Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
sollte. Alle Scheine waren unzerknittert und neu und hatten den gleichen Fehler. Ibrahim verglich sie mit den echten Noten in seiner Kasse: Es gab keinen Zweifel. Sollte er dem Kunden die Sache vielleicht in aller Ruhe erklären? Der Mann konnte beleidigt sein oder zumindest Verärgerung vorschützen, und wahrscheinlich würde er hinausgehen, ohne zu zahlen. Seine Rechnung war hoch – er hatte die teuersten Gerichte und einen Portwein bestellt –, und Ibrahim wollte einen solchen Verlust nicht riskieren.
    Er beschloß, die Polizei anzurufen. Sie würde den Gast zurückhalten und ihn vielleicht auffordern, mit einem Scheck zu zahlen oder wenigstens einen Schuldschein zu hinterlassen.
    Aber welche Polizei? Die ägyptische Polizei würde wahrscheinlich behaupten, nicht zuständig zu sein. Und sie würde erst in einer Stunde auftauchen und dann eine Bestechungssumme verlangen. Der Gast war vermutlich Engländer – woher hätte er sonst Sterling? Wahrscheinlich ein Offizier. Ibrahim entschied sich, die Militärpolizei anzurufen.
    Er trat mit der Brandyflasche an den Tisch der Gäste und lächelte ihnen zu. »Monsieur, Madame, ich hoffe, daß Ihnen die Mahlzeit geschmeckt hat.«
    »Es war ausgezeichnet«, sagte der Mann. Er sprach wie ein britischer Offizier.
    Ibrahim wandte sich an die Frau. »Es ist eine Ehre, die größte Tänzerin der Welt zu bedienen.«
    Sie nickte majestätisch.
    »Ich hoffe, daß ich Ihnen auf Kosten des Hauses ein Glas Brandy einschenken darf.«
    »Sehr freundlich«, erwiderte der Mann.
    Ibrahim füllte ihre Brandygläser und entfernte sichunter zahlreichen Verbeugungen. Jetzt müßten sie noch eine Weile sitzen bleiben, dachte er. Er schlich sich durch die Hintertür hinaus und lief zu dem Haus eines Nachbarn, der ein Telefon hatte.
     
    *
     
    Wenn ich ein Restaurant besäße, dachte Wolff, würde ich es genauso machen. Die zwei Gläser Brandy kosteten den Wirt im Vergleich zu Wolffs Rechnung verhältnismäßig wenig, doch sie bedeuteten eine freundliche Geste für den Kunden. Wolff hatte oft mit dem Gedanken gespielt, ein Restaurant zu eröffnen, aber er wußte, daß er nicht zu dieser Arbeit taugte. Auch Sonja genoß die besondere Aufmerksamkeit. Sie strahlte über so viel Schmeichelei. Heute nacht im Bett würde sie schlafen wie ein Murmeltier.
    Der Wirt war für ein paar Minuten verschwunden und dann zurückgekehrt. Aus dem Augenwinkel sah Wolff, daß der Mann mit dem Kellner flüsterte. Vermutlich unterhielten sie sich über Sonja. Wolff verspürte einen Anflug von Eifersucht. Es gab Restaurants in Kairo, in denen man ihn, wegen seiner hohen Rechnungen und üppigen Trinkgelder, mit Namen kannte und wie einen König begrüßte; aber er hatte es für klüger gehalten, diese Lokale zu meiden – jedenfalls so lange, wie die Briten ihn suchten. Nun überlegte er, ob er es sich leisten konnte, seine Wachsamkeit noch ein wenig mehr zu lockern. Sonja gähnte. Es war Zeit, sie ins Bett zu bringen. Wolff winkte dem Kellner und sagte: »Bitte, holen Sie Madames Umhang.« Der Mann entfernte sich, blieb stehen, um dem Wirt etwas zuzumurmeln, und ging dann zur Garderobe.
    Irgendwo in Wolffs Unterbewußtsein erklang eine Alarmglocke, fern und schwach.
    Er spielte mit einem Löffel, während sie auf SonjasUmhang warteten. Sonja aß noch ein Petit four. Der Wirt ging durch das ganze Restaurant, trat durch die Vordertür auf die Straße und kam wieder herein. Er näherte sich ihrem Tisch und fragte: »Soll ich Ihnen ein Taxi rufen?«
    Wolff blickte Sonja an. Sie sagte: »Ist mir egal.«
    »Ich könnte etwas frische Luft gebrauchen. Laß uns ein kurzes Stück zu Fuß gehen.«
    »Einverstanden.«
    Wolff wandte sich an den Wirt. »Kein Taxi.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Der Kellner brachte Sonjas Umhang. Sein Chef schaute immer wieder zur Tür. Wolff hörte eine zweite, lautere Alarmglocke.
    »Ist etwas?« erkundigte er sich.
    Der Mann schien bedrückt. »Ich muß ein sehr peinliches Problem ansprechen, Sir.«
    Wolff wurde langsam ärgerlich. »Also, was ist denn? Wir wollen nach Hause.«
    Ein Fahrzeug hielt draußen vor dem Restaurant.
    Wolff packte die Jackenaufschläge des Wirts. »Was soll das alles heißen?«
    »Das Geld, mit dem Sie Ihre Rechnung bezahlt haben, Sir, ist nicht in Ordnung.«
    »Sie nehmen die Sterling nicht an? Weshalb haben Sie dann nicht ...«
    »Daran liegt es nicht, Sir. Das Geld ist gefälscht.«
    Die Restauranttür wurde aufgestoßen, und drei Militärpolizisten marschierten

Weitere Kostenlose Bücher