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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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Polizei eingesammelt. Es war inzwischen dunkel, nach zehn Uhr abends. Desirée hatte sich in einer Sofaecke zusammengekauert und wickelte mit weißem Gesicht eine Locke um einen Finger. Professor Rind saß besorgt neben ihr, Ingrid in einem Sessel auf ihrer anderen Seite.
    »Wenigstens gibt es daran diesmal keinen Zweifel«, sagte Prinz. Er stand am Fenster, ging manchmal auf und ab.
    »Einen Mord mit insgesamt acht Zeugen, darunter zwei Kriminalbeamte vom   BKA , hatte ich auch noch nicht«, stimmte Hauptkommissar Tobias Buggert zu.
    »Was soll denn dann der Aufwand da drüben?«, fragte Ollie und sah aus dem Fenster. Rot-weißes Absperrband zog sich um das ganze Gesindehaus. In seiner Bastelbude waren die Spurensicherer und Kriminaltechniker noch zugange. Hinter den kleinen Fenstern in Bodenhöhe brannte Licht. »Die Sache ist doch klar. Und wie lange soll das noch dauern?«
    »So lange, wie es eben dauert«, brummte Bock. »Muss schon alles gerichtsfest dokumentiert werden.«
    »Übrigens wird es wohl auf Totschlag hinauslaufen«, meinte Andreas. Die Hand mit dem Zigarillo zitterte leicht, sonst wirkte er äußerlich gelassen. »Da wird kein Gericht Vorsatz, Heimtücke und niedere Beweggründe feststellen können.«
    »Kriminaldirektor Karras vom   BKA   ist ein Serienmörder.« Kommissarin Elke Schadow schüttelte den Kopf. »Aber wo kommt dieses Video her?«
    »Vielleicht hat er es, nun, selbst ins Netz gestellt«, vermutete Professor Rind.
    Die drei Kriminalbeamten sahen ihn verblüfft an. Er erläuterte seine Theorie, dass Karras dem Drang, die Welt von seiner Genialität in Kenntnis zu setzen, nicht mehr widerstehen konnte.
    »Im Oktober wird er wegen erheblichen Versagens als Leiter einer großen Abteilung zu der wenig bedeutenden Vermisstenstelle versetzt. Im November sucht er sich als sein nächstes Opfer eine Expertin für Serienmörder aus. Irgendwann danach präsentiert er im   BKA   eine Liste aller seiner Opfer, doch man nimmt ihn nicht ernst. Im Februar geht er damit zu einer freien Psychologin, von der er weiß, dass sie sich seit Jahrzehnten nach ihm verzehrt. Aber Dr.   Bläsius fasst den Verdacht, der sich ihrem, äh, Unterbewusstsein aufdrängt, nicht einmal in Gedanken, wie sie gesagt hat. Er bringt Miriam Bosch nicht um, sondern nutzt seinen Urlaub, um sie betäubt nach Südfrankreich zu transportieren und dort in irgendeinem Turm abzulegen. Hier erklärt er sich zu einer Gegenüberstellung bereit. Mit dem Video wollte er auf Nummer sicher gehen.«
    »Wenn der Idiot seine Waffe gesichert hätte, was ich ihm auch noch gesagt habe, hätte das nie passieren können«, stöhnte Prinz. »Ich weiß nicht, ob Frau Doktor schon jemals eine Waffe in der Hand hatte, aber bis sie es geschafft hätte, das Ding zu entsichern, wäre ich da gewesen.«
    Professor Rind nickte. »Vielleicht war auch das, nun, hm, Absicht.«
    »Er wusste, dass sie ihn erschießen würde, wenn sie das Video sieht?«, fragte Ingrid erstaunt. »Und er wollte das?«
    »Wir können nicht wissen, was zwischen den beiden in den letzten Wochen, nun, alles vorgefallen ist. Ständig zusammen im Auto unterwegs, von einem Wohnort seiner Opfer zum nächsten, Gespräche mit den, äh, verzweifelten Anverwandten, abends in Restaurants, Hotels. Ewige Anbeter.« Rind schüttelte den Kopf. »Nie gehört. Ich muss mal nachschlagen, ob das überhaupt irgendwo erwähnt wird. Vielleicht hat sie es sich ausgedacht, um zu rationalisieren, dass sie diesem dominanten Männchen in Wahrheit, hm, rettungslos verfallen war. Ihre Beziehung zu ihm war ganz sicher viel mehr als das, was sie uns erzählt hat, und das muss er gewusst haben. Und was tut er? Faselt ihr lang und breit von seiner Manie mit einer anderen Frau vor.«
    »Jedenfalls hat er sich überhaupt nicht gerührt, als sie die Waffe aus seinem Holster zog«, sagte Prinz. »Er dreht den Kopf zu ihr, aber die Hände bleiben unten.«
    »Nun ja.« Hauptkommissar Buggert erhob sich, seine beiden Untergebenen folgten dem Beispiel. »Dann wollen wir Sie mal nicht weiter behelligen. Weitere Vernehmungen halte ich für überflüssig, aber mal sehen, was der Staatsanwalt meint, der den Fall kriegt. Sie bekommen irgendwann Vorladungen vom Gericht.« Er sah Andreas an. »Diese Dame werden Sie als Zeuge nicht verteidigen können, Herr Viehmann.«
    Andreas nickte. »Eigentlich schade.«
    Nachdem die drei Kriminalbeamten gegangen waren, gab Ingrid ein langes Seufzen von sich.
    »Und was machen wir

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