Der Schlüssel zu Rebecca
erfahren, wo er wohnt.«
»Aber, Sir, wenn er sich die Ware wieder nicht ins Haus bringen lassen will?«
»Darüber habe ich nachgedacht. Ich werde Ihnen eine Hilfe geben.«
Der Gedanke sagte Aristopoulos nicht zu. »Ich möchte Ihnen helfen, Sir, aber mein Geschäft ist privat ...«
»Sie haben keine Wahl. Entweder arbeiten Sie mit mir zusammen, oder Sie gehen ins Gefängnis.«
»Aber wenn ein englischer Offizier hier in meinem Geschäft ist ...«
»Keine Sorge, es wird kein englischer Offizier sein.« Ein Soldat würde sofort auffallen und Wolff wahrscheinlich abschrecken. Vandam lächelte. »Ich glaube, ich habe die ideale Person für diese Aufgabe.«
*
An jenem Abend suchte Vandam nach dem Dinner Elenes Wohnung auf. Er hatte einen riesigen Blumenstrauß in der Hand und kam sich albern vor.
Sie wohnte in einem anmutigen, alten Mietshaus unweit der Place de l’Opera. Ein nubischer Concierge wies Vandam auf die dritte Etage. Er stieg die gewundene Marmortreppe hinauf, welche die Mitte des geräumigen Gebäudes einnahm, und klopfte an die Tür von 3A.
Sie erwartete ihn nicht, und plötzlich fiel ihm ein, daß sie einen Freund bei sich haben könnte.
Ungeduldig wartete er auf dem Flur und überlegte, wie sie sich in ihrer eigenen Wohnung geben mochte. Er war zum erstenmal hier. Vielleicht war sie nicht zu Hause. Sie hatte abends bestimmt viele Möglichkeiten, sich zu unterhalten.
Die Tür öffnete sich.
Elene trug ein gelbes Baumwollkleid mit gebauschtem Rock, ziemlich einfach, aber fast durchsichtig. Ihre hellbraune Haut hob sich vorteilhaft gegen die Farbe ab. Sie starrte ihn einen Moment verständnislos an, dann erkannte sie ihn und lächelte schelmisch.
»Hallo«, grüßte sie.
»Guten Abend.«
Sie trat vor und küßte ihn auf die Wange. »Nur herein.«
Er ging hinein, und sie schloß die Tür.
»Den Kuß hatte ich nicht erwartet.«
»Das gehört alles zur Rolle. Warten Sie, ich nehme Ihnen Ihre Verkleidung ab.«
Vandam reichte ihr die Blumen. Er hatte das Gefühl, daß sie sich über ihn lustig machte.
»Dort hinein. Ich stelle sie nur eben ins Wasser.«
Er ging in das Wohnzimmer und blickte sich um. Der Raum war bequem, und seine Atmosphäre wirkte fast sinnlich. Die Tapeten waren hellrot und golden, und zum Mobiliar gehörten tiefe, weiche Sessel und ein heller Eichentisch. Es war ein Eckzimmer mit Fenstern an beiden Seiten, und die Abendsonne, die hereinschien, ließ alles schwach erglühen. Auf dem Boden lag ein dicker Läufer aus braunem Fell, ein Bärenfell vermutlich. Vandam bückte sich und berührte es. Plötzlich stellte er sich vor, wie Elene sich nackt auf dem Läufer wand. Er zwinkerte und richtete sich wieder auf. Auf dem Sessel neben ihm lag ein Buch, das sie vermutlich gelesen hatte, als er anklopfte. Er nahm es und ließ sich in den Sessel fallen, der noch warm war von ihrem Körper. Das Buch trug den Titel »Stambul Train«; es schien ein Spionageroman zu sein. An der Wand ihm gegenüber hing ein modern wirkendes Gemälde einer Abendgesellschaft: Alle Frauen trugen Abendkleider, und alle Männer waren nackt. Vandam setzte sich auf die Couch unter dem Bild, damit er es nicht anschauen mußte. Er fand es absonderlich.
Elene brachte die Blumen, und der Duft von Glyzinien erfüllte das Zimmer. »Möchten Sie einen Drink?«
»Können Sie Martinis machen?«
»Ja. Rauchen Sie, wenn Sie möchten.«
»Vielen Dank.« Sie versteht es, sich gastfreundlich zu geben, dachte Vandam. Kein Wunder bei der Art und Weise, wie sie ihren Lebensunterhalt verdiente. Er zog seine Zigaretten hervor. »Ich hatte Angst, daß Sie nicht zu Hause sein würden.«
»Heute abend schon.« Ihre Stimme hatte einen seltsamen Unterton, den Vandam sich nicht erklären konnte. Er sah zu, wie sie mit dem Cocktailshaker hantierte. Eigentlich hatte er das Treffen geschäftsmäßig durchführen wollen, doch dazu war er nicht in der Lage, da sie den Verlauf bestimmte. Er kam sich vor wie ein heimlicher Liebhaber.
»Gefällt Ihnen das Zeug?« Er deutete auf das Buch.
»In letzter Zeit lese ich Thriller.«
»Warum?«
»Um herauszufinden, wie ein Spion sich zu benehmen hat.«
»Ich glaube nicht, daß Sie ...« Er merkte, daß sie lächelte. Sie machte sich also wieder über ihn lustig. »Ich weiß nie, ob Sie etwas ernst meinen.«
»Ganz selten.« Sie reichte ihm seinen Drink, setzte sich ans andere Ende der Couch und schaute ihn an.
Er nippte an seinem Martini: vollendet – genau wie sie. Die milde
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