Der Schluessel von Jirunga
schnell er das Mahl zubereitet hatte. Sie nahmen Platz und der Kleine stellte einen Topf in die Mitte des Tisches. Es duftete köstlich nach Ragout.
„Das habe ich noch von gestern übrig. Ist gut“, meinte der kleine Greis.
Während sie aßen erinnerte sich Lil an die beiden Bücher, Eden und a .
„Sie haben ein Buch über die Stadt Eden, wie ich gesehen habe!“
Der Zwerg blickte erstaunt auf. Dann kaute er ungerührt weiter. „Hast du gut e r kannt“, sagte er.
„Warst du schon einmal dort?“ , fragte Lil.
„Bist sehr neugierig, finde ich!“
„Wir sind auf d er Reise dorthin. Wie viel Zeit werden wir von hier aus benötigen?“ , erkundigte sich Lil.
„Ihr wollt nach Eden? Was habt ihr dort verloren?“ , fragte der Zwerg neugierig.
„Wir suchen nach Antworten!“
„Auf welche Fragen?“
„E s geht um den vierten Schlüssel “ , erklärte Lil.
„Der vierte Schlüssel? Ihr wollt zu York?“
Gerad blickte erstaunt auf. „Ihr kennt den Schlüsselwächter des vierten Schlü s sels?“
Der Zwerg lachte. „Ihr bemüht euch vergebens. York ist nicht in Eden“ , erklärte der Kleine.
„War er hier?“ , fragte Lil.
„Woher wüsste ich sonst, dass er nicht in Eden ist?“ , antwortete der Liliputaner.
„Was wollte er hier?“ , fragte Gerad.
„Mich bestehlen, dieser Unhold. Er wollte die Bücher stehlen“, e r klärte der Zwerg misstrauisch.
„Die Bücher?“ , fragte Lil.
„Meine Bücher. Er hat mein Leben zerstört, müsst ihr wissen.“
„Erzählt bitte, was passiert ist“, bat Lil.
Der Zwerg sah die beiden mürrisch an. Er focht einen Kampf mit seinem Gewissen aus, wusste nicht, ob er den beiden Vertrauen konnte. Lil setzte nach.
„Euch muss S chlimmes widerfahren sein, ich sehe es an euren A u gen.“
Der Zwerg bekam glasige Pupillen und blickte nach unten. Dann murmelte er leise vor sich hin.
„Viele Jahre war York ein rechtschaffener Wächter. Sein Schlü s sel und die damit verbundenen Aufgaben war en sein Leben, doch eines Tages veränderte er sich. Ich glaube er schloss einen Pakt mit dem Bösen. Ich bin Janik, der Bibliothekar von Eden und York hat mein Leben zerstört.“
Gerad fiel die Kinnlade auf die Tischkante. „Ihr seid Janik, der Bi b liothekar? Aber was, bei Eden, sucht ihr in dieser Einöde?“ , stürmte er los.
Janik hob die Hand und winkte Gerad ab. „Vierzig Jahre hütete ich die ehrwürd i gen Schlüsselbücher. Vierzig lange Jahre. Eines Tages kam York zu mir und bat mich um sein Buch. Ihr müsst wissen... es gibt zwölf Schlüssel und ebenso viele Wächter. Zu jedem Schlüssel existiert ein Buch. In diesen Werken steht die Geschichte des jewe i ligen Schlüssels und dessen Handhabung. Um die Macht seines Schlüssels nutzen zu können, muss man das Buch genauestens ke n nen. Ständig kamen Wächter zu mir um ihr Buch einzusehen. Ihr müsst wissen, die Bücher dürfen nur eing e sehen werden. Der Wäc h ter muss es sofort zurückgeben und darf die Bibliothek niemals mit dem Buch verlassen, damit niemand anders es einsehen kann. A u ßerdem darf ein Schlüsselwächter nur das Buch öffnen, das zu se i nem Schlüssel gehört. Niemals darf er das Buch eines anderen Schlüssels einsehen. Also... York bittet mich eines Tages um sein Buch, um es einzusehen. Ich weiß nicht welche Passage er einblicken wollte, vielleicht hatte er das gar nicht vor, denn er grinste mich an und verließ die Bibli o thek ohne mir das Buch zurückzug e ben. Ich lief ihm nach, wollte ihn aufhalten, doch was kann ein Mann meiner Größe gegen e i nen Schlüsselw ä chter schon ausrichten?“
Lil starrte ihn gebannt an, während er seinen Teller leer schaufe l te. „Was geschah dann?“ , drängte er.
„Ich wollte den Rat der Weisen von Yorks schändlicher Missetat unterrichten und schickte meinen Assistenten sofort los. Dann ging ich in den Lesesaal um vier Schlüsselwächter, die gerade ihre Schlüsselbücher einsahen, zu bitten, ihre Les e zeit zu beenden und die Bücher wegzusperren. Ihr müsst wissen, um an sein Buch zu gela n gen benötigt man den dazugehörigen Schlüssel. Nur mit ihm kann man das Fach öffnen in dem es liegt. Die Leser wollten gerade Folge leisten, als plötzlich York im Lesesaal erschien. Eines der Bücher hatte ich bereits in Empfang geno m men und versteckte es in meinem Gewand als ich ihn kommen sah. York bedrohte die Schlüsselwäc h ter und nahm ihnen ihre Bücher weg, bevor sie begriffen, was passierte. Er hatte sie regelrecht übe r
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