Der schlagende Beweis
überreden?«
Molinari nickte.
»Falls Flynn wirklich einen Spitzel bei Reed, Briggs hat, dann würde der genau das wollen.“
ZWEIUNDDREISSIG
Am n ächsten Morgen verbarg sich die Sonne hinter einer bleigrauen Wolkendecke, und Regen lag in der klammen Luft. Daniel hatte sich beim Joggen die Füße wund gelaufen und er humpelte aus dem Bett. Nach dem Frühstück sah er sich im Fernsehen die erste Halbzeit eines Spiels mit den Seattle Seahawks an, aber allmählich kam ihm in Kates Haus die Decke auf den Kopf. Er dachte an das Durcheinander in seiner Wohnung und fuhr zur Halbzeit hinüber.
Das Appartement sah kein Deut besser aus als tags zuvor. Daniel schaltete das Footballspiel ein und sah nebenher zu, w ährend er aufräumte. Als das Match zu Ende war, herrschte wieder Ordnung. Daniel fragte sich gerade, wann auch sein Leben wieder in geordnete Bahnen kommen würde, als das Telefon klingelte. Seine Hand schwebte über dem Hörer, während er mit sich kämpfte, ob er abnehmen solle. Er hatte keine Lust, mit einem Reporter zu reden, aber es konnte auch ein Freund sein, und es wäre schön gewesen, sich mit jemandem zu unterhalten, dem er so viel bedeutete, dass er sich nach ihm erkundigte.
»Hallo?«
»Daniel Arnes?«, fragte ein Mann. Er hatte einen Akzent -slawisch, vielleicht russisch.
»Wer ist da?«
»Wir müssen uns treffen.«
Der Mann klang verzweifelt.
»Weswegen?«, fragte Daniel vorsichtig.
»Ich war Zeuge, als Arthur Briggs ermordet wurde.« Die Antwort klang gehetzt. »Ich weiß, dass Sie ihn nicht getötet haben. Deshalb sind Sie der Einzige, dem ich trauen kann.« Daniel stellten sich die Nackenhaare auf. »Dr. Kaidanov?«
»Werden Sie kommen?«
»Werden Sie zur Polizei gehen und sagen, dass ich unschuldig bin?«, fragte Daniel aufgeregt.
»Zuerst müssen wir uns unterhalten.«
»In Ordnung. Wo sind Sie? Ich komme sofort.«
»Nein, nicht bei Tag. Möglicherweise folgt Ihnen jemand. Kommen Sie heute Abend allein zum Friedhof Rest of Angels. Ich warte beim Mausoleum von Simon Prescott auf Sie.«
»Machen Sie Witze?«
»Mir ist der Humor vergangen, seit diese Scheißkerle versucht haben, mich im Labor umzubringen.«
»Aber auf einem Friedhof, nach Einbruch der Dunkelheit?« »Meine Mutter ist auf dem Rest of Angels begraben. Werden Sie kommen?«
»Ja, sicher, beruhigen Sie sich!«
»Ich will mich nicht beruhigen. Ich renne seit fast einem Monat um mein Leben. Ich denke, Sie müssten sich in meine Lage versetzen können.«
Kaidanov legte auf, sobald er Daniel beschrieben hatte, wo das Mausoleum zu finden war, und in der Hoffnung, dass Kate aus Arizona zur ück wäre, versuchte Daniel, sie zu Hause zu erreichen. Doch es meldete sich nur ihr Anrufbeantworter.
DREIUNDDREISSIG
Daniel brach um halb zehn zum Friedhof auf, ohne dass Kate zur ückgerufen hatte. Das Haupttor schloss bei Sonnenuntergang. Kaidanov hatte ihn angewiesen, den Wagen bei einem Neubaukomplex zu parken, den ein flacher Graben und ein viertel Morgen Wald vom Friedhof trennten. Daniel schlug die Anorakkapuze hoch. Die schweren Regenfälle hatten die Grabenböschung zu Schlamm aufgeweicht. Er rutschte auf der einen Seite hinunter und kletterte auf der anderen wieder hoch. Als er den Graben hinter sich hatte, war er dreckverschmiert und zitterte vor Kälte.
Rest of Angels dehnte sich über ein hundertfünfundzwanzig Morgen großes hügeliges, bewaldetes Gebiet oberhalb des Columbia River aus und war noch einmal von hundertfünf-undsiebzig Morgen Wald umgeben. An Sommertagen war der Friedhof eine malerische letzte Ruhestätte. Doch als Daniel den Wald hinter sich ließ, sah der regengepeitschte Totenacker wie das ideale Set zu einem Dracula-Film aus.
Ein Friedhof nach Einbruch der Dunkelheit w äre Daniel nie als Treffpunkt in den Sinn gekommen, besonders angesichts der Tatsache, dass ein Mörder frei herumlief. Die Mausoleen und Grabmonumente boten einem Killer hervorragende Deckung. Daniel lief zwischen den Gräbern hindurch zum Prescott-Mausoleum und duckte sich dort hinter der Krypta. Der Regen und der beißende Wind ließen seine Stimmung auf den Nullpunkt sinken, und er zog die Kordeln seiner Kapuze fester zu, um sein Gesicht zu schützen, während er die ganze Zeit nach Kaidanov Ausschau hielt. Er strengte seine Sinne bis zum Äußersten an, doch der strömende Regen und die Kapuze erschwerten das Hören, und letztere schränkte sein Gesichtsfeld ein.
»Arnes.«
Daniel schnellte mit geballter Faust herum. Er hielt
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