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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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ich …« Die Stimme versagte.
    »Du musst nicht«, wisperte ihr Mann ihr begütigend ins Ohr.
    »Doch.« Jetzt war die Stimme wieder kräftig. »Ich muss es wissen. Sie könnten es beide sein. Sagen Sie ihnen … Sagen Sie ihnen, sie sollen näher kommen und mir in die Augen sehen.«
    Der Hauptkommissar gab das durch, der Mann mit dem Funkgerät draußen eine Anweisung. Baginski und Karras traten ein paar Schritte vor und hoben den Blick.
    »Der links hat andere Augen. Braun. Der rechts hat blaue Augen, aber … aber … Können wir das Fenster kippen?«
    »Selbstverständlich.« Der Hauptkommissar kippte das Fenster. Vogelgezwitscher drang in den Raum.
    »Beide sollen hintereinander etwas sagen.«
    »Gut. Was sollen sie sagen?«
    Miriam Bosch schwieg lange Sekunden. Dann: »Dreh dich um, zieh die Hose runter. Beug dich vor. Zieh die Backen auseinander, ich will dein A…« Die Stimme versagte. Sie erschauerte.
    Desirée, Ingrid und Professor Rind sahen Dr.   Bläsius an, die bestätigend nickte.
    »Sehen?«, fragte der Hauptkommissar nach einer Pause.
    »Ja.« Entschlossen. »Sehen.«
    Nach der Anweisung des Mannes mit dem Funkgerät sahen sich Baginski und Karras an. Baginski räusperte sich und schüttelte den Kopf. Der Mann wiederholte die Anweisung. Baginski schüttelte noch einmal den Kopf. Dann riss er sich zusammen, sah Miriam Bosch an und sagte klar und deutlich: »Dreh dich um, zieh die Hose runter. Beug dich vor. Zieh die Backen auseinander, ich will dein Arschloch sehen.« Die Peinlichkeit stand ihm im Gesicht geschrieben.
    Karras wiederholte das. Da er es offenbar von der Vernehmung schon kannte, war es ihm nicht so peinlich.
    Miriam Bosch schüttelte den Kopf. »Die Stimme war verzerrt. Das Gesicht habe ich damals nur kurz gesehen, später, als er … als er … war es nicht zu erkennen. Die blauen Augen sprechen für den rechts. Aber es könnten beide sein.« Sie fing an zu weinen. Ihr Mann nahm sie in die Arme.
    »Es ist alles in Ordnung, Frau Bosch. Sie haben das großartig gemacht. Ich danke Ihnen. Es muss verdammt hart für Sie gewesen sein. Möchten Sie sich vielleicht einen Moment hinlegen? Oder gleich zurück in den Wagen?«
    Sie hatte sich wieder gefasst. »In den Wagen. In den Wagen. Nach Hause.«
    Der Hauptkommissar sprach Anweisungen in das Funkgerät. Alle fünf Männer verschwanden im Herrenhaus, alle Polizisten sicherten die Waffen und steckten sie weg, Jörg fuhr den Sprinter außer Sicht, Dirk den Ampera auf den Hof. Die Oberkommissarin geleitete die Boschs ohne Abschied hinaus.
    »Ich komme sofort nach«, sagte der Hauptkommissar.
    Draußen wurden die Boschs sofort von zwei der deutschen und den beiden französischen Polizisten umringt und zu den Wagen geführt.
    Der mit dem Funkgerät sah den Hauptkommissar an, der den Kopf schüttelte. Er steckte das Funkgerät weg und holte ein Handy hervor.
    Zwei der drei Wagen fuhren los. Kaum waren sie außer Sicht, kamen die fünf Männer, wieder in ihrem üblichen Zivil, aus dem Herrenhaus und eilten herüber.
    »Und?«, wollte Karras wissen.
    »Sie könnten es beide sein«, teilte der Hauptkommissar ihm nüchtern mit. »Sie und er. Blaue Augen sprechen für Sie.«
    »Was?« Karras war fassungslos. Dann schrie er, laut:   »Was?«
    Der Hauptkommissar hob die Schultern. Der Mann draußen telefonierte und notierte etwas.
    Baginski sagte: »Aber unsere Gesichter und unsere Stimmen sind doch völlig verschieden.«
    »Die Stimme war verzerrt, das Gesicht hat sie vor einem halben Jahr nur kurz gesehen, und nach allem, was seitdem mit ihr passiert ist …«
    »Nun«, ließ Andreas sich vernehmen, »jedenfalls hat sie   ihn   nicht identifiziert.«
    »Sie!« Karras schrie Prinz an. »Sie haben mir das eingebrockt! Sie hätte ihn erkannt, wenn nicht …« Er ließ den Kopf hängen, schüttelte ihn.
    »Sie haben vorhin in dem Sprinter Ihre Waffe entsichert«, sagte Prinz gelassen. »Sollten Sie sie nicht wieder sichern?«
    Karras hatte ihn offenbar gar nicht gehört. »Warum hab ich mich bloß darauf eingelassen? Nur weil wir ungefähr gleich groß sind und –«
    »Chef!«, rief der Mann von draußen.
    »Jetzt nicht, verdammt!«, schrie Karras.
    »Im Netz soll ein komisches Video aufgetaucht sein, Chef.«
    Karras ließ lautstark Luft ab und ging nach draußen, gefolgt von den anderen. »Was für ein komisches Video?«
    »Hauptkommissar Ebert in Wiesbaden sagte nur, es sei komisch. Sie hätten es gerade entdeckt. Hier ist der Link.« Er gab ihm

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