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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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einem festen Pa n zer auf dem Rücken, zwei lange Fühler und einem schnappenden Maul, das nach frischem Fleisch gierte. Die ekelerregenden Sechsbeiner starrten ihn an, schienen zu erörtern, ob sich ein A n griff lohnen wü r de. Ihre Fühler zuckten von rechts nach links. Lil stand wie erstarrt da. Er hatte nicht genügend Luft in den Lungen, nicht genug Kraft, um weitere Zweihundert Meter zu spurten. Er wus s te, dass es um ihn geschehen sein würde, würde er nichts unternehmen, aber seine Beine spielten nicht mit. Er wankte e i nen Schritt zurück und überlegte, was er tun könnte. Sein Bogen würde ihm wohl kaum helfen. Es gab nur eine alternative. Er e r innerte sich an Gerads Großvater. Das Pulversäckchen ... au s streuen und wegla u fen ... hatte er ihm gesagt. Dieses Pulver würde die Viecher irgendwie ablenken. Vielleicht ein Duftstoff oder ähnl i ches. Er hatte keine Wahl. Er musste es riskieren, es war alles, was er hatte.
    Er griff nach dem Säckchen und öffnete es. Im Inneren befanden sich, außer dem Pulver, zehn giftige Kaktusstacheln, die er auf den Boden legte. Dann verstreute er das Pulver in weitem Bogen vor sich aus und steckte die Stacheln wieder ein. Den Beutel ve r staute er an seinem Gürtel wie zuvor und trat dann einen Schritt zurück. Die Käfer reagierten sofort , als sie das Pulver wahrna h men. Sie zuckten mit ihren sechs Beinen und wackelten mit dem Panzer. Dann stürmten sie voran und warfen sich auf die mehla r tige Su b stanz. Sie wälzten sich darin, als wären sie Schweine, die sich im Schlamm suhlen mussten. Ein Reiz, dem sie nicht wide r stehen konnten. Lil schien vergessen, das Pulver stand im Vo r dergrund. Lil wusste nicht, wie viel Zeit er sich damit verschafft hatte, aber er konnte die Situation nicht verstreichen lassen, ohne das En t scheidende zu tun. Er trat auf die Käfer zu und sprang mitten in das Getümmel, sprang von einem Käfer zum anderen und ze r quetschte sie unter seinen Stiefeln. Er tanzte einen Tanz und mit jedem Sprung zerquetsc h te er einen weiteren der zwanzig Käfer, die von dem Pulver betört waren. Einer der Ri e seninsekten schnappte nach seinem Fuß, doch Lil stampfte mit dem anderen auf ihn ein und zerquetschte ihn, bevor er z u beißen konnte. Das Pulver schien die Käfer zu hypnotisieren und Lil hatte keine Schwierigkeiten, alle Zwanzig zu ze r quetschen. Als alles vorüber war, tänzelte er zurück und blieb dann endlich st e hen, schnaufte wie eine alte Dampflok und hielt sich die Brust. Sein Blick fiel auf ein Schlachtfeld aus weißem Pulver und einer schleimigen Masse faustgroßer, zerquetschter Käfer, deren z u ckende Glieder einen makabren Tanz aufführten. Lil musste L ä cheln. Großvater hatte recht. Es war tatsächlich ein zauberhaftes Pulver. Dann ve r spürte er einen stechenden Schmerz durch seine linke Wade fa h ren und er blickte an sich herab. Ein letzter, ve r zweifelter Käfer biss ihm ins Bein. Er spürte, wie sich winzige Zähne in sein Fleisch bohrten und sein Blut aus saugte . Er griff sich den K ä fer, zog ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht und voller Ekel von se i ner Wade und warf ihn weit von sich. Mit klickenden Gerä u schen verschwand das Rieseninsekt in der Ferne und Lil massie r te sich das blutende Bein. Ein geringer Preis, wenn er bedachte, wie n a he er einem Grossangriff gegenübergestanden war. G e mächlich marschierte er auf Gerad zu, ohne ein Anze i chen von Eile.
    „Du hast nicht zufällig noch einen Schluck Wasser übrig?“ , rief er ihm entgegen.
    Gerad blickte ihn bewundernd an.
    „Das war richtig gut . Ich bin beeindruckt!“
    Dann reichte er ihm seine Wasserflasche. Dieser Schluck schmeckte besser, als alles, was Lil bisher getrunken hatte …

20

    Gerade war die Sonne dabei, ihren wohlverdienten Feierabend anzutreten, als G e rad anmerkte, dass es noch ein weiter Weg sei, der vor ihnen läge.
    „Wir stehen vor den hohen Felsen und die Sonne geht gleich u n ter. Wir könnten hier gefahrlos die Nacht verbringen und morgen weite r gehen, oder wir könnten jetzt versuchen, zu den Höhlen vorzudringen. Das Licht hält noch etwa zwei Stunden vor. Möc h test du we i tergehen?“ , fragte er.
    Lil stopfte gerade den letzten Streifen Dörrfleisch in seinen Mund und blickte in die Sonne.
    „Wir haben keine Wahl. Wir müssen schnellstens zu Jona. Eine Pause können wir uns nicht leisten , zumal unsere Vorräte aufg e braucht sind.“
    Gerad erhob sich und trabte ins Tal voraus, während Lil kauend

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