Der Schluessel von Jirunga
vom Licht der Fackeln b e leuchtet wird, stellen sich die Augen darauf ein. Es dürfte sehr schmerzhaft für sie sein, wenn die Sonne sie blendet. Aber sie sind unsere Freunde. Die Höhlen führen uns direkt nach Eden und die weißen Affen sind die Wächter. Damit es das Böse nicht ganz so leicht hat, Eden zu betr e ten, verstehst du?“
Lil hatte verstanden und er entspannte sich ein wenig. Die Tats a che, dass die weißen Affen verbündete waren, erschien ihm ei n leuchtend.
Der Weg durch die Höhle endete nach zweihundert Metern an einer in den Stein geschlagenen Treppe, die steil nach oben füh r te. Lil schätzte die Stufen auf wenigstens Einhundert. Alle zwa n zig Meter spendeten weitere Fackeln genügend Licht, um den Weg nach oben unfallfrei zu überleben. Oben angekommen sta n den sie vor einer gewaltigen Doppeltüre, die aus hartem Eiche n holz in den Stein ei n gelassen worden war. Gerad klopfte mit der Faust dreimal an und wenige Augenblicke später schwenkte die Tür nach innen. Ein wei ß haariger, blasser, alter Mann erwartete sie. Sein Blick schien ins nirgendwo zu fallen, denn seine Pupi l len waren fast weiß und nur bei genauerem hinsehen als solche zu identifizieren. Er sah ein wenig aus, wie ein von einem bösen Geist B esessener aus dem Film „ Tanz der Teufel “. Ein feiner Grauton verriet, dass er überhaupt welche hatte. Lil lächelte r e spektvoll , während Gerad ausholte, um eine hö f liche Begrüßung zum Besten zu geben. Doch bevor er auch nur ein Wort ausspr e chen konnte, erschienen zwei kräftige, mit spitzen Lanzen b e waffnete Männer, die Gerad packten und festhielten. Dann e r schienen zwei weitere, diesmal mit Bogen bewaffnete Männer und zielten mit gespannten Pfeilen auf Lil. Sodann wurde Gerad fortg e zerrt. Lil blickte die auf ihn gerichteten Pfeile an .
„Was soll das? Wir kommen in Frieden“ , erklärte er brüsk.
Der alte Mann drehte sich um und verschwand. Die beiden B o genschützen win k ten Lil zu, er solle voraus gehen und Lil eilte an ihnen vorbei, lugte um die Ecke und sah gerade noch, wie Gerad in einen Raum weiter hinten gezerrt wurde. Einer der Boge n schützen stieß Lil von hinten an , um ihn voranzutreiben und Lil ging nach kurzem Z ö gern weiter. Sie marschierten an der Tür vorbei, in der Gerad verschwunden war und eine weitere Tür sp ä ter hielt der andere Bogenschütze Lil schroff an, stehen zu ble i ben. Dann stießen sie ihn in den Raum hinein und schlo s sen die Tür mit lautem Getöse hinter ihm ab.
Soviel zu den Gefahren in den Höhlen, dachte Lil und blickte sich um. Der Raum schien in den Fels geschlagen worden zu sein. Er war weder eckig noch rund. I r gendwie mühsam und ziellos in den Stein gehämmert. Die Wände waren nicht glatt, sondern aus ra u em Stein, als hätte jemand mit Hammer und Meißel mühsam Zentimeter für Zentimeter herausgehämmert. Es gab kein Fenster und ihn überkam ein wenig Platzangst. Wie lange würde der Sa u erstoff in einem g e schlossenen Raum dieser Größe reichen? Er betrachtete die Tür. Sie schloss bündig und schien kaum Saue r stoff einzulassen. Die Decke war mit einem hellblauen Stofftuch ve r deckt und links und rechts flackerte das trübe Licht zweier Fackeln. An der rec h ten Wand stand ein großes Bett und Lil konnte nicht widerstehen, es zu testen. Immerhin war die Reise hierher anstrengend gewesen. Eine kleine Ruhepause hatte er sich verdient , zumal er in seiner moment a nen Situation keine anderen Möglichkeiten erkannte. Im Augenblick konnte er hier ohnehin nichts erreichen, zumal er wusste, dass es Gerad nicht anders e r gangen war. Vielleicht würde es nicht allzu lange da u ern, bis die weißen Affen sie wieder frei ließen. Möglicherweise eine Siche r heitsregel, die Besucher von Eden betreffend. Zunächst einspe r ren und überprüfen und später entscheiden. Warum also keine Rast einlegen. Nichts sprach dagegen und so legte sich Lil aufs Bett und schloss die Augen. Nur Sekunden später fiel er in einen tiefen Schlaf und seine Batterien luden sich wieder auf...
21
Gerad öffnete die Augen. Auch er hatte es sich auf dem Bett b e quem gemacht und war eingeschlafen. Er wusste nicht, wie lange er g e schlafen hatte, aber er fühlte sich ausgeruht und fit. Eine der Fackeln war ausgegangen und die andere flammte nur noch schwach auf. Auch sie würde bald erlöschen und Gerad in Du n kelheit tauchen, da der Raum kein Fenster bot. Er stand langsam auf und blickte sich um. Eine
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