tür hinter der Theke und kam ein paar Minuten später mit einem muskulösen Afroamerikaner in einem klassischen Anzug zurück. Als der ehemalige Polizist aus Seattle die Inspektorin aus dem Morddezernat sah, begrüßt er sie mit einem breiten Grinsen.
    »Hey, Billie, lange nicht gesehen. Bist du hier, um uns ein kostenloses Mittagessen

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