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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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auch jetzt.
    Wenn Wolff den Vorteil des Messers hatte, würde er gewinnen. Es war schon einmal so gewesen, in der Gasse. Vandam berührte noch einmal seine Wange.
    Warum hatte er nur seine Pistole nicht mitgebracht? Was würde geschehen, wenn sie kämpften und Wolff siegte? Wolff würde wissen, daß Elene versucht hatte, ihm eine Falle zu stellen. Was würde er ihr antun? In Istanbul, in einer ähnlichen Situation, hatte er einem Mädchen die Kehle durchgeschnitten.
    Vandam versuchte, das gräßliche Bild zu vertreiben.
    »Wie ich sehe, haben sie gerade etwas getrunken«, sagte Wolff. »Könnte ich auch einen Drink haben?«
    »Natürlich«, sagte Elene. »Was möchten Sie?«
    »Was ist das?« Wolff schnupperte. »Oh, etwas Gin wäre nicht schlecht.«
    Das war mein Glas, dachte Vandam. Ein Glück, daß Elene auf einen Drink verzichtet hatte; zwei Gläser hätten alles verraten. Er hörte Eis klirren.
    »Prost!« sagte Wolff.
    »Prost.«
    »Es scheint Ihnen nicht zu schmecken.«
    »Das Eis ist geschmolzen.«
    Vandam wußte, weshalb sie beim Trinken das Gesicht verzogen hatte: Es war purer Gin gewesen. Sie wurde so gut mit der Situation fertig. Was erwartete sie von Vandam? Inzwischen mußte sie erraten haben, wo er sichversteckte. Sie würde verzweifelt versuchen, nicht in diese Richtung zu blicken. Arme Elene!
    Er hoffte, daß sie den Weg des geringsten Widerstandes wählen und ihm trauen würde.
    Plante Wolff immer noch, ins Oasenrestaurant zu fahren? Vielleicht. Wenn ich nur sicher sein könnte, dachte Vandam, dann würde ich Jakes alles überlassen.
    »Sie scheinen nervös, Elene«, meinte Wolff. »Habe ich ihre Pläne durcheinandergebracht, weil ich hier aufgekreuzt bin? Wenn Sie noch nicht ganz fertig sind – dabei könnten Sie gar nicht mehr vollkommener aussehen –, lassen Sie mich einfach mit der Ginflasche hier.«
    »Nein ... das heißt, wir hatten verabredet, uns im Restaurant zu treffen ...«
    »Und nun habe ich in letzter Minute wieder alles umgestoßen. Um ehrlich zu sein, Restaurants langweilen mich, aber sie sind nun mal ein konventioneller Treffpunkt. Deshalb verabrede ich mich manchmal zum Abendessen, aber wenn es soweit ist, graut mir vor dem Gedanken und ich lasse mir etwas anderes einfallen.«
    Sie fahren also nicht ins Oasenrestaurant, dachte Vandam. Mist.
    »Was haben Sie vor?« frage Elene.
    »Darf ich Sie wieder überraschen?«
    Vandam dachte: Bitte ihn, es dir zu sagen!
    Aber Elene antwortete: »Wie Sie wollen.«
    Vandam hätte aufstöhnen mögen. Wenn Wolff das neue Ziel verriet, könnte Vandam mit Jakes Kontakt aufnehmen und den Hinterhalt verlegen lassen. Elene dachte nicht logisch. Kein Wunder, denn sie klang verängstigt.
    »Wollen wir gehen?«
    »Ja, gut.«
    Das Sofa quietschte, als Wolff aufstand. Vandam dachte: Jetzt könnte ich auf ihn zuspringen!
    Zu riskant.
    Er hörte, wie sie das Zimmer verließen, und blieb nocheine Weile im Versteck. Dann sagte Wolff im Flur: »Nach Ihnen.« Die Wohnungstür fiel ins Schloß.
    Vandam kam auf die Beine. Er würde ihnen folgen und die erste Gelegenheit nutzen, um das Große Hauptquartier anzurufen und Jakes zu unterrichten. Elene hatte, wie die meisten Menschen in Kairo, kein Telefon. Sogar wenn sie eines besäße, würde die Zeit nicht reichen. Vandam ging zur Wohnungstür und lauschte. Er öffnete sie einen Spaltbreit: Die beiden waren verschwunden. Er trat hinaus und rannte die Treppe hinunter.
    Als er das Gebäude verließ, sah er sie auf der anderen Straßenseite. Wolff hatte Elene den Schlag eines Autos geöffnet. Es war kein Taxi. Wolff mußte sich also für den Abend ein Auto gemietet, geliehen oder gestohlen haben. Er schloß die Tür an Elenes Seite und ging um den Wagen herum zum Fahrersitz. Elene schaute aus dem Fenster und fing Vandams Blick auf. Sie starrte ihn an. Er wandte die Augen ab, da er Angst hatte, Wolff könne etwas an ihm auffallen.
    Vandam ging zu seinem Motorrad, stieg auf und ließ den Motor an.
    Wolffs Wagen startete, und Vandam folgte ihm.
    Der Stadtverkehr war immer noch dicht. Vandam konnte fünf oder sechs Autos zwischen sich und Wolff lassen, ohne ihn aus den Augen zu verlieren. Es dämmerte, doch nur wenige Fahrer hatten ihre Scheinwerfer eingeschaltet.
    Was mochte Wolffs Ziel sein? Sie würden irgendwo anhalten müssen, wenn der Mann nicht vorhatte, die ganze Nacht umherzufahren. Wenn sie nur irgendwo hielten, wo es ein Telefon gab ...
    Sie ließen die Stadt hinter sich und schlugen die Richtung von Gise ein.

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