Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
Vom Netzwerk:
doch das Bild an. Ich bringe sie zu ihrem Wagen, der unter einem Baum steht. Sieht das etwa aus wie Oktober?«
    »Muss nichts zu sagen haben«, meinte Karras abschätzig. »Sie sind des Mordes an jemandem angeklagt, der offenbar seit Jahrzehnten ihre Traumfrau war. Wir haben drei tote und zwölf vermisste Frauen. Alle weisen eine gewisse Ähnlichkeit mit Ihrer ermordeten Traumfrau auf. Bei einer der Toten waren Sie nachweislich in der Nähe, die beiden vorletzten Vermissten haben Sie nachweislich gekannt. Ich weiß, dass Sie es sind, und ich werde es beweisen.« Er wandte sich an Dr.   Bläsius, als befände Baginski sich nicht länger im Raum. »Bloß gut, dass dieser Arsch eine Fußfessel trägt. Sobald die ab ist, schlägt er wieder zu.«
    Baginski sprang auf. »Sie Schwein!«, schrie er. »Sie wollen mir das anhängen! Sie …« Er wollte sich auf ihn stürzen.
    Fast alle zuckten erschrocken zusammen.
    Nur Karras blieb überlegen lächelnd sitzen, als warte er nur auf die Chance, den Mann fertigzumachen, sobald der ihn angriff.
    Und Prinz war blitzschnell zwischen ihnen, ein Griff an den Hals, und Baginski sackte in seinen Armen zusammen. Er schleifte ihn auf seinen Sessel.
    »Er kommt gleich wieder zu sich. Andreas, wir verfrachten ihn jetzt in deinen Porsche, du bringst ihn nach Hause.«
    Andreas nickte, erhob sich, mit Spohr trugen sie ihn raus. Karras und Dr.   Bläsius starrten der Prozession verwundert nach.
    »Ich nehme an«, ließ Professor Rind sich vernehmen, »er könnte Ihnen jetzt sowieso nicht mehr von Nutzen sein.«
    »Nein, sicher nicht«, stimmte Karras widerwillig zu. »Wie hat er das gemacht?«
    »Prinz? Das müssen Sie ihn selbst fragen.«
    Prinz kam wieder rein, entschuldigte sich für den Vorfall, setzte sich, als wäre nichts passiert. Karras stellte keine Fragen, musterte ihn zum ersten Mal mit Interesse.
    Prinz erwiderte den Blick in aller Seelenruhe.
    »Das war eine gezielte Provokation«, sagte er sehr leise. »Unterlassen Sie solche Tricks in meiner Gegenwart.«
    Nach einigen Sekunden begann Karras, schief zu grinsen, und hob beide Hände. »Okay, okay. Aber ich habe gemeint, was ich sagte. Er ist es.«
    Prinz schüttelte den Kopf. »Über die Typfrage will ich mich gar nicht auslassen, da kennen sich andere besser aus als ich, aber unter diesen fünfzehn Frauen gibt es nur zwei Blondinen und eine Blondierte. Vier Südländerinnen, die anderen auch dunkel oder brünett. Alle berufstätig außer der Arbeitslosen, Ellen Kaiser war alleinerziehende Vollzeitmutter. Aber was ich eigentlich sagen will, ist zweierlei.«
    »Da bin ich aber gespannt.« Karras hatte wieder Hohn in der Stimme.
    Prinz ließ sich nicht irritieren. »Erstens, Baginski stand seit Jahren unter Beobachtung, was die drei Fotos belegen. Zu einem Zweck. Wenn Ihr Serienmörder nicht zufällig nach Baginski auf die beiden Frauen gestoßen ist, was ohne Weiteres möglich wäre, könnte ihr Verschwinden auch damit zu tun haben. Ein weiteres Druckmittel, falls er sich irgendwann widerspenstig zeigt.«
    Karras lachte. »Sie sind verrückt.«
    »Zweitens ist Ihr Täter ein Reisender. Das ist doch offensichtlich, er hat fast die ganze Republik abgegrast. Er zieht rastlos umher und sucht nach Frauen. Er beobachtet sie wochenlang, vielleicht monatelang, findet alles über sie heraus, bevor er zuschlägt.«
    Desirée bemerkte, dass nicht nur Professor Rind zustimmend nickte. Dr.   Bläsius achtete allerdings darauf, dass Karras es nicht mitbekam.
    »Dann zwingt er die Opfer, Briefe zu schreiben, die er aus dem Ausland abschickt. Ewald Baginski ist als Leitender Oberstaatsanwalt stationär, mit höchstens sechs Wochen Urlaub im Jahr, die er meistens mit Frau und Stiefsohn verbrachte. Er hätte das niemals schaffen können. Wir wissen mit absoluter Sicherheit, dass ihm jemand den Mord an seiner Traumfrau anhängen will. Ich bin vollkommen überzeugt, wenn es nicht Zufall ist, will ihm jemand auch das anhängen.«
    »Sie spinnen.« Karras schüttelte den Kopf. »Haben Sie bemerkt, wie sorgfältig er die Bundesländer wechselt? Als Staatsanwalt weiß er doch, wie miserabel die länderübergreifende Zusammenarbeit funktioniert. Und Hessen hat er ausgelassen.«
    Prinz zeigte sein gefährliches Lächeln. »Das weiß ein Kriminaldirektor vom   BKA   in Wiesbaden erst recht, der Hessen auch auslassen würde. Neben zwei oder drei anderen Ländern hat er auch Bayern ausgelassen, und wenn ich mich nicht täusche, höre ich hinter dem

Weitere Kostenlose Bücher