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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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Ein unscheinbares Geräusch, einem R a scheln ähnlich, das in der Stille der Nacht wie ein Schrei auf Lil ei n drang. Kommt er nun? Der Tod? Holt er mich jetzt? Er hatte darüber gelesen, dass es in Australien Männer gab, die sich zum Sterben in eine Höhle begaben, weil sie wussten, dass ihre Zeit gekommen war. Sie setzten sich in eine Höhle und beteten zu ihren Göttern, vie l leicht um die Zeit zu überbrücken, bis er sie holte. Doch Lil konnte nicht einmal das. Er hatte keinen Gott, an der er glaubte. Er kannte kein Gebet, das er beten konnte. Er saß nur da und wartete. Eine quäle n de Periode des Nichtstuns. Der Dschungel sprach nicht zu ihm. Es herrschte Totenstille und er schien sich Zeit zu lassen, als wollte er sagen... Hallo Lil, ich h a be keine Zeit. Warte noch, ich komme sp ä ter. Ich komme... bald...doch nicht jetzt...
    ...bis auf dieses kurz ertönte Rascheln. Oder hatte er es sich nur eingebildet? War es das Ergebnis eines herbeigesehnten Wu n sches? Stille...
    Lil wartete geduldig, genoss die Wärme des weichen Moosb o dens und wartete. Wieder vernahm er ein entferntes Geräusch, wie ein Atmen und ein Schritt über das weiche Moos. Er blickte sich um. Der Weg hinter ihm lag in völliger Dunke l heit. Die Schatten der moosbedeckten Steine rund um den Weg fluore s zierten schwach und rätselhaft bunt, beinahe wie ein Regenbogen, der nur aus den A u genwinkeln zu erkennen war. Der Weg war kaum fünfzig Meter weit zu überbl i cken. Nichts bewegte sich dort. Lil blickte nach oben. Der Himmel war von dichten Bau m kronen verdeckt, der kaum Licht durchließ. Lianen wucherten überall und fielen schleierhaft zu B o den. Das Licht brach hie und da durch die Baumkronen und legte einen traurigen Lichtschleier in den dichten Wald. Rings um ihn wuchsen am Boden dichte Büsche und Kräutersträucher. Überall wucherte Farn aus der Erde und verdeckte die Sicht. Beeren der verschiedensten Sorten ra g ten aus den B ü schen und boten sich zum Verzehr an, manche mit weniger guten Absichten.
    Mittlerweile hatte Lil die Orientierung verloren und wusste nicht mehr, aus welcher Richtung er gekommen war, doch es war ihm einerlei. Der Tod würde ko m men und ihn holen, egal aus welcher Richtung. Inzwischen war er ohnehin der Meinung, er würde sich all dies nur e inbilden. Er überredete sich, daran zu gla u ben, dass er mal wieder zu tief ins Glas geschaut hatte und lediglich einen üblen Al b traum durchlief. Doch glaubte er ebenso, dass sein Körper die Tortur des E x tremkonsums diesmal nicht verarbeiten konnte und der Tod ihn deshalb bereits mit großen Augen anl ä chelte.
    Er konnte ihn bereits spüren und im nächsten Augenblick hörte er wieder dieses Geräusch und als er sich erneut umsah, erblickte er ein Scheusal, das ihm ein Lächeln ins Gesicht blies. Endlich war er da. Das Warten hatte ein Ende.
    Leuchtende Augen, die sicher durch die Dunkelheit blicken kon n ten, starrten ihn aus fünfzig Meter Entfernung an. Er grinste z u rück. Ke i ne Ängste, keine Reue. Der Augenblick war gekommen. Die fla m menden Augen starrten ihn mit neugierigen Blicken an. Langsam steuerten die Augen auf ihn zu. Als sie auf etwa fün f undzwanzig Meter herangerückt waren, fiel ein Lichtstrahl, der aus den Bäumen drang auf ihn herab. Lil erwartete eine beinahe göttliche Ersche i nung. Nein. Eigentlich wusste er nicht, worauf er wartete, zumal er Atheist war und göttliche Erscheinungen für ihn reine Fantasien da r stellten. Dennoch war er ein wenig enttäuscht, ja, sogar entrüstet, denn die Erscheinung entpuppte sich als ein pelziges Tier, welches er nicht genau deuten konnte. Ein Wasc h bär vielleicht, komischerweise dreimal so groß, wie ein Wasc h bär. Ein klein geratener B raunb är oder äh n liches. Jedenfalls war Lil mit diesem Fall nicht einverstanden, nicht auf diese Weise. Das Tier lief los und rannte auf ihn zu, wurde deu t licher, je näher es kam und er sah es genauer. Das pelzige Ka t zenvieh fletschte lautstark die scharfen Zähne und setzte ansat z weise zum Sprung an. Lil verglich ihn mit einem zu dick geratenen Puma, der einst mit einem Wolf gekreuzt worden war.
    Er erhob sich aus seinem Schneidersitz und baute sich zu seiner vo l len Größe auf. Das Tier blieb erschrocken stehen, schien zu überlegen und Lil konnte es für einen Augenblick genauer b e trachten. Es schien ein kräftiges Gebiss zu besitzen, sein Fell war grau – weiß gesprenkelt und seine vier Pfoten sahen eher aus, wie die eines

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