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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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im Morgengrauen einen entscheidenden Gegenangriff führen.
    2. Der Angriff wird zwei Stoßrichtungen haben ...
     
    Wolff blickte von den Papieren auf. »Mein Gott«, flüsterte er. »Das ist es!«
    Er lauschte. Die Geräusche aus dem Schlafzimmer waren lauter geworden. Er hörte die Bettfedern quietschen, und ihm schien, daß sogar das Boot ein wenig schaukelte. Also hatte er nicht mehr viel Zeit.
    Der Bericht, den Smith bei sich hatte, war detailliert. Wolff wußte nicht genau, wie die britischeKommandokette funktionierte, aber vermutlich wurden die Schlachten in allen Einzelheiten von General Ritchie im Wüstenhauptquartier geplant und dann zur Billigung durch Auchinleck zum Großen Hauptquartier in Kairo geschickt. Pläne für wichtigere Schlachten diskutierte man wohl auf den morgendlichen Konferenzen, an denen Smith offensichtlich teilnahm. Wolff überlegte wieder, welche Abteilung in dem nicht gekennzeichneten Gebäude in der Sharia Suleiman Pascha untergebracht sein mochte, zu dem Smith jeden Nachmittag zurückkehrte. Doch dann schob er den Gedanken beiseite. Er mußte sich Aufzeichnungen machen.
    Wolff hielt nach Papier und Bleistift Ausschau und dachte: Das hätte ich schon vorher tun sollen. Schließlich fand er in einer Schublade einen Schreibblock und einen Rotstift. Er hockte sich neben die Aktentasche und las weiter.
    Die Hauptkräfte der Alliierten waren in einem Gebiet eingeschlossen, das sie den Kessel nannten. Der Gegenangriff am 5. Juni sollte den Durchbruch bringen. Er würde um 02.50 Uhr mit dem Beschuß des Aslagh-Kammes, an Rommels Ostflanke, durch vier Artillerieregimenter beginnen. Die Artillerie sollte den Gegner mürbe machen und den direkten Angriff durch die Infanterie der 10. Indischen Brigade vorbereiten. Wenn die Inder die Front am Aslagh-Kamm aufgerissen hatten, sollten die Tanks der 22. Panzerbrigade durch die Lücke preschen und Sidi Muftah einnehmen, während die 9. Indische Brigade ihnen folgen und die Lage konsolidieren sollte.
    Mittlerweile könnte die 32. Heerespanzerbrigade Rommels Nordflanke am Sidra-Kamm mit Infanterieunterstützung angreifen.
    Als er das Ende des Berichtes erreichte, merkte Wolff, daß er gar nicht registriert hatte, wie Major Smith zumHöhepunkt kam. Jetzt quietschte das Bett, und ein Paar Füße traten auf den Boden.
    Wolff spannte sich.
    »Liebling, gieß uns etwas Champagner ein«, sagte Sonja.
    »Nur einen Moment ...«
    »Ich möchte ihn sofort.«
    »Ich komme mir ohne meine Hose ein bißchen albern vor, mein Kind.«
    Wolff dachte: Teufel, er will seine Hose.
    »Du gefällst mir, wenn du ausgezogen bist«, erwiderte Sonja. »Trink ein Glas mit mir, bevor du dich anziehst.«
    »Dein Wunsch ist mir Befehl.«
    Wolff beruhigte sich. Sie meckert zwar, dachte er, aber sie tut, was ich will!
    Schnell überflog er die übrigen Papiere, entschlossen, sich nicht ein zweites Mal überraschen zu lassen. Smith war eine wunderbare Entdeckung, und es wäre`eine Tragödie, die Gans schon nach dem ersten goldenen Ei schlachten zu müssen. Er notierte sich, daß bei dem Angriff vierhundert Panzer eingesetzt werden würden, dreihundertdreißig bei dem östlichen Vorstoß und nur siebzig bei dem nördlichen; daß die Generale Fesservy und Briggs ein gemeinsames Hauptquartier einrichten sollten; daß Auchinleck – etwas verärgert, wie es schien – gründliche Aufklärung und enge Zusammenarbeit zwischen Infanterie und Panzern verlangte.
    Ein Korken knallte, während er schrieb. Wolff leckte sich die Lippen und dachte: Das täte mir auch gut. Wie lange würde Smith wohl brauchen, um ein Glas Champagner auszutrinken. Er beschloß, kein Risiko einzugehen.
    Er legte die Papiere in den Ordner zurück und steckte ihn wieder in die Tasche. Nachdem er sie sorgfältig abgeschlossen hatte, brachte er den Schlüsselbund in einer derHosentaschen unter, stand auf und spähte durch den Vorhang.
    Smith saß in seiner Armeeunterwäsche auf dem Bett, hielt ein Glas in der einen und eine Zigarette in der anderen Hand und sah selbstzufrieden aus. Die Zigaretten mußten in seiner Hemdentasche gewesen sein; hätte er sie in einer Hosentasche aufbewahrt, wäre es unangenehm geworden.
    Im Moment war Wolff in Smith’ Gesichtsfeld. Er zog sich von dem winzigen Spalt zwischen den Vorhängen zurück und wartete. Sonja sagte: »Gieß mir noch etwas ein, bitte.« Er blickte von neuem hindurch. Smith nahm ihr Glas und drehte sich zu der Flasche um. Nun hatte er Wolff den Rücken zugewandt. Wolff

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