Der Schluessel von Jirunga
seinen Bogen. Währen d dessen schrie er Lil zu:
„Pass auf. Der Linke ist für dich !“
Bewegungslos stand Lil neben dem Erdgleiter. Er hatte den B o gen gespannt und wartete auf den richtigen Moment. Die Echse flog mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zu, den messe r scharfen Schnabel voraus, wie einen Speer, der für den Feind bestimmt war. Doch Lil rührte sich nicht. Die Geschwindigkeit des Vogels war nicht mehr abzuschätzen und glich einer Rakete, doch Lil stand mit gespan n tem Bogen da, als wäre er gelähmt vor Angst. Gerad wollte schon seinen Bogen herumreißen und auf Lils Angreifer zielen, als er Lils eindringlichen Blick erkan n te, sich nicht einzumischen. Dann schoss Gerad den Pfeil auf seinen eigenen Angreifer ab. Sein Pfeil hob ab und raste wie von Gei s terhand auf den Vogel zu und durc h bohrte dessen Kopf genau zwischen den Augen. Die Flugrichtung des Vogels änderte sich abrupt und das Tier flog meterweit an Gerad vorbei, versuchte bemüht, aber e rfolglos wieder nach oben zu ko m men und landete etwa dreißig Meter weiter schräg auf dem Boden. Das Biest zuc k te noch ein wenig und blieb dann reglos liegen.
Lil blickte seinen Angreifer an, den Bogen gespannt. Das Tier war kaum zehn Meter entfernt, stürzte mit unglaublicher G e schwindi g keit herab und im selben Augenblick, als der Vogel zu grinsen schien und seine Entfernung bedrohlich a b genommen hatte, löste sich der Pfeil aus Lils Bogen und durchbohrte das linke Auge der Flugechse. Lil erkannte im selben Augenblick, dass es bereits zu spät war und der Vogel seine Richtung nicht mehr ändern konnte, da sprang er gekonnt zur Seite um eine Ko l lision zu vermeiden. Der Vogel land e te eine Sekunde später vor ihm auf dem grünen Boden, schlug zweimal auf und prallte br a chial in Lils Arme. Der fing das schwere Tier abwehrend mit se i nen Armen auf und verlor von der Wucht des Au f pralls das Gleichgewicht, so dass der Vogel in seinen Armen land e te und ihn von den Beinen riss. Lil prallte mit dem Rücken ins Gras und der Vogel lag mit seinem vollen Gewicht auf ihm drauf. Sein scha r fer Schnabel schnappte ein, zweimal, wie aus einer Reaktion heraus, nach ihm und Lil zuckte geschickt zurück um von dem Tier nicht zerhackt zu werden. Er drückte mit seinen Armen den Kopf des V o gels nach oben, als Gerad heraneilte und dem Tier einen Pfeil mit kräftigem Ruck beider Hände in den Schädel schlug, ohne seinen Bogen zu bem ü hen. Das Tier zuckte kurz, dann bespuckte es Lil mit einer Fontäne aus dickflüssigem, du n kelrotem Blut und starb in se i nen Armen. Lil schob sich seitlich unter dem schweren Tier hervor und wollte gerade aufstehen, als er die erste Flugechse erblickte, die sie vom Himmel geholt ha t ten. Die Bestie wollte einfach nicht ste r ben, hatte sich gefährlich nahe an Gerads Bein herange schleppt und wollte gerade zube i ßen.
„Pass auf. Hinter dir!“ , schrie er Gerad zu.
Gerad hob, ohne sich umzuschauen sein Bein und trat zu. Er traf den Kopf des Vogels und zertrümmerte ihn mit einem Tritt. Dann erst blickte er sich um und sah dem toten Vogel ins Gesicht.
„Danke“, raunte er Lil zu.
„Ich habe zu danken“, erwiderte Lil.
Endlich standen beide wieder aufrecht und erblickten die Lage. Sie hatten gerade drei Flugsaurier erlegt. Für Gerads Dorf hätte das eine gigantische Party bedeutet, doch hier war es keine Jagd gewesen, sondern lediglich verzweifelte Verteidigung. Sie hatten eine Mission zu erfüllen und diese Vögel hatten nur einen una n genehmen Zwischenfall dargestellt. Jetzt lagen zweihundert K i logramm Fleisch vor ihnen, die sie kaum verwerten konnten.
Lil blickte an Gerad vorüber nach Westen und schirmte mit einer Hand die ble n dende Sonne ab. Dann erkannte er den Schemen, der ihm schon vorhin aufgefa l len war. „Sieh mal. Dort ist ein Haus!“
Gerad blickte blinzelnd gen Westen und erkannte es ebenfalls. „Du hast recht. Seltsam. Wer würde ein Haus in dieser Einöde bauen?“
Lil lächelte. „Wie wäre es mit einer kleinen Pause?“
Gerad hatte begriffen. Nach diesem Angriff hätten sie eine Pause verdient. Sie luden die Flugechsen auf den hinteren Teil ihres Erdgleiters, banden sie fest und ließen sich vom Wind, mit hera b hängenden Vögeln am Hinterteil ihres Gefährts, zu dem selts a men Haus treiben. Dort würden sie frisches Wasser bekommen und die toten Vögel würden einer sinnvollen Verwendung zug e führt. Irgendj e mand würde sich über einige Wochen Fleischvorrat
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