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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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überhaupt noch nie in einem Ort namens Sömmerda.«
    So ging das weiter, erst die nackten Fakten von Dr.   Bläsius, die Nachfragen von Karras, ob Baginski zu der Zeit dort gewesen sei, dann Baginskis entschiedene Verneinung. Lauter berufstätige Frauen aus eher kleineren Orten in verschiedenen Bundesländern, die im Abstand von ein bis zwei Jahren als vermisst gemeldet wurden, worauf Briefe aus dem Ausland eintrafen. Ihre Wagen wurden einige Zeit später auf Autobahnraststätten gefunden, abgeschlossen, Schlüssel im Auspuff. Eine Krankenschwester stammte aus der Ukraine und wollte sich in Deutschland um eine Stelle bemühen. Es gab auch eine Italienerin, eine Türkin und eine Portugiesin, die alle in Deutschland lebten. Mehrere der Frauen waren in medizinischen Berufen tätig.
    Schließlich: »Dezember vor sechs Jahren, Gabi Hoffmann, als vermisst gemeldet von ihrem Mann in Eutin, Schleswig-Holstein, damals fünfundvierzig Jahre alt, Pharmavertreterin, zwei Kinder.«
    »Sehen Sie sich dieses Bild bitte genau an, Herr Baginski«, forderte Karras.
    Der tat es, erneut den Kopf schüttelnd. »Eutin hat samstags einen sehr schönen, aber überschaubaren Markt, auf den wir immer gingen, wenn wir dort waren. Ich kann nicht ausschließen, dass ich diese Frau mal gesehen habe, zum Beispiel da. Dort oben im Norden sind mir öfter Blondinen aufgefallen, die Ellen ein wenig ähnlich waren. Aber ich kenne keine Gabi Hoffmann. Sie können gern meine Frau oder deren Eltern anrufen, ob die etwas wissen.«
    Karras nickte. Dr.   Bläsius machte weiter.
    »Juni vor vier Jahren, Jana Müller, als vermisst gemeldet von ihrem Mann in Köthen, Sachsen-Anhalt, damals achtunddreißig Jahre alt, Altenpflegerin, ein Sohn. Tja, die kennen Sie ja wohl.«
    »In der Tat. Die kenne ich. Aber mit ihrem Verschwinden habe ich nichts zu tun.«
    »Wann genau haben Sie sich mit ihr getroffen?«, fragte Karras.
    »Das weiß ich nicht mehr genau. Zweimal. Das erste Mal hat es geregnet, und es war kalt, vermutlich Frühling. Sie wollte weg von ihrem Mann und in eine Großstadt, am liebsten im Westen oder nach Berlin. Ich weiß noch, sie sagte gleich beim ersten Mal, dass sie sich gleichzeitig mit jemandem aus Berlin treffe. Sie ist brünett, aber Ellen sonst wirklich ähnlicher als die anderen, und ich fand sie sehr interessant, aber beim zweiten Mal redete sie viel von diesem Berliner, und Ellen wollte mich wiedersehen, ich verlor das Interesse. Das zweite Mal war meiner Erinnerung nach im Sommer. Wenn sie im Juni verschwand, muss es demnach vorher gewesen sein.«
    »In dem Jahr«, meldete sich Prinz zum ersten Mal, »waren Mai und Juni schön, der Sommer dann verregnet.« Er als Radrennfahrer wusste so was.
    »Und Sie behaupten allen Ernstes«, sagte Karras höhnisch, »Sie hätten nichts mit dem praktisch gleichzeitigen Verschwinden dieser Ihnen bekannten Frau zu tun!«
    »Das beschwöre ich«, wiederholte Baginski und wich seinem Blick nicht aus.
    Karras grinste schief und schüttelte den Kopf.
    Dr.   Bläsius fuhr fort. »Nun kommen wir zur Letzten auf unserer Liste. Letzten November, Miriam Bosch, als vermisst gemeldet von ihrem Mann in Lippstadt,   NRW ; wenn sie noch lebt, ist sie noch immer sechsundvierzig Jahre alt, zwei Kinder. Pikanterweise ist sie eine Psychologin, Stationsleiterin in der Abteilung   III   des Zentrums für Forensische Psychiatrie in Lippstadt-Eickelborn, wo Straftäter behandelt werden, die an einer Persönlichkeitsstörung leiden, unter anderem Serienmörder.«
    Baginski sah sich verwundert das Foto an. »Wieder eine Brünette, aber Ellen nicht besonders ähnlich. Viel zu stämmig für meinen Geschmack.«
    Prinz schüttelte den Kopf. »Der Serienmörder schnappt sich eine Expertin für Serienmörder?«
    »Das hat er wohl nicht gewusst«, meinte Karras wegwerfend.
    Prinz starrte ihn an. »Der wusste es. Verlassen Sie sich drauf.«
    »Wieso?«
    Prinz ignorierte ihn. »Machen Sie weiter, Frau Dr.   Bläsius.«
    »Na ja, dazwischen liegt noch dieser neue Fall, über den wir bisher nur wenige Unterlagen bekommen haben. Oktober vor zwei Jahren, Maria Kovacs, als vermisst gemeldet von ihrem Mann in Bratislava, Slowakei, damals siebenunddreißig Jahre alt, vier Kinder. Seit wann er sie wirklich vermisste und ob er wusste, dass sie vielleicht irgendwohin wollte, wissen wir noch nicht.«
    Baginski wiederholte, was er bereits über sein Treffen mit der Frau in Regensburg gesagt hatte.
    »Das war auch im Sommer. Sehen Sie sich

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