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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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einen Zettel.
    Karras fuhr herum zu Prinz. »Können wir uns das irgendwo ansehen?«
    »Äh, falls niemand was dagegen hat«, sagte Baginski, »dann fahr ich mal wieder.«
    Karras betrachtete ihn voller Abscheu. »Hat er noch die Fußfessel?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Andreas. »Wenn Sie ihn finden müssen, dann finden Sie ihn sofort.«
    »Hauen Sie ab, Mann. Gehen Sie mir aus den Augen.« Zu Prinz: »Was ist nun?«
    »In meiner Bastelbude«, sagte Ollie, »gibt es alles, was wir brauchen.«
    »In Ihrer   was ?«
    Baginski stieg in den Kangoo und fuhr weg. Angeführt von Ollie liefen alle zu dem gesonderten Eingang zu Ollies Technikreich im Keller des Gesindehauses.
    Der Hauptkommissar sagte zu Karras: »Ihr Stellvertreter hat etwas Wichtiges zu melden und lässt Ihnen lediglich mitteilen, es sei   komisch ?«
    »Der Idiot meint, er hätte Chef werden müssen.«
    »Nun, das erklärt einiges«, meinte Andreas leichthin.
    Karras wollte wütend etwas erwidern, doch sie hatten bereits Ollies Bastelbude betreten, der sich setzte, mehrere Rechner hochfuhr. Monitore flammten auf. Karras sah sich verblüfft um.
    »Eindrucksvoll«, kommentierte Dr.   Bläsius, die neben ihm stand.
    Ollies Finger huschten über eine Tastatur. Ein Monitor wurde schwarz, in der Mitte drehte sich ein weißer Pfeil im Kreis, in dem Kreis stand:   »Video buffering …«
    »Adresse auf Tuvalu im Pazifik«, sagte Ollie. »Langsamer Server.«
    Dann war ein grünliches Bild zu erkennen und leises Rauschen zu hören. Ein dunkler Raum, mit einer Nachtsichtkamera aufgenommen. Der Raum schien runde Wände und keine Fenster zu haben. Sonst ließ sich nichts über ihn sagen. In der Mitte des Bildes eine Matratze, auf der jemand unter der Decke schlief.
    »Das könnte der Raum sein«, flüsterte Dr.   Bläsius. »Der Raum, den sie beschrieben hat.«
    »Ruhe!«, zischte Karras. Zu Ollie: »Gibt es Ton?«
    »Bis jetzt nur dieses Rauschen.« Er stellte es lauter, wieder leiser.
    Von rechts trat ein Mann ins Bild, der eine Art Schal oder zusammengerolltes Tuch in beiden Händen hielt. Er war nicht zu erkennen.
    »Oh Gott!«, hauchte Dr.   Bläsius.
    Der Mann zog die Decke zurück. Auf der Matratze lag eine blonde Frau im Schlafanzug, die nicht aufwachte. Er drehte ihr Gesicht in die Kamera, hob den Kopf an, schlang das Tuch um ihren Hals. Ihr Gesicht war völlig ausgezehrt, aber es war noch zu erkennen.
    »Gabi Hoffmann aus Eutin«, flüsterte Dr.   Bläsius.
    Karras stand völlig erstarrt da, die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt.
    Der Mann zog das Tuch zusammen. Gabi Hoffmanns Mund klappte auf, ihre geschlossenen Lider wurden zu Beulen, doch sie schien so erschöpft zu sein, dass sie ziemlich lange nicht aufwachte. Dann riss sie die Augen auf und zappelte mit allen Gliedmaßen. Das Strampeln auf dem Bett war über dem Rauschen zu hören. Ollie stellte lauter. Eine verzerrte Stimme sagte im Tonfall eines Arztes, der an einem Patienten etwas Unangenehmes vornehmen muss: »Gleich vorbei, gleich vorbei.«
    Ganz leichter Anklang eines fränkischen Akzents.
    Dann war es vorbei. Die Frau war tot.
    Der Mann sah mit triumphierendem Grinsen in die Kamera.
    Matthias Karras.
    Der mit offenem Mund reglos auf den Monitor glotzte.
    Nicht merkte, wie die Hand von Dr.   Bläsius blitzschnell unter sein Jackett fuhr.
    Als er ihr verblüfft den Kopf zuwandte, hielt sie ihm bereits die Waffe an die Stirn.
    Nicht einmal Prinz war schnell genug.
    Vielleicht eine Hundertstelsekunde bevor er sich auf beide stürzte und sie zu Boden riss, drückte Dr.   Trudi Bläsius ab.
    Sie musste eine Arterie getroffen haben. Noch während er stürzte, schossen vorn und hinten Blutfontänen aus Karras’ Kopf.

33.
    Als Dr.   Trudi Bläsius, die seit der Tat kein Wort mehr gesagt hatte, und die Leiche abtransportiert worden waren und alle ihre Aussagen gemacht hatten, sagte Kriminaloberkommissar Torsten Bock, der überkorrekt gekleidete Dicke mit dem Beamtenschnäuzer, kopfschüttelnd zu Prinz: »Zum zweiten Mal eine Leiche auf Ihrem Gut, und wieder sind Sie es nicht gewesen.«
    Er war damals der Adlatus jenes unrühmlichen Hauptkommissars gewesen, der Prinz unschuldig hinter Gitter brachte, als sein Vater sich in einem jetzt immer verschlossenen Zimmer drüben im Herrenhaus erschoss.
    Die beiden   BKA -Leute waren gerade gegangen. Alle anderen waren wieder in Ingrids Wohnzimmer versammelt, geduscht und mit frischen Sachen, die blutbespritzte Kleidung hatte die

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