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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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Dummheit, keine Taschenlampe mitgenommen zu haben. E ine Viertelstu n de ging er zügig voran und sah sich in einem Meer von Schatten wieder. Ein wenig Licht fiel auf den Weg und schien ihn deutlich zu b e leuc h ten, es fühlte sich dennoch an, als wäre es bereits tief in der Nacht. Als er sich einmal umblickte, konnte er den Ei n gang zu diesem Wald nicht mehr sehen. Er würde den Rückweg nur fi n den, wenn er dem Pfad zurück folgen würde, doch er war sich nicht mehr sicher, dass ihn der Pfad wirklich zurückbringen wü r de. Die Sti m mung des Waldes legte sich quälend auf sein Gemüt. Es war, als würde e r ihn deprimieren. Nicht die übliche Sti m mung, die durch Dunkelheit einherging, sondern eine beso n ders unerklärliche Bet rüb theit , die er nicht durch positive Geda n ken abwehren kon n te.
    Am meisten verwirrte ihn die Stille des Waldes, seit er ihn betr e ten hatte und die Vögel aufgehört hatten zu kreischen . Vor ihm lag ein leicht von eindringendem Licht beleuchteter Weg, der scheinbar ins Nirgendwo führte und hinter ihm sah es nicht a n ders aus.
    Nachdem er über eine Stunde marschiert war blickte er auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass sie stehen geblieben war und zwar im selben Augenblick, als er durch die Dimensionen g e wandert war und diese Welt betreten hatte. Möglicherweise eine magnetische En t ladung beim Wechsel der Dimensionen, oder etwas, das die Zeit verändert hatte. Unter Umständen befand er sich gar nicht in einer fremden Welt, sondern lediglich in einer fremden Zeit. Seine Uhr jedenfalls, kon n te nicht mehr arbeiten. Entweder waren die Batterien durcheinander gekommen oder die Zeit selbst. Er wusste es nicht, konnte nur vermuten.
    Er fing an, diese Welt zu verfluchen. Seine üblichen Suizid-Gedanken fielen über ihn her wie nächtliche Taschenräuber. Hä t test du es einfach nur getan, dann hättest du dir diesen qualvollen Tod erspart ... derlei Geda n ken hatte er zwar häufig in letzter Zeit gehabt, doch nie waren sie von solcher Intensität. Seine Uns i cherheit quälte ihn nachhaltig und die qualvolle Stille dieses sel t samen Waldes steigerte seine negative Stimmung ins U nendl i che. Dieser Wald schien schlechte Stimmungen zu verbreiten , ja ger a dezu hervorzurufen, wie ein stinkender Sumpf, der vom moosve r seuchten Boden auszug e hen schien und er wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich zu sterben...

6

    Lil schreckte auf. Seine Gedanken waren zwar schmerzhaft laut in seinem Kopf, dennoch hatte er ein Geräusch ve r nommen . Nach langem schweigendem Marsch das erste Geräusch , das seine , mittlerweile sensibilisierten Sinne , wahrgenommen hatten. Er ko n zentrierte seine Gedanken auf den fremden Dschungel und lauschte angespannt. Er hielt nicht an, Nein, er ging zügig weiter, das weiche Moos dämmte seine Schritte und ließ kaum Gerä u sche zu, doch er hatte das untrügliche Gefühl, etwas gehört zu haben, wie Schritte, die nicht von ihm stammten.
    Er blieb stehen um sein Gehör besser ausrichten zu können. Er lauschte... Stille. Er lauschte intensiver... immer noch Totenstille, bis auf das hektische Hämmern seines überspannten Herzschl a ges... Ha t te er sich getäuscht? Möglich wäre es. Seine verrückten Gedanken... sein krankes Hirn, der viele Alkohol in den letzten Mon a ten, immer eine gute Erklärung .
    Er ging weiter, langsam, dann etwas schneller, lauschend, schle i chend, dann schneller und am Ende, ohne auf äußere Geräusche achtend, immer zügiger. Ein Pfadfindermarsch wie in Jugendze i ten. Er musste diesen verfluchten Wald durc h schreiten um zu sehen, was dahinter lag. Das war sein Ziel, doch er war bereits annähernd zwei Stunden in diesem teuflischen Dschungel, ohne auch nur ein Eic h hörnchen gesehen zu haben. Verdammt, es musste doch Leben geben, in dieser Welt. Wieso traf er kein L e ben an, in diesem verrüc k ten Kosmos. Und wieso schien dieser verwünschte Wald kein Ende zu nehmen? Dann blieb er stehen und blickte in die Kronen der Bäume. Er sah den Himmel nicht, nur den dichten Bald a chin der Bäume. Dann schrie er aus ganzem Herzen und mit aller Kraft, die seine Lungen boten einen brachi a len Schrei aus:

    „WIESO?“

    Das Echo hallte scheinbar ewig auf ihn herab und solange blieb er stehen und lauschte. Die Schritte die er diesmal hörte klangen nah und bedrohlich. Erschrocken drehte er sich um. Es hatte g e klungen, als wäre jemand nahe an ihn herangetreten und er hatte es überdeutlich gehört.

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