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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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solche Möglichkeit, und es war schwer zu glauben, daß sich zwei Agenten von Wolffs Kaliber in Kairo befanden.
    Jakes stand neben Vandam und wirkte benommen. Der Major sagte: »Diese Informationen erreichen Rommel nicht nur, sondern er setzt sie auch ein. Wenn Sie sich an die Kämpfe am 5. Juni erinnern ...«
    »Ja, es war ein Massaker.«
    Und es war meine Schuld, dachte Vandam. Bogge hatte recht gehabt: Es war Vandams Aufgabe, die Verbreitung von Geheimnissen zu verhindern, und wenn sie trotzdem verraten wurden, war er verantwortlich.
    Ein Mann allein konnte den Krieg nicht gewinnen, aber ein Mann allein konnte ihn verlieren. Vandam wollte nicht zu diesem Mann werden.
    Er stand auf. »Also los, Jakes, Sie haben Bogge gehört. An die Arbeit.«
    Jakes schnalzte mit den Fingern. »Ich hatte vergessen, weshalb ich mit Ihnen sprechen wollte: Sie werden amFeldtelefon verlangt. Das Große Hauptquartier ist dran. Anscheinend ist eine Ägypterin in Ihrem Büro, die nicht gehen will, bevor sie mit Ihnen gesprochen hat. Sie behauptet, eine dringende Nachricht zu haben, und läßt sich nicht abwimmeln.«
    Elene!
    Vielleicht hatte sie Kontakt mit Wolff aufgenommen. Das mußte es sein, denn warum sonst würde sie so sehr auf einem Gespräch mit Vandam bestehen? Er rannte zum Befehlsfahrzeug, Jakes dicht auf den Fersen.
    Der Fernmeldemajor reichte ihm den Hörer. »Ein bißchen fix, Vandam, wir brauchen das Ding.«
    Vandam hatte für heute genug geschluckt. Er riß den Hörer an sich, musterte den Major aus nächster Nähe und entgegnete mit lauter Stimme: »Ich werde es so lange benutzen wie nötig.« Dann wandte er dem Major den Rücken zu und sprach in die Muschel. »Ja?«
    »William?«
    »Elene!« Er hätte ihr am liebsten gestanden, wie gern er ihre Stimme hörte, doch statt dessen fragte er: »Was ist geschehen?«
    »Er ist in den Laden gekommen.«
    »Sie haben ihn gesehen! Haben Sie seine Adresse?«
    »Nein – aber ich bin mit ihm verabredet.«
    »Gut gemacht!« Vandam war von wilder Freude erfüllt: nun würde er den Hund schnappen. »Wann und wo?«
    »Morgen abend, halb acht, im Oasenrestaurant.«
    Vandam nahm einen Bleistift und einen Zettel. »Oasenrestaurant, halb acht«, wiederholte er. »Ich werde dort sein.«
    »Gut.«
    »Elene.«
    »Ja?«
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich bin.«
    »Bis morgen.«
    »Auf Wiederhören.« Vandam legte den Hörer auf.
    Bogge stand mit dem Fernmeldemajor hinter ihm. »Was fällt Ihnen ein, das Feldtelefon zu benutzen, um sich mit Ihren blöden Freundinnen zu verabreden?«
    Vandam lächelte ihm heiter zu. »Das war nicht meine Freundin, sondern eine Informantin. Sie hat Kontakt mit dem Spion aufgenommen. Ich denke, ich kann ihn morgen abend verhaften.«
12
    W OLFF BEOBACHTETE SONJA beim Essen. Die Leber war schwach gebraten, hellrot und weich. Sie aß mit Genuß, wie üblich. Ihm ging durch den Kopf, wie sehr sie sich ähnelten. In ihrer Arbeit waren sie beide professionell und höchst erfolgreich. Jeder von ihnen war mit einer schrecklichen Kindheitserfahrung belastet: sie mit dem Tod ihres Vaters, er mit der Wiederverheiratung seiner Mutter in eine arabische Familie. Keiner hatte je an Heirat gedacht, denn sie waren zu sehr von sich selbst eingenommen, um eine andere Person zu lieben. Was sie vereinte, war nicht Liebe, nicht einmal Zuneigung, sondern geteilte Lust. Das wichtigste im Leben war für beide, ihre Instinkte zu befriedigen. Sie wußten, daß Wolff ein geringes, aber unnötiges Risiko auf sich nahm, weil er in einem Restaurant aß, aber beide waren der Meinung, daß das Risiko gerechtfertigt sei, denn ohne gutes Essen wäre für sie das Leben kaum lebenswert gewesen.
    Sie aß die Leber auf, und der Kellner brachte Eiskrem als Nachtisch. Sonja hatte nach ihren Vorstellungen im Cha-Cha-Club immer großen Hunger. Das war verständlich, denn sie verbrauchte auf der Bühne sehr viel Energie. Sicher würde sie, wenn sie einmal aufhörte zu tanzen, sehr dick werden. Wolff stellte sich vor, wie sie inzwanzig Jahren aussehen würde: dreifaches Kinn, riesiger Busen, brüchiges, graues Haar. Sie würde sich plattfüßig fortbewegen und außer Atem geraten, wenn sie die Treppe hinaufstieg.
    »Worüber lächelst du?« fragte Sonja.
    »Ich habe dich als alte Frau vor mir gesehen, mit einem plumpen schwarzen Kleid und einem Schleier.«
    »So etwas wird mir nie passieren. Ich werde sehr reich sein und in einem Palast wohnen, umgeben von nackten jungen Männern und Frauen,

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