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Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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(die Elster baute aus ihm später ein prächtiges Nest) und
begann mit seiner schweren Keule die Holzköpfe zu bearbeiten.
Es gelang ihm, die Ordnung notdürftig wiederherzustellen. Die Armee hatte indessen die
Vögel abgewehrt und trampelte nun auf das Tor zu. Wegen des Getümmels hatte sie aber
viel Zeit verloren, und Kaggi-Karr schaffte es gerade noch, die Stadt vom Anzug des
Feindes zu benachrichtigen.
Din Gior lief zum Tor. Er hatte sich den langen Bart über die Schulter geschlagen, und
während er durch die Straßen fegte, schrie er:
„Hilfe! Hilfe! Feinde im Anzug!”
Die Einwohner folgten aber nicht dem Ruf, sondern verkrochen sich in ihren Häusern.
Din Gior erreichte das Tor, das Faramant fest verschloß. Die beiden begnügten sich aber
nicht damit, sondern brachen Steine und Kristalle aus dem Pflaster heraus und türmten sie
hinter dem Tor auf.
Dieses war bereits bis zur Hälfte verrammt, als draußen heftig geklopft wurde.
„Aufmachen, aufmachen!” schrie jemand.
„Wer ist da?” fragte Faramant.
„Urfin, der mächtige Herrscher des Blauen Landes!”
„Was wünscht Ihr?”
„Die Smaragdenstadt soll sich ergeben und mich als ihren Gebieter anerkennen!”
„Niemals!” entgegnete Din Gior.
„Dann werden wir eure Stadt im Sturm nehmen!”
„Versucht es doch!” erwiderte der Langbart.
Din Gior und Faramant hoben ein paar große Steine und Kristalle auf, stiegen auf die
Mauer und verbargen sich hinter einem Vorsprung.
Die Soldaten hämmerten mit Fäusten, Füßen und Stirnen gegen das Tor. Dann gingen sie
in den nahen Wald und fällten dort einen hohen Baum, schleppten ihn herbei, stellten sich,
von den rotbemalten Unteroffizieren angetrieben, in zwei Reihen auf, hoben den Stamm an
und rammten ihn krachend gegen das Tor.
Din Gior schleuderte einen mächtigen Kristall hinab, der Urfins Schulter traf und ihn
umwarf. Ein zweiter Stein sauste auf Lan Pirots Kopf nieder, der ein Loch bekam, von dem
nach allen Seiten hin Risse gingen.
Urfin sprang auf und stürzte davon, der Palisandergeneral folgte ihm auf dem Fuße. Als die
Holzköpfe ihre Führer Reißaus nehmen sahen, taten sie das gleiche.
Es war eine panische Flucht. Unteroffiziere und Soldaten stolperten übereinander, fielen
und rafften sich wieder auf, warfen im Lauf Knüppel und Säbel fort, und ganz hinten lief,
vor Angst brüllend, Meister Petz. Oben auf der Mauer lachte schallend der Langbart.
Weit draußen vor der Stadt kam das Heer zum Stehen. Urfin rieb sich die Schulter und
schimpfte den General einen Feigling.
Dieser rechtfertigte sich mit seiner schweren Verwundung und betastete seinen
zerschlagenen Kopf.
„Ihr seid ja auch geflohen, Gebieter”, sagte Lan Pirot.
„Holzkopf!” schrie Urfin empört. „Euren Schädel werd ich schon flicken, und wenn er
wieder aufpoliert ist, sieht er wie neu aus. Wenn aber mein Kopf ein Loch bekommt, bin
ich mausetot!”
„Was bedeutet tot?”
„Blödian!” entgegnete Urfin wütend und brach das Gespräch ab.
Der Vorfall endete damit, daß die Soldaten für alles verantwortlich gemacht und mit
Knüppeln gezüchtigt wurden.
Die Armee wagte keinen neuen Angriff und schlug nicht weit vom Tore ihr Lager auf.
Die Belagerung der Stadt begann. Zwei- oder dreimal zeigten sich die Holzsoldaten vor
dem Tor, aber von den Mauern flogen ihnen Steine entgegen, und sie zogen jedesmal
wieder ab.
Es schien, als ob die Stadt uneinnehmbar sei. In der Verteidigung gab es aber schwache
Stellen. Ersteres bestand die Möglichkeit, daß die Lebensmittelzufuhr aufhört. Die
Einwohner würden dann wohl einige Tage von ihren Vorräten leben, doch wenn diese zu
Ende sind und der Hunger beginnt, würden sie aufbegehren und die Übergabe der Stadt an
den Feind fordern. Zweitens könnten Din Gior und Faramant, die einzigen Verteidiger des
Tores, einmal von Müdigkeit übermannt werden, und das konnte sich der Feind zunutze
machen, um die Stadt zu überrumpeln.
All das bedachte der Scheuch mit seinem klugen Gehirn und traf die notwendigen
Maßnahmen. Unter den Höflingen und der Bürgerschaft fanden sich keine verläßlichen
Leute, und so siedelte er denn selber in das Wächterhäuschen Faramants über, was sich
schon in der ersten Nacht als sehr vernünftig erwies.
Der Scheuch hieß Faramant und Din Gior, die furchtbar müde waren, schlafen gehen,
nahm ihren Platz auf der Mauer ein und blickte mit seinen stets offenen, aufgemalten
Augen auf das weite Feld hinaus. Da sah er, daß Urfin zum Sturm

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