Der Schlüssel zu Rebecca
Samalek. Unterschrift: S. Haben Sie das?«
»Ja, aber dürfte ich Ihren vollen ...«
Wolff hängte ein. Er verließ das Postamt und machte sich nach Samalek auf.
Seitdem Smith von Sonja verführt worden war, hatte der Major ihr ein Dutzend Rosen, eine Schachtel Pralinen, einen Liebesbrief und zwei Botschaften geschickt, in denen er um ein weiteres Treffen bat. Wolff hatte ihr verboten, darauf zu antworten. Smith sollte sich fragen, ob er sie je wiedersehen würde. Wolff war überzeugt, daßSonja die erste schöne Frau war, mit der Smith geschlafen hatte. Nach ein paar Tagen der Spannung würde Smith sie unbedingt wiedertreffen wollen und jede Chance dazu nutzen.
Auf dem Heimweg kaufte Wolff sich eine Zeitung, doch er fand nichts darin als den üblichen Unsinn. Als er das Hausboot erreichte, schlief Sonja noch. Er warf die zusammengerollte Zeitung auf ihr Bett, um sie zu wecken. Sie seufzte und drehte sich um.
Wolff kehrte durch die Vorhänge ins Wohnzimmer zurück. Am entlegenen Ende, im Bug des Bootes, war eine winzige offene Küche. Sie hatte einen verhältnismäßig großen Schrank, in dem Besen und Säuberungsmaterial untergebracht waren. Wolff öffnete die Schranktür. Er paßte gerade hinein, wenn er die Knie beugte und den Kopf einzog. Der Türriegel konnte nur von außen betätigt werden. Er durchsuchte die Küchenschubladen und fand ein Messer mit biegsamer Klinge. Wahrscheinlich konnte er den unter Federdruck stehenden Riegel von innen öffnen und schließen, wenn er das Messer durch den Türspalt steckte. Er zwängte sich in den Schrank, schloß die Tür hinter sich und versuchte es. Es gelang.
Aber er konnte nicht durch den Türpfosten sehen.
Wolff nahm einen Nagel und ein Bügeleisen und schlug den Nagel in Augenhöhe durch das dünne Holz der Tür. Er benutzte eine Küchengabel, um das Loch zu vergrößern. Dann kroch er wieder in den Schrank und schloß die Tür. Er legte das Auge an das Loch.
Bald sah er, wie sich die Vorhänge öffneten, und Sonja ins Wohnzimmer kam. Sie blickte sich um, überrascht, ihn nicht zu entdecken. Schließlich zuckte sie die Achseln, hob ihr Nachthemd und kratzte sich am Bauch. Wolff unterdrückte ein Lachen. Sie kam herüber zur Küche, ergriff den Wasserkessel und öffnete den Hahn.
Wolff schob das Messer durch den Türspalt, ließ den Riegel aufschnappen und sagte: »Guten Morgen.«
Sonja schrie auf.
Er lachte.
Sie schleuderte den Kessel nach ihm, doch er wich aus. »Ein gutes Versteck, was?«
»Du hast mir einen Riesenschreck eingejagt, du Schuft.«
Er hob den Kessel auf und reichte ihn ihr. »Mach Kaffee.« Dann legte er das Messer in den Schrank, schloß die Tür und setzte sich hin.
»Wofür brauchst du ein Versteck?«
»Um dich und Major Smith zu beobachten. Es ist sehr lustig: Er sieht aus wie eine leidenschaftliche Schildkröte.«
»Wann kommt er?«
»Heute um 12.00 Uhr.«
»Oh nein. Warum so früh?«
»Hör zu. Wenn er überhaupt etwas Wertvolles in seiner Aktentasche hat, wird man ihm bestimmt nicht erlauben, es den ganzen Tag durch die Stadt zu schleppen. Er hat wahrscheinlich Anweisung, es sofort zu seinem Büro zu bringen und dort im Safe zu verschließen. Dazu dürfen wir ihm keine Zeit lassen – denn die ganze Sache ist nutzlos, wenn er seine Tasche nicht hierherbringt. Wir müssen dafür sorgen, daß er direkt vom Großen Hauptquartier angerannt kommt. Wenn er sich verspätet und seine Aktentasche nicht bei sich hat, werden wir die Tür abschließen und so tun, als wärest du nicht da – dann wird er beim nächstenmal wissen, daß er sich beeilen muß.«
»Du hast dir wohl alles genau überlegt?«
Wolff lachte. »Du solltest dich langsam vorbereiten. Ich möchte, daß du unwiderstehlich aussiehst.«
»Ich bin immer unwiderstehlich.« Sie ging ins Schlafzimmer. Er rief hinter ihr her: »Wasch dir die Haare.« Sonja antwortete nicht.
Wolff blickte auf seine Uhr. Es wurde Zeit. Er überprüfte das Hausboot, verwischte alle Spuren am Küchenschrank und ließ seine Schuhe, sein Rasiermesser, die Zahnbürste und den Fes verschwinden. Sonja kletterte, mit einem Morgenmantel bekleidet, an Deck, um ihr Haar in der Sonne zu trocknen. Wolff machte den Kaffee und brachte ihr eine Tasse. Nachdem er seine eigene Tasse ausgetrunken hatte, wusch er sie ab und ließ sie im Schrank verschwinden. Dann nahm er eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank, legte sie in einen Eiskübel und stellte diesen mit zwei Gläsern neben das Bett. Er dachte
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