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Der schlagende Beweis

Der schlagende Beweis

Titel: Der schlagende Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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geschrieben hatte. Kate war sehr hilfsbereit und sehr umsichtig. Es hatte nicht viele solche Menschen in Daniels Leben gegeben. Kate war der einzige Lichtblick in dem düsteren Chaos, das über ihn hereingebrochen war. Kate hatte dafür gesorgt, dass er eine erstklassige Anwältin bekam, sie bezahlte einen Teil des Honorars und sie ließ ihn bei sich wohnen - obwohl sie wusste, dass er des Mordes angeklagt war. Ihre Hilfe zeugte von ihrem vollkommenen Vertrauen in seine Unschuld. Er konnte sich nicht vorstellen, wie er diese Zerreißprobe ohne sie hätte durchstehen sollen.
    Nach dem Fr ühstück wanderte Daniel ziellos durchs Haus, zappte zwischen den Fernsehsendern hin und her und verlor rasch das Interesse an einem Sciencefictionroman, den er in Kates Bücherregal fand. Die Handlung war nicht annähernd so surreal wie sein eigenes Leben. Wie hatte das alles passieren können? Vor etwas über einer Woche war sein Leben ein Traum gewesen, den er als Kind niemals zu träumen gewagt hatte. Jetzt hatte ihm jemand diesen Traum gestohlen. Daniel wollte sein Leben wiederhaben.
    Zu den schlimmsten Dingen im Gef ängnis gehörte es, dass man gezwungen war, drinnen zu bleiben. Daniel erkannte, welch dringendes Bedürfnis es ihm war, nach draußen zu kommen. Er rief Joe Molinari an.
    »Wie gehts dem Sträfling?«, witzelte der Exkollege.
    »Ich bin in Kate Ross' Haus eingesperrt und ich hab das Gefühl, ich werde noch wahnsinnig.«
    »Ross, oha, das wird für pikanten Büroklatsch sorgen.«
    »Da gibt es nichts zu tratschen. Ich verstecke mich vor Reportern, und Kate war so nett, mir eine Bleibe anzubieten.«
    »Natürlich.«
    »Du bist ein Schwein, Molinari.«
    »Ich vermute mal, du hast nicht nur angerufen, um mich zu beleidigen.«
    »Richtig erkannt. Hast du Lust zum Joggen? Ich brauch dringend ein bisschen Bewegung.«
    »Klingt gut.«
    »Kannst du mich zu meiner Wohnung fahren, damit ich meinen Wagen und meine Joggingsachen holen kann?«
    »Kein Problem. Bis bald!“
    Vor Kates Haus hielt ein feuerwehrroter Porsche. Joe hupte und winkte.
    »Mein Gott, Molinari, ich versuche, nicht aufzufallen.«
    »Keine Sorge«, sagte Molinari und wand sich aus dem Sitz, »du bist zu hässlich, um Aufmerksamkeit zu erregen. Ich werde alle Blicke auf mich ziehen.«
    Daniel entspannte sich und genoss die Fahrt. Es war k ühl, doch die Sonne lockte alle Welt nach draußen, sodass die Straßen Nordwest-Portlands von herumschlendernden Paaren wimmelten.
    »Fahr ein Mal um den Block!«, bat Daniel, als sie nur noch wenige Straßen von seinem Wohnhaus entfernt waren. »Ich möchte sichergehen, dass nicht irgendwelche Reporter auf mich warten.«
    »Diese VIP-Masche ist dir wohl zu Kopf gestiegen. Wer, glaubst du, wer du bist, 0. J.?« »Hör mal, ich hab im Moment eine Menge Verständnis für 0. J.«
    Als der Porsche an Daniels Haus vorbeifuhr, kam gerade ein gro ßer, kräftiger Mann in Jeans, schwarzem Anorak und Baseballmütze aus der Haustür und ging zu einem schwarzen Kleintransporter auf der anderen Straßenseite. Er kam Daniel bekannt vor, auch wenn er sicher war, ihn noch nie im Haus gesehen zu haben. Als sie das nächste Mal um den Block kamen, war der Kleintransporter nicht mehr da.
    Molinari parkte vor dem Haus, und Daniel lief die Treppe hoch.
    Kate hatte Recht mit dem Chaos in seiner Wohnung. Die Bullen hatten offenbar noch nie etwas von Ordnungsliebe geh ört. Daniel hatte im Moment keine Lust aufzuräumen. Er schnappte sich sein Joggingzeug und zog sich im Badezimmer um. Dann stopfte er ein paar Sachen zum Wechseln in eine Sporttasche und lief zu dem kleinen Parkplatz neben dem Geb äude hinunter, auf dem sein Wagen stand.
    Daniel fuhr, gefolgt von Molinari, am Zoo und am Forstzentrum vorbei und parkte in einiger Entfernung vom Vietnammahnmal. Die beiden M änner machten ein paar Lockerungsübungen, bevor sie auf einem der Wege, die durch den Wald führten, losrannten. Daniel brauchte eine Weile, bis er seinen Rhythmus gefunden hatte, und es war nicht gerade hilfreich, dass es die ersten fünfhundert Meter bergauf ging.
    »Möchtest du mir vielleicht erzählen, was los ist?«, fragte Molinari.
    »Ich möchte dich da nicht mit reinziehen.«
    »Soweit ich sehen kann, hast du nicht allzu viele Leute auf deiner Seite. Ich würde gern zu ihnen gehören.«
    Daniel wusste, dass er vermutlich besser nicht mit Molinari über seinen Fall reden sollte, aber Joe war einer der wenigen in der Firma gewesen, die zu ihm gehalten hatten. Und er

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