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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Erlebnis sein. Er trug keine Uniform, nicht einmal seine gewohnte Zivilkleidung, sondern war wie ein Fellache angezogen. Niemand würde ihm glauben, daß er Polizist war.
    Auf Samalek gab es seines Wissens keine öffentlichen Telefone. Damit blieb ihm nur eine Möglichkeit: von der Wache aus anzurufen. Er schlug, immer noch im Laufschritt, deren Richtung ein.
    Zudem machte er sich Sorgen über den Anruf beim Großen Hauptquartier. Es war ein ungeschriebenes Gesetz für ägyptische Beamte in Kairo, daß niemand je freiwillig Verbindung mit den Briten aufnahm. Das zog immer Schwierigkeiten nach sich. Die Vermittlung im Großen Hauptquartier würde sich weigern, ihn zu verbinden, oder man würde die Botschaft bis zum Morgen liegenlassen – und dann leugnen, sie je bekommen zu haben – oder ihn auffordern, später noch einmal anzurufen. Wenn es Komplikationen gab, würde man ihn dafür verantwortlich machen. Woher wollte er überhaupt wissen, daß der Mann auf dem Treidelpfad wirklich Major Vandam war? Schließlich konnte sich jeder das Uniformhemd eines Majors anziehen.
    Der Beamte reagierte in Situationen wie dieser immer gleich: Er wälzte die Verantwortung ab. Ohnehin hatte er Anweisung, über diesen Fall nur seinem Vorgesetzten Bericht zu erstatten. Er würde zur Wache gehen und von dort aus Inspektor Kemel zu Hause anrufen.
    Kemel würde wissen, was zu tun war.
     
    *
     
    Elene stieg von der Leiter und blickte sich nervös im Hausboot um. Sie hatte damit gerechnet, eine karge und seemännische Einrichtung vorzufinden. Tatsächlich aberwar sie luxuriös, wenn auch ein wenig überladen. Sie bestand aus dicken Teppichen, niedrigen Diwanen, zwei eleganten Tischchen und üppigen, von der Decke bis zum Boden reichenden Samtvorhängen, welche die andere Hälfte des Bootes, vermutlich das Schlafzimmer, abteilten. Den Vorhängen gegenüber, wo sich das Boot zum Heck verjüngte, lag eine winzige Küche mit modernen Einbauten.
    »Gehört es dir?« fragte sie Wolff.
    »Einer Bekannten. Setz dich.«
    Elene fühlte sich in die Enge getrieben. Wo war nur William Vandam? Während des Abends hatte sie mehrere Male geglaubt, von einem Motorrad verfolgt zu werden, aber aus Angst, Wolff darauf aufmerksam zu machen, hatte sie nicht genau hingesehen. Immer wieder hatte sie erwartet, daß Soldaten das Auto umzingeln, Wolff verhaften und sie freilassen würden. Nachdem die Sekunden zu Stunden geworden waren, hatte sie sich gefragt, ob alles ein Traum sei, ob William Vandam überhaupt existiere.
    Jetzt trat Wolff an den Kühlschrank, nahm eine Flasche Champagner heraus, suchte zwei Gläser und wickelte die Silberfolie über dem Korken ab. Er löste die Drahtbefestigung, zog den Korken mit leichtem Knall heraus und goß den Champagner in die Gläser. Wo, zum Teufel war William?
    Elene fürchtete sich vor Wolff. Sie hatte viele Affären mit Männern gehabt, manche von ihnen oberflächlich, aber sie hatte ihren Partnern immer getraut. Sie hatte Angst um ihren Körper: Welche Spiele würde Wolff erfinden, wenn sie ihn mit ihrem Körper spielen ließ? Ihre Haut war empfindlich, sie war weich und verletzlich, wenn sie auf dem Rücken lag und die Beine spreizte ... Es wäre eine Freude mit jemandem, der sie liebte, aber mit Wolff, der ihren Körper nur benutzen wollte ... Sie schauderte.
    »Frierst du?« Wolff reichte ihr ein Glas.
    »Nein, ich habe nicht gezittert ...«
    Er erhob sein Glas. »Auf deine Gesundheit.«
    Ihr Mund war trocken. Sie nippte an dem kalten Champagner und nahm dann einen großen Schluck. Danach fühlte sie sich etwas besser.
    Er setzte sich neben sie auf die Couch. »Welch großartiger Abend. Ich fühle mich so wohl in deiner Gesellschaft. Du bist zauberhaft.«
    Jetzt fängt es an, dachte sie.
    Er legte die Hand auf ihr Knie.
    Sie erstarrte.
    »Du bist ein Rätsel. Begehrenswert, reserviert, sehr schön, manchmal naiv und manchmal so wissend ... Könntest du mir etwas sagen?«
    »Ich glaube schon.« Sie blickte ihn nicht an.
    Er folgte dem Umriß ihres Gesichts mit der Fingerspitze: Stirn, Nase, Lippen, Kinn. »Warum gehst du mit mir aus?« Was meinte er? Hatte er Verdacht geschöpft? Oder war dies nur sein nächster Schachzug?
    Sie wandte ihm das Gesicht zu. »Du bist ein sehr attraktiver Mann.«
    »Ich freue mich, daß du dieser Meinung bist.« Er legte ihr die Hand wieder aufs Knie und beugte sich vor, um sie zu küssen. Sie bot ihm ihre Wange, wie sie es schon einmal getan hatte. Seine Lippen streiften ihre Haut,

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