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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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schlich ebenfalls den Pfad entlang und lugte durch das hintere Tor. Da sie nichts weiter bemerkte, ging sie um den Block, baute sich vor dem vorderen Stahlgittertor auf und spähte hindurch. Dann musterte sie die geparkten Wagen, linste noch mal durch das hintere Tor, verschwand endlich in ihrem Haus. Ollie setzte Jörg und Dirk mit Nachtsichtgeräten in Bewegung, die erst nach drei Uhr morgens ganz sicher waren, dass in dem Haus niemand mehr hinterm dunklen Fenster stand, sodass Desirée und der Professor hinausschleichen konnten.
    In derselben Nacht zog Baginski wieder aufs Gut Holdorf, wo die Sitzungen bis auf Weiteres stattfanden.
    »Die Wohnung«, erzählte er, »war wirklich sehr klein, die Miniküche nur eine Nische.
    ›Ich hab auch was besorgt‹, sagte sie. Drei Flaschen Wein standen herum.
    ›Du kiffst noch?‹
    ›Na ja, du kennst mich doch, höhö. Du nicht mehr?‹
    ›Doch, manchmal, wenn ich alte Freunde in Dortmund besuche, ziehe ich mal dran.‹ Wobei immer viel gelacht wurde: der Staatsanwalt mit einem Joint im Mund. Ellen kochte etwas, während ich den Wein aufmachte. Sophie wollte beim Essen auf meinem Schoß sitzen. Es war alles von einer berückenden Selbstverständlichkeit. Ellen brachte das Kind in dem anderen Zimmer ins Bett. Sie kam zurück, lächelte. ›Du sitzt einfach da und liest.‹
    ›Äh, ’tschuldige, soll ich irgendwas …?‹
    ›Nein, ich meine, du rennst mir nicht dauernd hinterher wie Achim, du liest.‹
    Aber dann, im Bett, klappte es nicht. ›Zu meinem Entsetzen‹, sagte ich, ›stelle ich fest, dass sich bei mir gar nichts tut.‹
    ›Ja, ich merk das auch.‹
    Ich glitt mit dem Kopf runter und leckte sie. Ihr Schamhaar war fast genauso hell. Sie seufzte. Sie schmeckte außerordentlich gut. Irgendwann zog sie mich hoch. ›Was ist?‹
    ›Ach, Ewald.‹ Sie küsste mich. ›Bleib mal hier oben.‹
    Wir hielten uns in den Armen, bis sie dann doch wieder rüberging, um wie jede Nacht bei ihrer Tochter zu schlafen. Als ich aufwachte, hörte ich Ellen drüben intensiv tuscheln. Anscheinend machte sie Sophie klar, dass da ein Kerl im anderen Zimmer liegt. Das Kind kam rübergestürmt und sprang mit Gelächter auf mich. Ich fuhr nach Hause. Nachmittags kam Manuela zurück, wir schliefen miteinander, es klappte alles. An zwei Tagen hintereinander mit zwei Frauen im Bett, das war mir noch nicht passiert. Natürlich kam Manuela prompt dahinter. Sie meinte: ›Ich hab gleich gedacht, ich hätte an deinem Gesicht eine fremde Möse gerochen.‹ Nun konnte mir Manuela meine ›außerhäusige Affäre‹, wie sie so etwas nannte, schlecht verbieten, sie war ja auch nicht immer treu, und sie tat es auch nicht. ›Ich habe immer mit Affären gerechnet‹, sagte sie. Allerdings konnte sie nicht begreifen, was da passierte. Und ich konnte es nicht erklären, weil ich es selber nicht wusste. Ellens Gesicht, Ellens Haar, Ellens Stimme. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, mich nur mit Mühe auf die Arbeit konzentrieren. Einerseits hatte ich nur noch Ellen im Kopf, zum zweiten Mal frisch verliebt in sie und wieder bis zum Wahnsinn, ständig überwältigten mich Anfälle eines plötzlichen, lähmenden und wärmenden Ellen-Gefühls. Und es passierten eigenartige Dinge. Ich saß im Wagen und konnte kaum noch weiterfahren, so überwältigend war dieses unbeschreibliche Ellen-Gefühl. Kaum im Büro, rief ich sie an und hörte ihre Stimme lächeln: ›Ich habe gerade ganz intensiv an dich gedacht.‹
    ›Mich hat eben die Liebe zu dir völlig überwältigt, im Auto. Haben wir beide gespürt, dass der andere …? Kann es so was geben?‹
    ›So was gibt es, Ewald‹, versicherte sie. ›Ganz bestimmt.‹
    Aber andererseits fühlte ich mich rundum wohl in meinem Leben mit Manuela und wollte sie nicht verlassen. Außerdem musste ich damit rechnen, dass Ellen mich jederzeit wieder zurückstoßen konnte. Das kannte ich ja zur Genüge.«
    Professor Rind lächelte, als hätte er so etwas schon hundertmal gehört. »Hier die Sicherheit, dort das Abenteuer, hm? Hier die Mutter, dort die, hm …«
    Baginski starrte ihn an. »Das kann schon sein, bloß gibt es da eine hinterhältige Pointe. Mit der ›Mutter‹ hatte ich nämlich weiter – und trotz allem – großartigen Sex, sobald sie die gelegentlichen Potenzschwierigkeiten überwunden hatte. Während, und das war das Verflixte, es mit der ›Geliebten‹ und mir im Bett einfach nicht klappen wollte. Irgendwann ließen wir das sein. Doch ich

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