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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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streckte die Shorts durch die Vorhänge und legte sie auf den Boden. Sonja bemerkte ihn und hob erschrocken die Augenbrauen. Wolff zog den Arm zurück. Smith reichte Sonja das Glas.
    Wolff stieg in den Schrank, schloß die Tür und ließ sich zu Boden sinken. Wie lange würde er warten müssen, bis Smith verschwand? Es spielte keine Rolle, denn seine Stimmung war so gut, als wäre er auf eine Goldader gestoßen.
    Erst eine halbe Stunde später sah er durch sein Guckloch, wie Smith, wieder bekleidet, ins Wohnzimmer kam. Inzwischen schmerzten Wolff alle Muskeln. Sonja folgte Smith und fragte: »Mußt du schon gehen?«
    »Leider ja. Es ist eine sehr ungünstige Zeit für mich, weißt du.« Er zögerte. »Um ganz ehrlich zu sein, ich sollte diese Aktentasche eigentlich nicht dauernd bei mir haben. Es war verdammt schwierig, dich hier um 12.00 Uhr zu besuchen. Eigentlich müßte ich vom Großen Hauptquartier direkt zu meinem Büro gehen. Heute habe ich das nicht getan – ich hatte einfach Angst, dich zu verpassen. Deshalb habe ich im Büro gesagt, daß ich im Großen Hauptquartier Mittag essen würde, und die Jungs imGroßen Hauptquartier glaubten, ich äße im Büro. Aber nächstes Mal laufe ich sofort in mein Büro, liefere die Aktentasche ab und komme hierher – wenn du damit einverstanden bist, Schätzchen.«
    Wolff dachte: Um Gottes willen, Sonja, sag etwas!
    »Oh, aber, Sandy, meine Haushälterin kommt jeden Nachmittag zum Saubermachen ... wir wären nicht allein.«
    Smith runzelte die Stirn. »Mist. Tja, dann müssen wir uns eben abends treffen.«
    »Aber ich muß arbeiten, und nach meinem Auftritt muß ich im Club bleiben und mich mit den Kunden unterhalten. Jeden Abend könnte ich nicht an deinem Tisch sitzen: Die Leute würden klatschen.«
    Im Schrank war es heiß und stickig. Wolff schwitzte heftig.
    »Kannst du nicht auf deine Haushälterin verzichten?«
    »Aber Liebling, ich könnte hier doch nicht selbst saubermachen; damit kenne ich mich nicht aus.«
    Wolff sah, wie sie lächelte, Smith’ Hand nahm und sie sich zwischen die Beine legte. »Oh, Sandy, bitte, komm doch mittags.«
    Smith konnte ihr nicht länger widerstehen. »Natürlich, mein Liebling.«
    Sie küßten sich, und Smith verabschiedete sich endlich. Wolff lauschte, bis die Schritte leiser wurden, dann stieg er aus dem Schrank.
    Sonja beobachtete schadenfroh, wie er seine schmerzenden Glieder rieb. »Tut es weh?« fragte sie mit gespielter Anteilnahme.
    »Die Sache war es wert. Du warst großartig.«
    »Hast du bekommen, was du wolltest?«
    »Mehr, als ich mir erträumt hatte.«
    Wolff schnitt Brot und Würste zum Lunch, während Sonja ein Bad nahm. Nach dem Lunch suchte er den englischen Roman und den Codeschlüssel heraus und faßteseine Meldung an Rommel ab. Sonja fuhr mit einer Gruppe ägyptischer Freunde zur Rennbahn. Wolff gab ihr fünfzig Pfund zum Wetten.
    Am Abend ging sie in den Cha-Cha-Club, und Wolff saß zu Hause, trank Whisky und las arabische Gedichte. Kurz vor Mitternacht stellte er das Funkgerät auf.
    Genau um 24.00 Uhr morste er sein Rufzeichen, Sphinx. Ein paar Sekunden später antwortete Rommels Horchkompanie in der Wüste. Wolff sendete eine Serie des Buchstaben V, damit sie sich genau auf ihn einstellen konnten, dann fragte er, wie hoch seine Sendestärke sei. In der Mitte des Satzes machte er einen Fehler und sendete eine Serie des großen I – für Irrtum –, bevor er von neuem begann. Sie erwiderten, daß seine Signale maximale Kraft hätten, und baten ihn fortzufahren. Er gab KA, um den Anfang seiner Botschaft zu kennzeichnen; dann begann er im Code: »Unternehmen Aberdeen ...«
    Am Ende gab er AR für »Meldung beendet« und K für »Over«. Sie antworteten mit einer Serie R, was bedeutete: »Ihr Bericht ist empfangen und verstanden worden.«
    Wolff verpackte das Funkgerät, das Buch und den Codeschlüssel; dann schenkte er sich einen weiteren Drink ein.
    Alles in allem hatte er unglaublich viel geleistet.

10
    D IE BOTSCHAFT DES Spions war nur einer von zwanzig oder dreißig Berichten auf dem Schreibtisch von Mellenthins. Mehrere andere Berichte von Lauscheinheiten lagen an diesem 4. Juni um 7.00 Uhr morgens vor: Infanterie hatte au clair Kontakt zu Panzerngehabt; Feldhauptquartiere hatten Befehle in einfachen Codes ausgegeben, die über Nacht entschlüsselt worden waren; und es gab anderen feindlichen Funkverkehr, der, obwohl nicht zu entschlüsseln, trotzdem durch Standort und Frequenz Hinweise auf die Absichten

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