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Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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und noch einer.
Die Verteidiger hüteten wachsam das Tor, und Urf m begann schon die Geduld zu
verlieren, als ihm ein tückischer Gedanke kam, den selbst der Weise Scheuch nicht hatte
voraussehen können.
Nachts trat Urfin ein paar Schritte seitlich vom Tor an die Mauer heran und warf seinen
Liebling, den scharfzähnigen Holzclown, hinüber. Dabei gab er ihm folgenden Auftrag:
„Du mußt unter den Bürgern einen Verräter finden, der uns das Tor öffnet. Zum Lohn
versprich ihm in meinem Namen das Amt des Obersten Zeremonienmeisters, einen Haufen
Gold und … kurz, versprich, was du willst, später werden wir’s uns ja überlegen können.”
Der Clown flog also über die Mauer und fiel auf ein weiches Blumenbeet. Er war aber
sogleich wieder auf den Beinen und huschte wie eine Ratte durch die dunklen Straßen der
Stadt.
Im ersten Haus, in das er sich durch die angelehnte Tür geschlichen hatte, saß ein zittriger
Greis mit seiner Frau.
Die beiden interessierten den Kundschafter nicht, und er ging weiter.
In einem anderen Haus stand ein Fenster offen, aas dem Gesprächsfetzen drangen:
„‘ne Schande … wir hätten … zu Hilfe … Waffen da wären…”
Der Clown begriff, daß er auch hier nichts zu suchen hatte.
Er kam an vielen Häusern vorbei, bis er schließlich eines sah, das größer und schöner war
als die anderen. Zwei Männer traten aus der Tür und blieben auf der Treppe stehen.
Der erste sagte:
„Du bist, verehrter Ruf Bilan, dem Scheuch also immer noch böse?”
Der zweite, ein kleiner, feister Mann mit rotem Gesicht, erwiderte zornig:
„Soll ich mich vielleicht mit der Strohpuppe aussöhnen, die ohne jedes Recht auf dem
Herrscherthron unserer Stadt sitzt?
Hätte mir dieser Thronräuber wenigstens ein Amt gegeben, das meinem Geist und meinen
Verdiensten angemessen wäre! Er hat es aber nicht getan! Soll ich, ein Ruf Bilan, mich mit
dem nichtigen Titel eines Aufsehers des Schloßbades zufriedengeben? Eine Schande!”
Der Gast hatte sich verabschiedet, und der Hausherr wollte schon die Tür schließen, als er
unten jemanden piepsen hörte:
„Verzeihung, verehrter Ruf Bilan! Ich hab dir etwas zu sagen!”
Der erstaunte Dicke ließ den Clown ins Haus eintreten.
Drinnen sprang die Puppe auf den Tisch, blickte sich nach allen Seiten um und flüsterte
dem Hausherrn ins Ohr:
„Ich komme vom mächtigen Zauberer Urfin. Was er kann, das siehst du an mir. Er hat
mich, eine Holzpuppe, zum Leben erweckt. Das haben selbst die Zauberschwestern
Gingema und Bastinda nicht vermocht.”
„Was wünschst du von mir?” stammelte Ruf Bilan.
„Daß du in den Dienst meines Herrn trittst. Er wird dich reich und mächtig machen und
alle deine Wünsche erfüllen …”
Ruf Bilan versprach, jeden Befehl des neuen Zauberers auszuführen. Dann warf er den
Clown zurück über die Mauer, und dieser meldete Urfin, daß der Auftrag erfüllt sei.
Am nächsten Morgen trat Ruf Bilan vor den Scheuch und erklärte, er wolle die Stadt
verteidigen helfen. Dann stand er den ganzen Tag auf der Mauer, warf Steine hinab und
brachte sogar einen Feindsoldaten zu Fall. Der Scheuch lobte Ruf Bilan für seine
Tapferkeit und Ausdauer.
Spätabends kam Rufs Diener mit einem Korb Proviant und einem Fäßchen Wein, und Ruf
teilte alles großzügig mit seinen Kampfgefährten. Din Gior und Faramant tranken den
wein, ohne auf seinen sonderbaren Beigeschmack zu achten, und fielen sofort in einen
tiefen Schlaf, denn Ruf hatte ein Schlafpulver in den Wein geschüttet.
Er und sein Diener fesselten den Scheuch, räumten die Steine vom Tor weg. und die
Holzarmee zog in die Smaragdenstadt ein.
Am Morgen wurden die Einwohner von Trompetenschall geweckt. Ein Herold, in dem sie
Bilans Diener erkannten, verkündete, daß von heute an der mächtige Urfin Herrscher der
Smaragdenstadt sei, dem ein jeder widerspruchslos gehorchen müsse. Widrigenfalls
würden schwere Strafen verhängt werden.
Der Weise Scheuch wurde in den Schloßkeller geworfen. Nun saß er zerknirscht da, es war
ihm elend zumute. Nicht, daß er der verlorenen Macht nachgetrauert hätte - das konnte er
leicht überwinden, - ihn plagte vielmehr der Gedanke, daß dem Eisernen Holzfäller, der
ihm zu Hilfe eilte, Unheil drohte. Und er wußte nicht, wie er ihr warnen sollte. Faramant
und Din Gior, die in dem gleichen Keller eingesperrt waren, bemühten sich vergeblich, den
gestürzten Herrscher zu trösten.
DIE GEFANGENNAHME
DES EISERNEN HOLZFÄLLERS
    Am nächsten Tag zog

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