Der Schlüssel zu Rebecca
Sie?« fragte Wolff.
Sie nannte ihre Adresse. Er hatte sich also für ihre Wohnung entschieden.
Wolff sagte: »Wir müssen das mal wieder machen.«
»Sehr gern.«
Sie kamen an der Sharia Abbas an, und er befahl dem Fahrer anzuhalten. Elene überlegte, was nun geschehen würde. Wolff drehte sich zu ihr. »Vielen Dank für den schönen Abend. Wir werden uns bald sehen.« Damit stieg er aus dem Auto.
Sie starrte ihn erstaunt an. Er beugte sich zum Fenster des Fahrers, gab dem Mann etwas Geld und nannte ihm Elenes Adresse. Der Fahrer nickte. Wolff pochte auf das Dach des Wagens, und der Chauffeur startete. Elene blickte sich um und sah ihn winken. Als das Auto um eine Ecke bog, begann Wolff, auf den Fluß zuzugehen.
Was sollte sie davon halten?
Kein Annäherungsversuch, keine Einladung in seine Wohnung, keinen Drink zum Abschied, nicht einmal ein Gutenachtkuß – versuchte er, den keuschen Junggesellen zu spielen?
Sie grübelte weiter, während das Taxi sie nach Hause brachte. Vielleicht war dies Wolffs Technik, um eine Frau für sich zu gewinnen; vielleicht war er einfach exzentrisch. Was auch der Grund sein mochte, Elene war sehr dankbar. Sie lehnte sich zurück und entspannte sich. Nun mußte sie nicht entscheiden, ob sie ihn abweisen oder mit ihm ins Bett gehen sollte. Das Taxi hielt vor ihrem Wohnhaus an. Plötzlich rasten drei Autos heran. Eines stoppte direkt vor dem Taxi, das zweite dahinter, und das dritte daneben. Männer tauchten aus dem Schatten auf. Alle vier Türen des Taxis wurde aufgerissen, und vier Pistolen ins Innere gerichtet. Elene stieß einen Schrei aus.
Dann steckte jemand den Kopf in den Wagen, und Elene erkannte Vandam.
»Ist er weg?«
Sie begriff, was sich abspielte. »Ich dachte, Sie wollten mich erschießen.«
»Wo ist er ausgestiegen?«
»In der Sharia Abbas.«
»Wann?«
»Vor fünf oder zehn Minuten. Darf ich jetzt aussteigen?«
Er reichte ihr seine Hand. »Tut mir leid, daß wir Sie erschreckt haben«, sagte Vandam.
»Sie schlagen die Stalltür zu, nachdem das Pferd durchgegangen ist.«
»Stimmt.« Er schien vollkommen deprimiert.
Elene wurde von plötzlicher Zuneigung überwältigt. Sie berührte seinen Arm. »Sie können sich nicht vorstellen, wie froh ich bin, Ihr Gesicht zu sehen.«
Er warf ihr einen merkwürdigen Blick zu, als sei er nicht sicher, ob er ihr glauben solle.
»Warum schicken Sie Ihre Männer nicht nach Hause, und wir reden in meiner Wohnung weiter?«
Vandam zögerte. »In Ordnung.« Er wandte sich an einen seiner Männer, einen Captain. »Jakes, ich möchte, daß Sie den Taxichauffeur verhören. Sehen Sie zu, was Sie aus ihm herausholen können. Lassen Sie die Männer gehen. Wir treffen uns in etwa einer Stunde im Großen Hauptquartier.«
»Jawohl, Sir.«
Elene ging voran. Es war so schön, die eigene Wohnung zu betreten, sich aufs Sofa fallen zu lassen und die Schuhe fortzuschleudern. Sie hatte die Prüfung überstanden, Wolff war verschwunden und Vandam bei ihr. »Nehmen Sie sich einen Drink.«
»Nein, danke.«
»Was ist eigentlich schiefgegangen?«
Vandam setzte sich ihr gegenüber und zog seine Zigaretten hervor. »Wir rechneten damit, daß er ganz arglos in die Falle gehen würde. Aber er war mißtrauisch oder wenigstens vorsichtig und ist uns entkommen. Was geschah dann?«
Sie lehnte den Kopf an das Polster des Sofas, schloß die Augen und erzählte ihm mit wenigen Worten von dem Picknick. Sie sprach nicht von ihren Gedanken über eine Affäre mit Wolff und erwähnte auch nicht, daß Wolff sie während des ganzen Abends kaum berührt hatte. Elene faßte sich kurz: Sie wollte sich nicht erinnern, sondern vergessen. Als sie ihre Geschichte beendet hatte, sagte sie: »Machen Sie mir einen Drink, auch wenn Sie selbst keinen wollen.«
Er trat an den Schrank. Elene merkte, daß er wütend war. Sie betrachtete seinen Verband, den sie schon im Restaurant und noch einmal vor ein paar Minuten gesehen hatte. »Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?«
»Wir hätten Wolff gestern abend beinahe gefangen.«
»Wirklich?« Er hatte also zweimal innerhalb von 24Stunden versagt. Kein Wunder, wenn er so deprimiert aussah. Sie wollte ihn trösten, ihn umarmen, seinen Kopf auf ihren Schoß legen und sein Haar streicheln. Die Sehnsucht war wie ein Schmerz. Sie beschloß – impulsiv, wie sie es immer tat –, heute nacht mit ihm ins Bett zu gehen.
Vandam reichte ihr einen Drink. Er hatte nun doch einen für sich selbst gemixt. Während er sich vorbeugte, um
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