Der Schluessel zum Glueck
jetzt passiert.“ Die Bettfedern quietschten. „Vor ein paar Jahren habe ich einen Generator angeschlossen, der in solchen Situationen eingeschaltet werden kann.“
„Den habe ich gesehen. Hinter der Hütte, halb im Schnee.“
„Genau deshalb werde ich mich erst morgen früh darum kümmern.“
„Klingt vernünftig.“
„Ich hole ein paar Kerzen.“ Will stand auf.
„Ich komme mit.“
„Nicht nötig.“
Jilly hörte seine Schritte, als er zur Kommode ging. Dann zog er eine Schublade auf. Ein, zwei Sekunden später leuchtete eine Taschenlampe auf. „Ich bin gleich zurück.“
Als er wiederkam, brachte er eine ganze Schachtel Kerzen und einen Stapel Untertassen mit. Sie half ihm, die Kerzen aufzustellen, mehrere auf der Kommode, dazu zwei auf dem Nachttisch. Dann zündeten sie sie an.
„Okay“, sagte Jilly, nachdem sie es sich auf dem Bett bequem gemacht hatten.
„Erzählen Sie mir jetzt den Rest.“
Will lachte. „Ich finde, ich haben Ihnen schon genug erzählt – mehr als genug.“
„Nein, haben Sie nicht. Noch nicht annähernd genug.“
„Verdammt, Jilly.“
„Bitte.“
„Nach der Sache mit Mitzi habe ich beschlossen, dass ich zu jung für eine ernsthafte Beziehung war. Und daran habe ich mich über zehn Jahre lang gehalten.“
„Und was ist dann passiert?“
Will zögerte. „Vor fünfeinhalb Jahren bin ich Nora Talbot begegnet. Ich wusste gleich in der ersten Sekunde, dass ich mich in sie verlieben würde. Und das Wunder war, dass es ihr mit mir genauso ging. Ich machte ihr einen Heiratsantrag, und sie sagte Ja. Wir hatten uns im Februar kennen gelernt, also legten wir die Hochzeit auf den Valentinstag, etwas weniger als ein Jahr, nachdem wir uns begegnet waren. Aber dann wurde sie ermordet, als sie Geld aus einem Bankautomaten holte. Kopfschuss. Der Mörder sitzt jetzt in der Todeszelle. Es geschah am Weihnachtstag.“
„Oje, Will. Das ist ja entsetzlich. Es tut mir so Leid.“ Jilly fröstelte.
„Kalt?“
„Ein wenig.“ Sie griff nach der Wolldecke.
Er half ihr und deckte sie damit zu. „Besser?“
„Ja.“ Er duftete so gut, und sie konnte seine Körperwärme spüren.
Behutsam strich er ihr das Haar aus der Stirn. „Tut sie noch weh?“
Sie sah zu ihm hoch und dachte an den Traum und daran, wie Mavis sie zum Schluss zugedeckt hatte. Und dann daran, wie Will sie geküsst hatte…
„Jilly?“
Die Beule an ihrem Kopf. Er hatte gefragt, ob sie noch wehtat. „Die hatte ich ganz vergessen.“
„Dann schmerzt sie also nicht mehr?“
„Überhaupt nicht.“
Will wandte sich von ihr ab und stand auf.
„Sie gehen?“ Hoffentlich klang sie nicht so enttäuscht, wie sie sich fühlte.
„Ich wollte nur eine zweite Decke holen. Aber wenn Sie lieber allein sein möchten…“
„Möchte ich nicht. Ich habe gern Gesellschaft. Das hilft mir, nicht dauernd an Missy zu denken.“
„Okay.“
Mit einem zufriedenen Seufzer machte sie es sich unter der Decke gemütlich und sah Will nach, als er zur Kommode ging. Rasch senkte sie den Blick, als er mit der zweiten Decke zurückkehrte und sich wieder zu Jilly setzte.
„Sie haben also einige Probleme mit Haustieren, mit der Liebe und vor allem mit Weihnachten.“
Er hätte gern widersprochen, aber nachdem er ihr sein Herz ausgeschüttet hatte, würde sie es vermutlich als glatte Lüge durchschauen. „Ich schätze, da haben Sie Recht. Jedenfalls, was die Haustiere betrifft. Seit Snatch .überfahren wurde, habe ich nie wieder einen Hund gehabt.“
Jillys Augen wurden groß. Selbst im warmen Schein der Kerzen konnte Will sehen, dass sie blass geworden war.
„Was haben Sie denn?“
Sie blinzelte. „Nichts.“
Das nahm er ihr nicht ab. „Kommen Sie. Was ist?“
„Nichts.“
„Sicher?“
„Absolut.“
Er hätte gern nachgefragt, aber sie sah nun nicht mehr schockiert aus, sondern entschlossen. „Reden wir über das Thema Weihnachten“, schlug sie vor.
„Besser nicht.“
„Sie geben sich die Schuld am Tod Ihrer Großmutter – sie ist am Tag vor dem Heiligen Abend gestorben. Nach Snatch haben Sie kein Haustier mehr gehabt – Snatch wurde an Weihnachten überfahren. Sie haben große Angst davor, dass Ihnen oder jemandem, der Ihnen nahe steht, etwas zustößt – ebenfalls an Weihnachten. Und seit Sie Nora verloren haben, gehen Sie jedes Jahr hier oben in Deckung und warten, bis die Feiertage vorüber sind. Sie trauen sich nicht, das Weihnachtsfest zu feiern, etwas für ein Haustier zu empfinden oder eine
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