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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Glück.
    General Sir Claude Auchinleck, der Oberbefehlshaber im Nahen Osten, hatte den direkten Befehl über die 8. Armee von General Ritchie übernommen. Als Zeichen für die Panik der Alliierten wäre schon dies allein eine willkommene Nachricht für Rommel gewesen. Und es bedeutete auch für Wolff eine Hilfe, denn die Schlachten würden jetzt in Kairo und nicht in der Wüste geplant werden, wodurch Smith wahrscheinlich öfter Kopien in seiner Tasche hatte.
    Die Alliierten hatten sich zu einer neuen Verteidigungslinie bei Marsa Matruch zurückgezogen, und das wichtigste Papier in Smith’ Aktentasche war eine Zusammenfassung der neuen Dispositionen.
    Die neue Linie begann an dem Küstendorf Matruch und erstreckte sich nach Süden bis zu einer Rundumstellung namens Sidi Hamza in die Wüste. Das 10. Korps lag in Matruch; ein schweres, fünfzehn Meilen langes Minenfeld schloß sich an; darauf folgte ein leichteres, zehn Meilen langes Minenfeld; dann kam die Rundumstellung; und südlich davon lag das 13. Korps.
    Wolff lauschte mit halbem Ohr auf die Geräusche aus dem Schlafzimmer und überdachte die Lage. Das Bild war ziemlich klar: Die Linie der Alliierten war stark zu beiden Seiten und schwach in der Mitte.
    Rommels wahrscheinlichster Schachzug – nach alliierten Vorstellungen – war ein schneller Vormarsch um das Südende der Linie, ein für Rommel typisches Umgehungsmanöver, das durch die Erbeutung von etwa fünfhundert Tonnen Treibstoff in Tobruk erleichtert wurde. Ein solcher Vorstoß würde vom 13. Korps zurückgeschlagen werden, das aus der starken 1. Panzerdivision und der 2. Neuseeländischen Division bestand; die letztere war, wie die Zusammenfassung hilfreich mitteilte, frisch aus Syrien eingetroffen.
    Mit Wolffs Information könnte Rommel jedoch gegen das weiche Zentrum der Linie vorgehen und seine Truppen durch die Lücke treiben. Es wäre wie ein Strom, der einen Damm an der schwächsten Stelle durchbricht.
    Wolff lächelte vor sich hin. Er hatte den Eindruck, eine entscheidende Rolle im Kampf um die deutsche Vorherrschaft in Nordafrika zu spielen.
    Im Schlafzimmer knallte ein Korken.
    Smith überraschte Wolff immer wieder durch die Schnelligkeit seines Liebesaktes. Das Knallen des Korkens zeigte an, daß alles vorüber war. Wolff hatte noch ein paar Minuten, um aufzuräumen, dann würde Smith herauskommen, um sich seine Shorts anzuziehen.
    Er legte die Papiere zurück in die Tasche, verschloß sie und ließ den Schlüssel zurück in die Shorts gleiten. Danach zwängte er sich nicht wieder in den Schrank – einmal hatte ihm gereicht. Er schob sich die Schuhe in die Hosentaschen, kletterte auf Socken die Leiter hinauf, überquerte das Deck und erreichte den Treidelpfad über die Planke. Dann zog er sich die Schuhe an und ging zum Mittagessen.
     
    *
     
    Kemel schüttelte ihm höflich die Hand und sagte: »Ich hoffe, daß Ihre Wunde schnell verheilt, Major.«
    »Nehmen Sie Platz«, forderte Vandam ihn auf. »Der Verband ist lästiger als die Wunde. Was haben Sie für uns?«
    Der Araber setzte sich, schlug die Beine übereinander und zog die Falte seiner schwarzen Baumwollhose gerade. »Ich wollte Ihnen den Überwachungsbericht selbst bringen, obwohl er leider nichts Interessantes enthält.«
    Vandam nahm den Umschlag entgegen und öffnete ihn.Er enthielt ein einzelnes mit Schreibmaschine beschriebenes Blatt. Vandam begann zu lesen.
    Sonja war in der vorletzten Nacht, vermutlich aus dem Cha-Cha-Club, um 23.00 Uhr allein nach Hause gekommen. Sie war am Morgen um 10.00 Uhr aufgetaucht und auf Deck in einer Robe gesehen worden. Der Briefträger hatte ihr um 13.00 Uhr die Post gebracht. Sonja war um 16.00 Uhr ausgegangen und um 18.00 Uhr mit einer Tasche zurückgekehrt, die den Namen eines der teuren Modegeschäfte in Kairo trug. Zu diesem Zeitpunkt war der Beobachter von seinem Kollegen der Nachtschicht abgelöst worden.
    Gestern hatte Vandam durch einen Boten von Kemel einen ähnlichen Bericht erhalten, der die ersten zwölf Stunden der Überwachung betraf. Seit zwei Tagen war Sonjas Verhalten also ganz normal und völlig unverdächtig gewesen, und weder Wolff noch sonst jemand hatte sie auf dem Hausboot besucht. Vandam war enttäuscht.
    »Meine Männer sind vollkommen zuverlässig, und sie liefern ihre Berichte direkt an mich«, sagte Kemel.
    Vandam grunzte, dann zwang er sich, höflich zu sein. » Ja, davon bin ich überzeugt. Vielen Dank für Ihren Besuch.«
    Der Inspektor stand auf. »Keine Ursache.

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