Der Schlüssel zu Rebecca
einen Blick zu und schaute dann aus dem Fenster. Elene fand die Karte Ägyptens.
Billy sagte: »Aber das ist ...«
Hastig berührte Elene seine Lippen mit dem Finger. Er unterbrach sich und runzelte die Stirn.
Sie dachte: Bitte, Billy, sei still und überlaß alles mir.
»Skandinavien, ja, Norwegen liegt in Skandinavien. Sieh her.« Sie löste das Tuch von ihrer Hand. Billy starrte die Schnittwunde an. Elene öffnete die Wunde mit dem Fingernagel, so daß sie wieder anfing zu bluten. Billy wurde weiß. Er schien etwas sagen zu wollen, doch Elene berührte seine Lippen und schüttelte flehend den Kopf.
Elene war sicher, daß Wolff nach Assiut fahren wollte.Es war eine naheliegende Vermutung. In diesem Moment sprach er in die Telefonmuschel: »Hallo? Geben Sie mir die Abfahrtzeit des Zuges nach Assiut.«
Ich habe recht gehabt, dachte Elene. Sie tauchte die Fingerspitze in das Blut, das aus ihrer Verletzung quoll. Mit drei Strichen zog sie einen blutigen Pfeil über die Karte Ägyptens; die Pfeilspitze zeigte auf die Stadt Assiut, dreihundert Meilen südlich von Kairo. Sie klappte den Atlas zu, schmierte mit ihrem Taschentuch Blut über den Einband und schob ihn hinter sich.
»Ja, und wann trifft er ein?« fragte Wolff.
»Aber weshalb gibt es Fjorde in Norwegen und nicht in Ägypten?«
Billy war sprachlos. Er starrte ihre Hand an. Sie mußte ihn aufrütteln, bevor er sie verriet. »Hör zu, hast du Agatha Christies Roman ›Der Hinweis auf dem blutbefleckten Atlas‹ gelesen?«
»Nein, es gibt keinen ...«
»Der Detektiv ist sehr schlau und kann alles mit Hilfe dieses einen Hinweises aufklären.«
Er zog die Brauen hoch, aber nicht mehr aus Verblüffung, sondern weil er grübelte.
Wolff legte den Hörer auf und erhob sich. »Laßt uns gehen. Du willst doch nicht zu spät in die Schule kommen, Billy.« Er trat zur Tür und öffnete sie.
Billy nahm seinen Ranzen und ging hinaus. Elene zögerte. Sie hatte Angst, daß Wolff den Atlas entdecken würde.
»Komm schon«, sagte er ungeduldig.
Sie ging hinaus, und er folgte ihr. Billy war schon auf der Veranda. Im Flur lag ein kleiner Stapel Briefe auf einem Nierentisch. Wolff legte seinen Umschlag auf den Stapel. Die Haustür fiel hinter ihnen zu.
Wolff fragte: »Kannst du fahren?«
»Ja«, antwortete sie und biß sich auf die Lippen, weil sie nicht schnell genug reagiert hatte. Sie hätte nein sagen sollen.
»Ihr beide sitzt vorn«, ordnete Wolff an. Er stieg hinten ein. Während sie starteten, beugte Wolff sich nach vorn. »Siehst du das?«
Er zeigte Billy das Messer.
»Ja«, erwiderte Billy mit unsicherer Stimme.
»Wenn du Schwierigkeiten machst, schneide ich dir den Kopf ab.«
Billy fing an zu weinen.
25
S TILLGESTANDEN! BRÜLLTE JAKES mit seiner Kasernenhofstimme. Kemel stand stramm. Das Vernehmungszimmer war leer, abgesehen
von einem Tisch. Vandam, einen Stuhl in der rechten und eine Tasse Tee in der linken Hand, folgte Jakes und setzte sich.
»Wo ist Alex Wolff?« fragte Vandam.
»Ich weiß nicht«, entgegnete Kemel und lockerte seine Haltung ein wenig.
»Stillgestanden!« brüllte Jakes. »Ganz gerade, mein Junge!« Kemel nahm wieder Habachtstellung an.
Vandam schlürfte seinen Tee. Es war ein Teil des Vernehmungszeremoniells – eine Methode klarzumachen, daß er viel Zeit habe.
»Gestern abend wurden Sie von einem Beamten angerufen, der das Hausboot Jihan überwachte.«
Jakes schrie: »Antworte dem Major!«
»Ja.«
»Was hat er Ihnen mitgeteilt?«
»Er sagte, daß Major Vandam zum Treidelpfad gekommen sei und ihn um Hilfe geschickt habe.«
»Sir« korrigierte Jakes. »Ihn um Hilfe geschickt habe, Sir!«
»Ihn um Hilfe geschickt habe, Sir.«
»Und was taten Sie?« fragte Vandam.
»Ich fuhr persönlich zum Treidelpfad, um Nachforschungen anzustellen, Sir.«
»Und dann?«
»Ich wurde bewußtlos geschlagen. Als ich zu mir kam, war ich an Händen und Füßen gefesselt. Es dauerte mehrere Stunden, bis ich mich befreien konnte. Dann band ich Major Vandam los, worauf er mich überfiel.«
Jakes trat dicht an Kemel heran. »Du bist ein verdammter kleiner Lügner!« Der Araber machte einen Schritt zurück.
»Vortreten!« rief Jakes. »Du bist ein verdammter kleiner Lügner. Was bist du?«
Kemel antwortete nicht.
»Hören Sie zu, Kemel«, sagte Vandam. »Nach Lage der Dinge werden Sie wegen Spionage erschossen. Wenn Sie uns alles erzählen, was Sie wissen, könnten Sie mit einer Gefängnisstrafe davonkommen. Seien Sie vernünftig. Also,
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