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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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daran, die Laken zu wechseln, beschloß dann aber, es erst nach Smith’ Besuch zu tun. Sonja kam vom Deck herunter. Sie tupfte sich Parfüm auf die Schenkel und zwischen die Brüste. Wolff blickte sich zum letztenmal um. Alles war bereit. Er setzte sich auf einen Diwan neben ein Bullauge, um den Treidelpfad zu beobachten.
    Es war ein paar Minuten nach 12.00, als Major Smith erschien. Er beeilte sich, als fürchte er, zu spät zu kommen. Zwar trug er sein Uniformhemd, Khaki-Shorts, Socken und Sandalen, aber er hatte seine Offiziersmütze abgenommen. Er schwitzte in der Mittagssonne.
    Smith hatte seine Aktentasche bei sich.
    Wolff grinste befriedigt. »Er kommt. Bist du fertig?«
    »Nein.«
    Sie versuchte, ihn nervös zu machen. Doch sie würde fertig sein. Er stieg in den Schrank, schloß die Tür und legte das Auge an das Guckloch.
    Schon hörte er Smith’ Schritte auf dem Steg und dann auf Deck. Der Major rief: »Hallo?«
    Sonja antwortete nicht.
    Wolff sah durch das Guckloch, wie Smith die Treppe herunterkam.
    »Ist jemand hier?«
    Smith musterte die Vorhänge, die das Schlafzimmerabteilten. Seine Stimme war voll enttäuschter Erwartung. »Sonja?« Die Vorhänge teilten sich. Sonja hatte die Arme gehoben, um sie zu öffnen. Wie für ihren Auftritt hatte sie ihr Haar zu einer komplizierten Pyramide aufgeschichtet. Sie trug die bauschige Hose aus dünner Gaze, doch aus dieser Entfernung war ihr Körper durch den Stoff zu erkennen. Von der Hüfte aufwärts war sie nackt, abgesehen von einem juwelenbesetzten Band um den Hals. Ihre braunen Brüste waren voll und rund. Sie hatte Lippenstift auf die Brustwarzen aufgetragen. Wolff dachte: Braves Mädchen!
    Major Smith starrte sie an. Er hatte die Fassung verloren und stammelte: »Oh, meine Güte. Oh, mein Gott. Oh, Himmel.«
    Wolff mußte sich zusammennehmen, um nicht zu lachen.
    Smith ließ seine Aktentasche fallen und ging auf sie zu. Während er Sonja umarmte, trat sie zurück und schloß die Vorhänge hinter seinem Rücken.
    Wolff öffnete die Schranktür und stieg hinaus.
    Die Aktentasche lag knapp vor den Vorhängen auf dem Boden. Wolff raffte seine Glabiya, kniete nieder und drehte die Tasche um. Er probierte die Verschlüsse aus. Die Tasche war abgeschlossen.
    »Lieber Gott«, flüsterte Wolff.
    Er sah sich nach einer Stecknadel, einer Büroklammer, einer Nähnadel um, nach irgend etwas, womit er die Schlösser öffnen konnte. Leise schlich er in die Küche und zog vorsichtig eine Schublade auf. Fleischmesser, zu dick; Borste einer Drahtbürste, zu dünn; Gemüsemesser, zu breit ... In einem kleinen Gefäß neben dem Ausguß fand er eine von Sonjas Haarspangen.
    Wolff kehrte zu der Aktentasche zurück und steckte das Spangenende in eines der Schlüssellöcher. Er drehte es versuchsweise hin und her, traf auf eine Art elastischen Widerstand und drückte kräftiger.
    Wolff fluchte verhalten.
    Er blickte unwillkürlich auf seine Armbanduhr. Beim letztenmal war Smith mit Sonja in ungefähr fünf Minuten fertig gewesen. Er hätte ihr einschärfen sollen, die Sache in die Länge zu ziehen.
    Er nahm das biegsame Messer, das er benutzt hatte, um die Schranktür von innen aufzumachen. Behutsam schob er es in eines der Schlösser. Als er zudrückte, gab das Messer nach. Die Schlösser hätten sich innerhalb weniger Sekunden aufbrechen lassen, aber darauf wollte er verzichten. Smith sollte nicht merken, daß seine Aktentasche geöffnet worden war. Nicht daß er Angst vor Smith gehabt hätte, aber der Major sollte über den wahren Grund seiner Verführung im unklaren bleiben: Wenn die Tasche wertvolles Material enthielt, wollte Wolff sie regelmäßig öffnen.
    Aber wenn er die Tasche nun nicht öffnen konnte? Alles wäre umsonst.
    Was würde geschehen, wenn er die Schlösser einfach aufbräche? Smith würde mit Sonja zu Ende kommen, seine Hose anziehen, die Tasche holen und merken, daß sie geöffnet worden war. Er würde Sonja bezichtigen, und Wolff würde sich nicht mehr auf dem Hausboot verstecken können. Was aber, wenn er Smith umbrächte? Ein weiterer britischer Soldat wäre ermordet, diesmal in Kairo. Man würde eine umfassende Fahndung einleiten. Würde man den Mord mit Wolff in Verbindung bringen? Hatte Smith irgend jemandem von Sonja erzählt? Wer hatte sie zusammen im Cha-Cha-Club gesehen? Und würden die Nachforschungen die Briten zu dem Hausboot führen?
    Es wäre riskant, doch das Schlimmste wäre wohl, daß Wolff dann keine Informationsquelle mehr hätte und

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