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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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Verdammt... da war jemand, der ihn ve r folgte . Er konnte ihn förmlich spüren. Und jedes Mal, wenn Lil a n gehalten hatte, hatte er die Schritte eines Verfolgers gehört. Er war sicher, dass er sich das nicht eingebildet hatte. Er war sich jetzt vollkommen sicher.
    Der Weg hinter ihm warf träge Schatten , die ins schwarze Nichts führten. Lil sah sich in alle Richtungen um. Weniger als Nichts. Er ging weiter vorwärts und blickte in die trostlose Dunkelheit der trüben Schatten die vor ihm lagen und den Weg ins unendl i che zogen. Gab es überhaupt einen Ausweg aus diesem Wald? Sein Mut sank und er stöhnte erschöpft als er den scheinbar en d losen Wald wah r nahm. Hatte er sich im Kreis gedreht, oder war er in den tiefsten und größten Busch geraten, den ein Mensch jemals betreten hatte? Oder war dieser Scheißwald verflucht und würde ihn für immer gefangen halten? Lil knickte zusammen und fiel auf die Knie. Völlig verzwe i felt nahm er tief Luft und schrie seinen Schmerz hinaus.

    „HIIIILFEEEE! Kann mich jemand hören. Wo bin ich?“

    Er hatte alles herausgelassen, was guttural in ihm steckte. Die ganze Energie seiner Stimme und seiner seelischen Qual. Er hof f te darauf, dass sein mutmaßlicher Verfolger, dessen Schritte er gehört hatte, seine Demut erkennen würde und sich herablassen würde, ihm zu helfen. Ebenso gab er sich dem G e danken hin, dass es sich bei seinem Verfolger um ein Monster handeln würde, das ihm einen schnellen Tod bescheren würde. Seine Suizidg e danken wären damit gerechtfertigt und hätten zum Erfolg geführt. Letzten Endes war es ihm mittlerweile egal. Erneut schrie er se i nen Schmerz in diese fremde Welt.

    „HIIIILFEEEE!“

    Nicht einmal ein kleiner Vogel meldete sich zu Wort. Absolute Sti l le. Er wusste, dass er allein war. Absolut verlassen in einer fremden Welt, in de r er vielleicht der einzige existierende Mensch war. Wie lange war er schon in diesem verfluchten Wald? Wie lange irrte er dort umher? Wie viele Stunden? Er wusste es nicht, spürte es nicht. Kein Zeitg e fühl. Alles verloren. Es wusste, dass er es wieder einmal versaut ha t te. Er hätte den Selbstmord in seiner schäbigen Wohnung über die Bühne bringen sollen. Jetzt war er in diesem trüben zwielichtigen Wald zerlaufen und wusste nicht, wo oder wann er war. Dennoch wusste er, dass er es hier beenden könnte. Er hatte kaum bemerkt, dass er wä h rend seiner trüben Gedankengänge weitergelaufen war, Weiter und weiter, schneller und schneller, vielleicht aus reiner Ve r zweiflung, vielleicht auch aus purer Angst. Dennoch schien ihn di e ser Wald dermaßen zu zermürben, dass jeder Schritt seinen Tod näher bringen würde, je länger er dort verweil t e. Er kon n te es spüren. Je weiter er ging, je näher kam er seinem Ende. Di e ser Wald würde sein Tod sein. Möglicherweise war gerade das der Zweck di e ses stinkenden , hässlichen Dschungels.

***

    Es wurde zunehmend dunkler, jeder Schritt trat zu seinem Hi n scheiden bei. Ein Scherflein für jeden Schritt. Dann blieb er en d lich st e hen. Wozu weiterlaufen? Er wusste bereits, dass er sterben würde. Wozu also weiterlaufen? Er hatte das Ende seines Weges doch längst erreicht. Jetzt erst bemerkte er, dass er völlig e r schöpft war und set z te sich auf den weichen Boden. Er hatte nicht einmal daran gedacht, etwas Essbares mit auf seinen Weg zu nehmen. Ein gepackter Ruc k sack hätte Sinn gemacht. Ein paar Utensilien aus einer zivilisierten Welt, eine Taschenlampe, e t was Brot und Wurst, irgendetwas, das einen gezielten Marsch begrü n det hätte, Nein, so wie er diese fremde Welt betreten hatte, konnte er keine Chance haben. Sein Unternehmen war von A n fang an zum Scheitern verurteilt gewesen.
    Ja! Hier bleibe ich sitzen und warte auf das Ende. Das war's , dachte er. Dann saß er da und wartete auf das vermeintliche E n de.

    ***

    Es blieb mucksmäuschenstill. Die stumpfe Hitze erinnerte ihn an einen übertriebenen Saunagang. Die Stille an eine einsame T o tenw a che. Der Boden war so angenehm weich und warm, sein Geruch erschien ihm stinkend und beruhigend zugleich. Eine u n erklärlich bet ö rende Mischung. Er setzte sich im Schneidersitz hin und wartete sehnsüchtig auf den befreienden Tod. Sein Herz pochte laut genug, dass es den schweigenden Dschungel um ihn herum übertönte. Er wartete. Sein Puls wurde langsamer. Er schwitzte leicht, aber beruhigend. Sein Herz pochte in einschl ä ferndem Rhythmus.
    Dann ein unerwarteter Laut.

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