Der Schlüssel zu Rebecca
»Die Marine leiht uns ein paar Taucher«, erklärte er. »Sie werden in einigen Minuten hier sein.«
»Gut.« Vandam zündete sich eine Zigarette an. »Ich möchte Abdullahs Wohnung durchsuchen, und ich werde diesen Sadat verhaften. Schicken Sie für alle Fälle ein paar Leute zur Villa les Oliviers; vermutlich werden sie nichts finden. Sind alle instruiert worden?«
Jakes nickte. »Sie wissen, daß wir ein Funkgerät, ein Exemplar von ›Rebecca‹ und ein Blatt mit Codeanweisungen suchen.«
Vandam blickte sich um und merkte erst jetzt, daß drei ägyptische Polizisten in dem Zimmer waren. »Wieso sind uns die verdammten Araber zugeteilt worden?« fragte er ärgerlich.
»Protokoll, Sir«, antwortete Jakes förmlich. »Oberst Bogges Idee.«
Er unterdrückte eine bissige Bemerkung. »Wenn Sie mit Abdullah fertig sind, treffen wir uns im Hausboot.«
»Jawohl, Sir.«
Vandam drückte seine Zigarette aus. »An die Arbeit.«
Sie traten hinaus in die Morgensonne. Ein Dutzend oder mehr Jeeps standen aufgereiht auf dem Vorplatz; dieMotoren liefen bereits im Leerlauf. Jakes gab den Sergeants der Stoßtrupps ihre Befehle und nickte Vandam zu. Die Männer stiegen in die Jeeps und rasten davon.
Sadat wohnte in einem Vorort in Richtung Heliopolis, drei Meilen von Kairo entfernt. Sein Haus war ein gewöhnliches Einfamilienhaus in einem kleinen Garten. Vier Jeeps donnerten heran, die Soldaten umringten das Haus und begannen, den Garten zu durchsuchen. Vandam pochte an die Vordertür. Ein Hund bellte laut. Er klopfte noch einmal. Die Tür öffnete sich.
»Hauptmann Anwar el-Sadat?«
»Ja.«
Sadat war ein schmaler, ernster junger Mann von mittlerer Größe. Sein gelocktes, braunes Haar wich schon zurück: Er trug seine Hauptmannsuniform und einen Fes, als wolle er ausgehen.
»Sie sind verhaftet«, sagte Vandam und zwängte sich an ihm vorbei ins Haus. Ein weiterer junger Mann erschien in einer Tür. »Wer ist das?« wollte Vandam wissen.
»Mein Bruder Tal’at.«
Vandam musterte Sadat. Der Araber war ruhig und würdevoll, aber er verbarg eine gewisse Spannung. Er hat Angst, dachte Vandam, aber nicht vor mir und nicht davor, eingesperrt zu werden. Der Mann fürchtete etwas anderes. Welche Absprache hatte Kemel heute morgen mit Wolff getroffen? Die Rebellen brauchten Wolff, um Verbindung mit Rommel aufzunehmen. Hatten sie Wolff irgendwo verborgen?
»Welches ist Ihr Zimmer, Hauptmann?«
Sadat deutete auf eine Tür. Vandam betrat den Raum. Es war ein einfaches Schlafzimmer, mit einer Matratze auf dem Boden und einer Galabiya an einem Haken. Er nickte zwei britischen Soldaten und einem ägyptischen Polizisten zu. »Anfangen.« Sie begannen, das Zimmer zu durchsuchen.
»Was hat das zu bedeuten?« fragte Sadat ruhig.
»Sie kennen Alex Wolff?«
»Nein.«
»Er nennt sich auch Achmed Rahmha, aber er ist Europäer.«
»Ich habe nie von ihm gehört.«
Sadat war anscheinend nicht so leicht zu beeindrucken; er würde nicht zusammenbrechen und alles gestehen, nur weil ein paar stämmige Soldaten sein Haus umkrempelten. Vandam deutete auf eine Tür. »Was ist das?«
»Mein Arbeitszimmer ...«
Er trat an die Tür.
»Aber die Frauen der Familie sind dort drin. Sie müssen mir gestatten, sie zu warnen ...«
»Die Frauen wissen, daß wir hier sind. Öffnen Sie die Tür.« Er ließ Sadat zuerst eintreten. Zwar waren keine Frauen zu sehen, aber eine Hintertür stand offen, als ob jemand gerade hinausgegangen sei. Es konnte jedoch niemand entkommen, da der Garten voll von Soldaten war. Vandam sah eine Armeepistole auf dem Schreibtisch liegen; sie beschwerte mehrere Blätter, die mit arabischen Buchstaben beschrieben waren. Er näherte sich dem Bücherregal: »Rebecca« war nicht zu entdecken.
Aus einem anderen Teil des Hauses rief jemand: »Major Vandam!«
Er folgte dem Ruf in die Küche. Ein Sergeant der Militärpolizei stand neben dem Herd; der Haushund kläffte. Die Herdtür war geöffnet, und der Sergeant zog ein Kofferfunkgerät hervor.
Vandam betrachtete Sadat, der ihm in die Küche gefolgt war. Das Gesicht des Arabers war vor Bitterkeit und Enttäuschung verzerrt. Dies war also die Absprache gewesen: Sie hatten Wolff gewarnt und dafür dieses Funkgerät erhalten. Hieß das, daß er ein zweites besaß? Oder hatte Wolff vor, seine Botschaften von Sadats Haus aus zu senden?
»Gut gemacht«, lobte Vandam den Sergeant. »Bringen Sie Hauptmann Sadat zum Großen Hauptquartier.«
»Ich protestiere«, sagte Sadat. »Laut
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