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Der Schlittenmacher

Der Schlittenmacher

Titel: Der Schlittenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Norman
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Verantwortung gerecht werden kann.«
    Der Friedensrichter ordnete seine Unterlagen und blickte aus dem Fenster auf den Regen hinaus. »Ich fürchte, es hat noch niemand daran gedacht, mir ein Glas Wasser zu geben«, sagte er schließlich.
    Cornelia Tell ging in die kleine Speisekammer der Bibliothek und kam mit einem Glas Wasser zurück, das sie vor dem Friedensrichter auf den Tisch stellte.
    »Danke«, sagte er. Worauf Cornelia Tell antwortete: »Sie hätten nur zu fragen brauchen.«

    »Also, Mr. Hillyer«, begann der Friedensrichter wieder, »nachdem wir Ihre seelische Verfassung am letzten Tag in Hans Mohrings Leben rekonstruiert haben – können Sie uns nun sagen, wann Sie beschlossen haben, welche … Methode , nennen wir’s mal so … ich will sagen, wann Sie beschlossen haben, wie Sie Hans Mohring angreifen würden?«
    »Meinen Sie damit, ob es ›geplant‹ war?«, fragte mein Onkel.
    »Ich spiele darauf an, dass Sie eine Schlittenkufe als Waffe benutzt haben«, antwortete Junkins.
    »Ich habe die Kufe genommen, weil sie gerade neben der Tür lehnte, als ich hinausging, um nachzusehen, ob Hans Mohring schon gekommen war«, erklärte mein Onkel.
    »So einfach war das.«
    »Meine Hand auf die Bibel«, sagte mein Onkel.
    Im nächsten Augenblick hörte man einen leisen Aufschrei von Tilda, dann fasste sie sich wieder und ging zum Regal hinüber. Sie zog den Webster heraus, trug ihn zu ihrem Vater hinüber und legte ihn vor ihm auf den Tisch. »Schwör es mir, Pop«, sagte sie, dann nahm sie seine rechte Hand, legte sie auf das Wörterbuch und drückte ihre Hand auf die seine. »Schwör es mir auf sein Lieblingsbuch, dass du nicht vorhattest, meinen Mann umzubringen. Schwör mir, dass es plötzlich über dich kam, weil Mom gestorben war. Weil Mutter umgebracht wurde. Vater, schwör mir, dass du es nicht wolltest, sondern dass es dir einfach passiert ist.«
    »Ich unterbreche die Verhandlung!«, warf Friedensrichter Junkins mit Nachdruck ein.
    Der Friedensrichter ging durch die Speisekammer und durch die Hintertür hinaus ins Freie, doch es dauerte eine ganze Weile, bis auch die anderen aufstanden und den Raum verließen,
und das lag nicht nur am strömenden Regen. Aber irgendwann waren nur noch Tilda und ihr Vater in der Bibliothek.
    Deine Mutter hat mir nie erzählt, was sie gesprochen haben. Falls sie überhaupt ein Wort gewechselt haben.
    Bevor die Verhandlung am Nachmittag fortgesetzt wurde, sagte der Friedensrichter: »Wenn Sie Sandwiches oder sonst etwas hierhaben, dann halten Sie sich bitte freundlicherweise im Hintergrund.« Er setzte sich an seinen Platz. Und tatsächlich hatten sich gar nicht so wenige ein Lunchpaket eingepackt oder schnell in der Bäckerei ein Sandwich, ein Honigbrot oder gar eine Heilbuttfrikadelle gekauft. Cornelia war schon vor der Verhandlungspause gegangen, kurz nachdem sie dem Friedensrichter sein Glas Wasser gebracht hatte. Sie hatte schon daran gedacht, dass die Leute in der Pause in die Bäckerei kommen und sich etwas zu essen holen würden.
    »Also«, begann Junkins, »Mr. Hillyer hat mir mitgeteilt, dass er eine Erklärung abgeben möchte, und ich werde ihm das gestatten. « Er nickte meinem Onkel zu.
    Donald verkündete: »Ich übertrage meine Schlittenmanufaktur hiermit offiziell meinem Neffen Wyatt. Er und ich hatten keine Gelegenheit, darüber zu sprechen, aber das ist meine Absicht.«
    Ich möchte zwei Dinge zu dieser Erklärung sagen, Marlais. Erstens, dass alle Anwesenden mit großem Interesse verfolgt hatten, was mein Onkel zu sagen hatte, obwohl es überhaupt nicht zusammenhing mit den tragischen Ereignissen, um die es bei dieser Verhandlung ging. Donald musste ins Gefängnis, daran zweifelte niemand. Man wusste nicht, wann oder in welches Gefängnis, aber allen war klar, dass Donald längere Zeit keine Schlitten bauen würde, vielleicht nie mehr. Zweitens nahmen bestimmt alle an, ich sei ein Zeuge des Mordes gewesen,
nachdem mein Onkel erwähnt hatte, dass ich Hans Mohring kurz zuvor geholt hatte und mit ihm zum Haus meines Onkels gekommen war. Die Frage war nun, wie ich mich verhalten hatte, ob ich meinem Onkel bei der Tat geholfen hatte oder ob ich ihn daran hindern wollte – und natürlich, ob ich gestehen und ebenfalls ins Gefängnis gehen würde. Wenn ja – was würde dann aus dem Schlittengeschäft werden? Das war eine Frage, die alle im Ort interessierte.
    »Das gehört jetzt nicht hierher«, meinte der Friedensrichter.
    Mein Onkel wandte sich seinen

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