Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
Vom Netzwerk:
der Herold wieder durch die Straßen. Er verkündete, daß die
Einwohner der Smaragdenstadt, die dem mächtigen Urfin dienen wollen, bei ihm gnädige
Aufnahme finden und Ämter am Hof bekommen würden.
Außer Ruf Bilan fanden sich aber nur wenige, übel beleumdete Bürger, die der Lockung
folgten.
Ruf erhielt das Amt des Obersten Zeremonienmeisters. Als er aber den Herrscher an die
Belohnung erinnerte, die ihm in Gold versprochen worden war, tat Urfin sehr erstaunt. Der
Clown, sagte er, habe ihn falsch verstanden, er hätte ihn zu solchen Versprechungen nicht
ermächtigt.
Auch die anderen Überläufer bekamen hohe Posten. Urfin ernannte sie zu Ordnern und
Aufsehern …
Ihre Zahl reichte jedoch nicht für einen üppigen Hof, wie ihn Urfin erträumte. Vergeblich
sandte er Boten zu den ehemaligen Höflingen des Scheuchs. Obwohl diese es gewohnt
waren, den ganzen lieben Tag mit Schwatzen und Kichern am Hofe zu verbringen, und
sich dabei einbildeten, wichtige Staatsgeschäfte zu versehen, schlugen sie Urfins Angebot
aus.
Jedermann verachtete die neuen Höflinge. Besondere Verachtung und Haß aber empfanden
die Leute gegen Ruf Bilan, den Verräter.
Jetzt zeigte er sich nur noch in Begleitung zweier Holzköpfe in der Stadt. Auch die anderen
Räte wagten sich nicht ohne Eskorte auf die Straße.
Urfin hatte von Ruf Bilan erfahren, daß der Scheuch die Krähe nach dem Eisernen
Holzfäller geschickt hatte. Er rechnete sich aus, wann dieser zu erwarten sei, und bereitete
ihm eine Falle.
Bilan vertauschte seine vornehme Hoftracht gegen einen einfachen Rock und nahm den
Platz Faramants im Wächterhäuschen vor dem Tor ein.
Unter dem Torbogen lauerte ein Zug Holzsoldaten unter Unteroffizier Arum mit Stricken
in den Händen dem Holzfäller auf …
Unterdessen flog Kaggi-Karr unangefochten in das Land der Zwinkerer, wo sie den
eisernen Mann, einen großen Schmiedehammer in den Händen, auf der Straße antraf.
Als die Zwinkerer dem Holzfäller vor wenigen Monaten die Herrschaft über ihr Land
angeboten hatten, sagten sie zu ihm:
„Ein Herrscher, wie Ihr es seid, ist gerade der richtige für uns: Ihr eßt nicht, Ihr trinkt nicht,
also werdet Ihr uns auch keine Steuern auferlegen…”
Die Zwinkerer bekamen mehr, als sie erwartet hatten. Der Eiserne Holzfäller trieb nicht
nur keine Steuern ein, sondern arbeitete sogar für seine Untertanen. Er sehnte sich nach
Elli, dem Scheuch und dem Tapferen Löwen, und da er Faulenzen nicht gewöhnt war, zog
er am frühen Morgen aufs Feld hinaus, wo er mächtige Steine zerkleinerte, mit denen er
dann die Straßen pflasterte, was den Zwinkerern in zweierlei Hinsicht zustatten kam.
Erstens wurden die Felder von Steinen gesäubert, und zweitens entstanden erstklassige
Straßen, die in alle Teile des Landes führten.
Bei der Nachricht, der Scheuch sei in Gefahr, warf der Holzfäller den Hammer fort, lief in
das Schloß nach der Axt und machte sich sofort auf den Weg. Die Krähe, die sich auf seine
Schulter gesetzt hatte, schilderte ihm ausführlich die traurigen Neuigkeiten.
Die Zwinkerer rieben sich die Augen und zwinkerten wehmütig dem davonziehenden
Herrscher nach .
… Der eiserne Holzfäller näherte sich der Smaragdenstadt. Ringsum war alles still. Urfins
Lager gab es nicht mehr, das Tor war wie gewöhnlich verschlossen.
Der Holzfäller klopfte. Im Fensterchen zeigte sich das rote Gesicht Ruf Bilans.
„Wo ist Faramant?” fragte der Holzfäller verwundert.
„Er ist krank. Ich hab ihn abgelöst.”
„Was ist eigentlich los bei euch?”
„Ach, nicht der Rede wert. Feinde hatten uns überfallen, wir haben sie zurückgeschlagen,
und dann sind sie mit großen Verlusten abgezogen.”
„Und wie geht’s dem Scheuch?”
„Er ist wohlauf und guter Dinge und erwartet Sie schon, verehrter Herr Holzfäller! Bitte
sehr, kommen Sie herein”, sagte Ruf Bilan und öffnete die Pforte. Kaum war der eiserne
Mann unter den dunklen Torbogen getreten, da wurde ihm die Axt entrissen, und er fühlte,
wie Stricke seine Brust umschnürten. Nach einem kurzen verzweifelten Kampf lag er
gefesselt am Boden. „Verrat!” schrie Kaggi-Karr, der es gelungen war, vor dem Zugriff der
Holzköpfe auf die Mauer zu flüchten.
Die Krähe sah, wie der entwaffnete und gefesselte Holzfäller in das Schloß geschleppt
wurde, gefolgt von den traurigen Blicken der Bürger, die hinter ihren halbgeöffneten
Fenstern standen.
Die Krähe beobachtete den Zug von weitem. Dann flog sie ihm nach und

Weitere Kostenlose Bücher