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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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Hochdeutsch von Ihnen beiden den leichten Anklang eines Akzents heraus. Franken, würde ich sagen. Baginski hatte mit Bayern nie etwas zu tun.«
    Karras wirkte, als wollte er sich jeden Augenblick auf ihn stürzen. Dr.   Bläsius zuckte zusammen, sah ihn an. Karras unternahm eine sichtbare Anstrengung, sich zu beruhigen, und setzte sein schiefes Grinsen auf.
    »Wollen Sie damit andeuten, ich sei hinter mir selber her?«
    »Bis jetzt weiß ich nichts über Sie. Bald werde ich sehr viel über Sie wissen.«
    Die beiden starrten sich reglos an. Es war vollkommen still im Salon. Die Spannung war mit Händen zu greifen. Zwei Alphatiere, die sich abschätzten. Die Sekunden schlichen dahin. Dr.   Bläsius machte den Mund auf, wurde aber vom Fiepen eines Handys daran gehindert, etwas zu sagen.
    Karras holte sein Handy aus der Innentasche, meldete sich mit einem herrischen »Was?«, dann noch ein verblüfftes »Was?«, dann: »Das gibt’s nicht. Wo? Wo ist das? Ist sie schon auf dem Weg hierher? Gut. Wir fahren sofort los.« Er steckte das Handy weg. »Abmarsch, Trudi. Es ist etwas passiert.«
    Dr.   Bläsius packte die Akten eilig ein. »Wieder eine?«
    »Nein.« Karras wandte sich an Prinz. »Wir beide sprechen uns noch.«
    Damit rauschte er hinaus. Dr.   Bläsius schleppte den Aktenkoffer hinter ihm her.
    In dieser Nacht gab es den letzten Nachtfrost.

30.
    Am Mittwochmorgen …
    … wurden erst Prinz, dann Ollie von den Staatsanwälten, die dazu extra aufs Gut herauskamen, im Beisein von Andreas vernommen. Auf Andreas’ vorsichtige Nachfrage, wie die Sache denn nun stehe, wollten sie sich nicht äußern, aber offenkundig war ihnen nichts von dem neu, was Prinz und Ollie aussagten; sie hatten das also bereits von Agnes Behrens erfahren, und hinter ihrer höflichen und kollegialen Fassade schienen sie recht angespannt zu sein.
    »Die wissen jetzt schon, dass ihre Anklage den Bach runtergeht«, sagte Andreas, als sie weg waren.
    Als am Nachmittag auch Professor Rind eingetroffen war, versammelte sich das Team im Salon des Herrenhauses. Rind hatte den Vormittag bei Baginski verbracht, »der sich gefangen hat und recht guter Dinge ist, aber allein sein will«.
    »Also schön«, eröffnete Prinz. »Wir hatten alle Gelegenheit, eine Nacht über den Schock von gestern zu schlafen. Was halten wir von diesem plötzlichen neuen Vorwurf?«
    Er sah Rind an, doch der war ganz darin versunken, seine Pfeife zu stopfen, und schien gar nicht zuzuhören. Er tauschte einen kurzen Blick mit Ollie, der unmerklich den Kopf schüttelte. Auch Ingrid war gestern nicht dabei gewesen und hob die Schultern. Desirée wickelte eine Locke um einen Finger und starrte blicklos vor sich hin. Ihre andere Hand ruhte auf einem dicken Ordner.
    »Einerseits«, ergriff Andreas das Wort, nachdem sein Zigarillo brannte, »ist diese Anhäufung von Zufällen wirklich ein bisschen viel: Ein Mord, bei dem er in der Nähe war und in der Sache vernommen wurde, ein weiterer, für den er unter Anklage steht, und Fotos von ihm mit zwei Frauen, mit denen er sich erpressen ließ, die vermisst werden. Wenn ich anstelle von diesem Karras wäre, wäre er für mich auch der Hauptverdächtige.«
    »Bist du aber nicht«, sagte Prinz. »Du bist sein Verteidiger.«
    »Eben. Und als dieser bräuchte ich bei bisher vorliegender Erkenntnislage keine Minute, um diesen Vorwurf als völlig unbegründet zurückzuweisen. Im Wesentlichen mit den Argumenten, die du schon gebracht hast: Falls da wirklich ein Serienmörder sein Unwesen treibt, muss er ein Reisender sein, ständig unterwegs, auch im Ausland, was Baginski gar nicht kann. Übrigens könnte die ursprüngliche Einschätzung der Polizei auch zutreffen, und diese verschwundenen Damen können wirklich mit irgendeinem Romeo in sonnigeren Gefilden herumtollen. Und was du –«
    »Nein«, unterbrach Ingrid. »Dafür sind es zu viele. Wenn sie sich wirklich alle ähnlich waren …«
    »Nur die äußere Gesichtsform«, sagte Prinz. »Es muss Millionen Frauen mit diesem Gesichtstyp geben. Du hast auch so ein Gesicht, Ingrid, und Desirées ovales Gesicht ist ebenfalls nicht so verschieden.«
    Desirée tauchte bei Erwähnung ihres Namens kurz auf, versank aber gleich wieder in Gedanken. Prinz betrachtete sie, sagte aber nichts.
    »Wie auch immer«, fuhr Andreas fort, »jedenfalls könnte auch der schlaue Pate sich ein zusätzliches Druckmittel verschafft haben, genau wie du gesagt hast.«
    »Nein«, widersprach Prinz. »Das Argument

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