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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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Anrufen bei Ellens Kindern oder Saed, wie es gehe, ob alles in Ordnung sei. Saed ist mit seinem Wagen viel unterwegs, bis rüber ins Ruhrgebiet, runter nach Rhein-Main und hoch nach Hannover. Baginski sagte, er verkaufe ägyptischen Schmuck auf Wochenmärkten und so, wahrscheinlich deshalb. Sonst auch nichts Verdächtiges.«
    »Ich war ja an dem Dienstag, nachdem die Verhandlung ausgesetzt worden war, mit der Frau von Jürgen Kaiser, dem jüngeren der beiden Brüder, Kaffee trinken«, berichtete Ingrid. »Sie heißt Jutta und ist eigentlich ganz nett.« Sie wandte sich an Andreas. »Du weißt ja noch, sie ist aus dem Raum gestürzt, als wir alle bei dem älteren Bruder versammelt waren. Das alles habe sie furchtbar mitgenommen. Schon als Ellen Kaiser an ihrem Geburtstag von diesem Traum mit dem Missbrauch und der Tiefenhypnose erzählte, sei sie ganz entsetzt gewesen. Aber sonst sei in der ganzen Familie seit Jahren überhaupt nichts Ungewöhnliches vorgefallen. Wenn es Baginski tatsächlich nicht gewesen sein könne, müsse es die Russenmafia gewesen sein, eine andere Erklärung gebe es nicht. Ich fragte dann, wer an dem Geburtstag alles dabei war, als Ellen das erzählte. Es war erst, als die anderen Gäste schon gegangen und die Kinder im Bett waren, nur die sonstige Familie war noch da und Saed, außerdem Achim.«
    »Der wusste es also auch«, sagte Prinz.
    »Ich fragte, ob Jutta sonst irgendjemandem davon erzählt habe, und sie sagte, nur Renate, ihrer besten Freundin. Renate wollte sie auf keinen Fall in so was reinziehen, sie ließ sich nicht dazu bringen, den Nachnamen zu verraten.«
    »Renate«, wiederholte Ollie, schwang auf seinem Drehstuhl herum, ließ die Maus klicken, tippte. »Ein Programm, das in den Telefonaten nach bestimmten Begriffen sucht«, erklärte er. »Ich suche erst mal nur in den Telefonaten von Jürgen und Jutta Kaisers Anschluss. Da haben wir sie schon. Nur eine Person wird am Telefon mit Renate angeredet. Telefonnummer auch in Melsungen. Mal sehen, ob die Rückwärtssuche funktioniert oder geblockt ist. Nee. Trägt den schönen Namen Meier, Anschluss gemeldet auf einen Eberhard Meier.« Er notierte etwas, gab den Zettel Desirée. »Anschrift und Telefonnummer.«
    »Eberhard und Renate Meier«, sagte sie. »Wahrscheinlich auch ganz normale Leute.« Sie steckte den Zettel weg.
    »Achim Wiederecht«, fuhr Ollie fort. »Zweiundfünfzig Jahre alt, beschäftigt bei den Melsunger Stadtwerken, da ist er Wassermeister, zuständig für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung. Lebt jetzt allein in dem von den Eltern geerbten Haus in Melsungen, zahlt anscheinend keinen Unterhalt, die Kaisers sind ja reich. Er hat ursprünglich Ellens Haus gekauft, wahrscheinlich gab es da irgendeinen Deal. Das könnte bedeuten, dass er auch Ellen nichts zahlte, als sie noch lebte, dann würde Geld als Motiv wegfallen. Auch er ruft oft besorgt an, redet knapp und höflich mit Saed, aber sie scheinen sich nicht schlecht zu verstehen, Saed hat einmal gebeten, ob Achim ihn in eine Pokerrunde reinbringen könnte, und Achim hat versprochen, sein Bestes zu tun. Sophie redet auffällig distanziert mit ihm, er wird meist schnell an Marie weitergereicht, bei der er sich einzuschleimen versucht. Ob sie sich was wünscht, ob sie Geld braucht, wann sie mal wieder bei ihm übernachtet, wann sie mal wieder zu zweit wegfahren, ob sie es nicht auch schade fände, dass sie wegen des Prozesses in den Osterferien nicht wegfahren konnten. Marie geht darauf ein, aber ohne große Begeisterung. Sonst telefoniert er erstaunlich wenig, meist mit seinen Mitarbeitern, klingt dann extrem brummelig. Offenbar keine neue Freundin. Er verbringt die Freizeit meistens allein daheim, sieht den ganzen Abend fern, am Wochenende zieht er sich manchmal den ganzen Nachmittag Pornos aus dem Internet rein.«
    »Ein außerordentlich, nun, tristes Leben«, meinte Professor Rind. »Alkohol?«
    »Klingt wie vier, fünf Bier an Freitag- und Samstagabenden, sonst nichts.«
    »Der Typ macht sonst gar nichts?«, fragte Prinz. »Keine Besucher?«
    »Kein einziger in den zwei Wochen, seit ich seine Hütte verwanzt habe. Das Auto hat er nur benutzt, um zum Prozess nach Kassel zu fahren. Anscheinend läuft er zur Arbeit, wohnt nur ein oder zwei Kilometer entfernt. Ich weiß nicht, was er so für Arbeitszeiten hat, geht morgens um zehn vor acht aus dem Haus, aber unter der Woche kommt er außer freitags öfter ziemlich spät heim. Nie vor acht. Manchmal erst um neun

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