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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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hat seine Informationen von jemandem aus dem Großen Hauptquartier. Von wem?« fragte Vandam.
    »Du bist der Teufel«, entgegnete Sonja.
    Schließlich zog die Wärterin einen Spiegel aus ihrer Handtasche und hielt ihn vor Sonjas Gesicht. Zuerst wollte sie nicht hineinblicken, aber nach einem Moment gab sie nach. Sie schnappte nach Luft, als sie ihren glattrasierten Schädel sah und brach in Tränen aus.
    »Woher hat Wolff seine Informationen?« forschte Vandam mit leiser Stimme.
    »Von Major Smith.«
    Vandam atmete erleichtert auf. Sie war gebrochen. Gott sei Dank.
    »Vorname?«
    »Sandy Smith.«
    Er warf Jakes einen Blick zu. Das war der Name des Majors von MI 6, der verschwunden war; ihre Befürchtung hatte sich erfüllt.
    »Wie erhielt er die Informationen?«
    »Sandy kam in seiner Mittagspause zum Hausboot, um mich zu besuchen. Während wir im Bett waren, durchsuchte Alex seine Aktentasche.«
    So einfach also, dachte Vandam. Smith war Verbindungsoffizier zwischen dem Geheimen Nachrichtendienst – auch als MI 6 bekannt – und dem Großen Hauptquartier, und in dieser Funktion war er in die gesamte strategische Planung eingeweiht, denn MI 6 mußte über die Absichten der Armee unterrichtet sein, damit seine Spione nach den richtigen Informationen Ausschau hielten. Smith war, mit einer Aktentasche voller Geheimnisse, direkt von den Morgenkonferenzen im Großen Hauptquartier zum Hausboot gegangen. Vandam hatte schon gewußt, daß Smith im Großen Hauptquartier vorgab, im Büro des MI 6 Mittag zu essen, während er seinen Vorgesetzten beim MI 6 erzählte, im Großen Hauptquartier zu essen, damit niemand merkte, daß er eine Affäre mit einer Tänzerin hatte. Früher hatte Vandam angenommen, daß Wolff jemanden besteche oder erpresse. Ihm war nie der Gedanke gekommen, daß Wolff seine Kenntnisse von jemandem ohne dessen Wissen beziehen könnte.
    »Wo ist Smith jetzt?«
    »Er überraschte Alex beim Durchsuchen seiner Aktentasche. Alex brachte ihn um.«
    »Wo ist die Leiche?«
    »Im Fluß beim Hausboot.«
    Vandam nickte Jakes zu, und der Captain ging hinaus. »Erzählen Sie mir von Kemel.«
    Sonja brauchte keinen Anstoß mehr, ihr Widerstand war gebrochen. Nun war sie zu allem bereit, nur um nachsichtig behandelt zu werden. »Er kam zu mir und sagte, Sie hätten ihm befohlen, das Hausboot zu bewachen. Er versprach, seine Berichte zu fälschen, wenn ich ein Treffen zwischen Alex und Sadat arrangierte.«
    »Alex und wem?«
    »Anwar el-Sadat. Er ist Armeehauptmann.«
    »Wozu wollte er sich mit Wolff treffen?«
    »Damit die Freien Offiziere Rommel eine Botschaft schicken können.«
    Vandam dachte: Diese Sache hat Aspekte, von denen ich nichts geahnt habe. »Wo wohnt Sadat?«
    »In Kubri al-Qubbah.«
    »Adresse?«
    »Ich weiß nicht.«
    Er wandte sich an die Wärterin. »Finden Sie die genaue Adresse von Hauptmann Anwar el-Sadat heraus.«
    »Jawohl, Sir.« Das Lächeln der Frau war erstaunlich anziehend. Sie ging hinaus.
    »Wolff hatte sein Funkgerät auf Ihrem Hausboot versteckt?«
    »Ja.«
    »Er benutzte einen Code für seine Nachrichten?«
    »Ja, er hatte einen englischen Roman, mit dessen Hilfe er die Mitteilungen abfaßte.«
    »›Rebecca‹.«
    »Ja.«
    »Und er hatte einen Codeschlüssel.«
    »Einen Codeschlüssel?«
    »Ein Stück Papier, auf dem stand, welche Buchseiten er benutzen sollte.«
    Sie nickte langsam. » Ja, das kann sein.«
    »Das Funkgerät, das Buch und der Schlüssel sind verschwunden. Wissen Sie, wohin?«
    »Nein.« Sonja erschrak wieder. »Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Ich sage die Wahrheit ...«
    »In Ordnung, ich glaube Ihnen. Wissen Sie, wohin Wolff gegangen sein könnte?«
    »Er hat ein Haus ... die Villa les Oliviers.«
    »Gute Idee. Andere Vorschläge?«
    »Abdullah. Er könnte zu Abdullah gegangen sein.«
    »Ja. Und sonst?«
    »Zu seinen Cousins in der Wüste.«
    »Und wo könnte man sie finden?«
    »Das weiß keiner. Es sind Nomaden.«
    »Könnte Wolff über ihre Routen orientiert sein?«
    »Das ist möglich.«
    Vandam betrachtete sie noch eine Weile. Sonja war keine Schauspielerin, sie hätte sich nicht so gut verstellen können. Inzwischen war sie nicht nur bereit, sondern begierig, ihre Freunde zu verraten und all ihre Geheimnisse preiszugeben. Sie sprach die Wahrheit.
    »Wir sehen uns noch«, sagte Vandam und verließ das Zimmer.
    Die Wärterin reichte ihm einen Zettel, auf dem Sadats Adresse stand, und kehrte in die Zelle zurück. Vandam eilte zur Schreibstube. Jakes wartete schon.

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