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Der Schluessel zum Glueck

Der Schluessel zum Glueck

Titel: Der Schluessel zum Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rimmer
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anlegte. Auch wenn viele Leute daran zweifelten, war sie eine Frau, die sich aus fast jeder Notlage befreien konnte. Und mit Will Bravo in einer einsamen Berghütte festzusitzen war ohne jeden Zweifel eine echte Notlage. Jilly schlug die Decke zurück. Es war Zeit, aufzustehen und sich auf den Weg zu machen.
    „Wie fühlen Sie sich?“ fragte Will, als sie nach unten kam. Er wirkte ziemlich missmutig, als er das fragte, und das gab seiner Besorgnis etwas Unechtes.
    „Gut, danke.“
    „Es gibt Cornflakes“, sagte er. „Und Pulverkaffee.“
    Im Radio lief der Wetterbericht, aber Jilly hörte nicht hin. Die Schachtel auf dem Tisch enthielt keine Cornflakes, sondern Froot Loops, bunte Getreideringe mit Fruchtgeschmack. Beim Pulverkaffee handelte es sich um Cappuccino mit Schokoladenaroma. Dass Will Bravos Gewohnheiten ihren eigenen ähnelten, war Jilly fast so unheimlich wie das, was sie in der Nacht geträumt hatte.
    Sie setzten sich an den Küchentisch. Jilly goss Milch über ihre Froot Loops, rührte in ihrer Tasse und nahm sich fest vor, so bald wie möglich aufzubrechen.
    Verstohlen musterte sie ihren Gastgeber und fragte sich, wie ein Mensch im wahren Leben so unerträglich sein konnte, nachdem er im Traum ein so zärtlicher, einfühlsamer Liebhaber gewesen war.
    Ihr Teller war halb leer, als Will die Faust um seinen Löffel ballte und mit dem Ende auf den Tisch klopfte.
    Jilly zuckte zusammen und verschluckte sich fast.
    „Was ist?“ knurrte er. „Was zum Teufel ist los?“
    Sie holte tief Luft. „Was soll denn sein?“
    „Sie… sehen mich dauernd an.“ Die Lippen, die sie im Traum so sinnlich gefunden hatte, hatte Will zu einem Strich zusammengepresst.
    Am liebsten hätte sie ihm den Cappuccino ins Gesicht gekippt. „Entschuldigen Sie, dass ich atme. Ich wollte Sie nicht…“
    „Hören Sie einfach auf damit, okay? Lassen Sie es sein.“
    „Schon verstanden. Kein Problem.“ Jilly aß einen Löffel Froot Loops und starrte in ihre Schüssel.
    Er knurrte etwas, das sie nicht verstand, und schob seinen Stuhl zurück.
    Unglücklicherweise hockte Missy gerade dahinter. Sie jaulte auf, dann fauchte sie und raste davon, so schnell, dass sie gegen eine Wand prallte.
    „Sie haben Missy wehgetan!“ Jilly sprang auf. Die Katze verschwand im Wohnbereich. „Wie konnten Sie nur? Die arme Missy.“
    Will ging zur Spüle. „Sorgen Sie in Zukunft dafür, dass das Tier mir nicht in den Weg kommt.“
    „Ach, halten Sie den Mund“, schrie Jilly ihn an.
    Missy hatte sich unter dem Sofa verkrochen. Jilly legte sich davor. „Missy, komm schon. Komm schon, Honey…“
    Aber Missy traute sich nicht heraus. Sie kauerte zwischen den Staubflocken und funkelte Jilly an. Sie überlegte, ob sie unter das Sofa kriechen und die Katze einfach packen sollte. Aber das arme Tier war auch so schon völlig verschreckt.
    Also beschloss sie, der Katze ein wenig Zeit zu lassen und erst ihre Sachen in den Wagen zu laden.
    In der Küche wusch Jilly ihre Schüssel und die Tasse ab, ohne Will eines Blicks zu würdigen. Anschließend verbrachte sie fünfzehn Minuten im Badezimmer und nahm zwei Schmerztabletten. Die Beule an ihrer Stirn war zwar nicht größer geworden, aber dahinter pochte es ein wenig. Danach ging Jilly nach oben, packte den Koffer, schnappte sich den Recorder und die CDs und trug alles nach unten. An der Tür blieb sie stehen, um die Stiefel und den Mantel anzuziehen.
    „Was zum Teufel haben Sie vor?“ fragte Will.
    „Ich fahre.“
    „Julian.“ Er atmete tief durch. „Sie fahren nirgendwohin.“
    „Warten Sie nur ab.“
    „Haben Sie den Wetterbericht nicht gehört?“
    „Nein.“
    „Dann sehen Sie mal nach draußen. Es schneit schon wieder. Es wird den ganzen Tag hindurch schneien. Wahrscheinlich sogar bis übermorgen. Die Highways sind gesperrt. Sämtliche Straßen sind nicht befahrbar.“
    „Ich schaffe es schon.“ Jilly nahm den Mantel vom Haken.
    Will legte seinen Wälzer zur Seite und erhob sich aus dem Sessel. „Julian, jetzt hören Sie mir mal zu. Das mit Ihrer Katze tut mir Leid.“
    „Sagen Sie das lieber Missy. Es ist ihr Schwanz, auf den Sie getreten sind.“
    „Kapieren Sie es doch endlich“, sagte Will mit leiser, aber angespannter Stimme.
    „Wir beide werden mindestens zwei Tage hier verbringen müssen. Allein. Wir werden einen Weg finden müssen, miteinander auszukommen.“
    Jilly griff nach ihrer Mütze. „Sie haben eben gesagt, dass Ihnen Leid tut, was Sie Missy angetan haben. Stimmt

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