Der Schlüssel zu Rebecca
die sich danach sehnen, meine kleinste Laune zu befriedigen. Und du?«
Wolff grinste. »Ich werde vermutlich Hitlers Botschafter in Ägypten sein und beim Gang in die Moschee eine SS-Uniform tragen.«
»Du würdest deine Stiefel ausziehen müssen.«
»Soll ich dich in deinem Palast besuchen?«
»Ja, aber in Uniform.«
»Müßte ich die Stiefel in deiner Gegenwart ausziehen?«
»Alles andere, aber die Stiefel nicht.«
Sonja war in so guter Stimmung wie selten. Er rief den Kellner, bestellte Kaffee und Brandy und bat um die Rechnung. Dann sagte er zu Sonja: »Es gibt eine gute Nachricht. Ich habe sie mir bis jetzt aufbewahrt. Es könnte sein, daß ich eine neue Fawzi gefunden habe.«
Sie war plötzlich sehr still geworden und blickte ihn konzentriert an. »Wer ist es?« frage sie leise.
»Ich war gestern im Lebensmittelgeschäft: Aristopoulos’ Nichte. Sie arbeitet bei ihm.«
»Ein Ladenmädchen!«
»Eine Schönheit. Sie hat ein hübsches, unschuldiges Gesicht und ein ironisches Lächeln.«
»Wie alt?«
»Schwer zu sagen. Um die Zwanzig, denke ich. Sie hat einen so mädchenhaften Körper.«
Sonja leckte sich die Lippen. »Und du glaubst, daß sie ...?«
»Bestimmt. Sie will unbedingt von Aristopoulos loskommen und hat sich mir praktisch an den Hals geworfen.«
»Wann?«
»Ich habe sie für morgen abend zum Dinner eingeladen.«
»Bringst du sie mit nach Hause?«
»Vielleicht. Ich muß erst einmal vorfühlen. Ich möchte nicht durch Eile alles verderben.«
»Du meinst, du willst sie als erster haben.«
»Möglich.«
»Glaubst du, daß sie Jungfrau ist?«
»Kann sein.«
»Wenn sie es ist ...«
»Dann werde ich sie dir zuerst überlassen. Du hast dich so gut um Major Smith gekümmert, daß du eine kleine Belohnung verdienst.«
Wolff lehnte sich zurück und musterte Sonja. Ihr Gesicht zeigte einen deutlichen Ausdruck sexueller Gier. Sie schien sich auszumalen, wie sie das schöne und unschuldige Mädchen verführte. Wolff nahm einen Schluck von seinem Brandy. Wärme breitete sich in seinem Magen aus. Ein großartiges Gefühl: Er war gesättigt von Essen und Wein, seine Mission entwickelte sich erstaunlich gut, und ein neues sexuelles Abenteuer zeichnete sich ab.
Die Rechnung wurde gebracht, und er bezahlte sie mit englischen Pfundnoten.
*
Es war ein kleines, florierendes Restaurant. Ibrahim kümmerte sich um die Verwaltung, und sein Bruder kochte. Sie hatten das Gewerbe in einem französischen Hotel in ihrer Heimat Tunesien erlernt; als ihr Vatergestorben war, hatten sie die Schafe verkauft und waren nach Kairo gekommen, um dort »ein Vermögen« zu machen. Ibrahims Philosophie war unkompliziert: Sie kannten sich nur in der französisch-arabischen Küche aus, deshalb boten sie nichts anderes an. Vielleicht hätten sie mehr Kunden angezogen, wenn die Speisekarte im Fenster auch Spaghetti Bolognese und Roastbeef und Yorkshire Pudding angeboten hätte. Aber diese Gäste wären nicht zurückgekehrt, und außerdem hatte Ibrahim seinen Stolz.
Es war das richtige Rezept. Sie verdienten sehr gut, mehr Geld, als ihr Vater je gesehen hatte. Der Krieg hatte das Geschäft noch verbessert. Doch Ibrahim war durch den Wohlstand nicht unvorsichtig geworden.
Zwei Tage zuvor hatte er mit einem Freund Kaffee getrunken, der als Kassierer im Metropolitan Hotel arbeitete. Der Freund hatte ihm berichtet, daß der britische Generalzahlmeister sich geweigert habe, vier englische Pfundnoten einzuwechseln, die in der Hotelbar eingenommen worden waren. Die Briten hätten behauptet, die Scheine seien gefälscht. Und unfairerweise hätten sie das Geld auch noch konfisziert.
So etwas würde Ibrahim nicht passieren.
Etwa die Hälfte seiner Gäste waren Briten, und viele bezahlten mit Sterling. Seit er die Neuigkeit gehört hatte, untersuchte er jede Pfundnote sorgfältig, bevor er sie in die Kasse legte. Sein Freund vom Metropolitan Hotel hatte ihm beschrieben, woran die Fälschungen zu erkennen seien.
Es war typisch für die Briten. Sie gaben keine öffentliche Erklärung heraus, um die Geschäftsleute von Kairo vor einem Betrug zu bewahren, sondern warteten einfach ab und beschlagnahmten das Falschgeld. Die Geschäftsleute von Kairo waren diese Art Behandlung gewöhnt und hielten zusammen. Ihr Nachrichtensystem funktionierte ausgezeichnet.
Als Ibrahim die gefälschten Scheine von dem hochgewachsenen Europäer erhielt, der zusammen mit der berühmten Bauchtänzerin aß, war er nicht sicher, was er unternehmen
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