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Der Schluessel zum Glueck

Der Schluessel zum Glueck

Titel: Der Schluessel zum Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rimmer
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Fensterscheibe klirren ließ. Sie dachte an Missy, und ihr wurde weh ums Herz.
    Will beobachtete sie. „Alles in Ordnung?“
    Sie nickte. „Bitte, erzählen Sie weiter.“
    „Jilly…“
    „Nein, wirklich, ich möchte es hören. Am Anfang waren es sehr magere Jahre…“
    Nach einem Moment fuhr er fort. „Als Kind erkennt man nicht an, dass seine Mutter sich fast zu Tode schuftet, um einen selbst und seine beiden Brüder durchzubringen. Man fragt sich nur, warum sind wir nicht wie all die anderen Familien in der Stadt? Ich habe es nicht verstanden.“
    „Sie waren eben noch klein.“
    Will schnaubte. „Ich war klein – und enttäuscht. Unten im Highgrade hing zu Weihnachten immer Lametta. Und Caitlin malte lachende Schneemänner und fröhliche Weihnachtsmänner in die Fenster. Sie und Bertha… Sie kennen Bertha?“
    „Natürlich.“ Bertha Slider war eine große, gutmütige Frau mit Sommersprossen und karottenrotem Haar und seit jeher Caitlins Stellvertreterin im Highgrade.
    „Nun ja, Mom und Bertha stellten immer einen Christbaum in einer Ecke der Bar auf. Aber Caitlin schien einfach nie die Zeit oder Energie zu haben, auch einen Baum für unsere Wohnung darüber zu besorgen. Am Heiligen Abend arbeitete sie hinter dem Tresen und munterte all die armen Typen auf, die selbst an diesen Tag kein Zuhause hatten. Das konnte sie immer gut, wissen Sie? Es ist eins ihrer Erfolgsgeheimnisse.“
    Jilly wusste es. „Sie kann sehr anstrengend sein, aber sie hat ein großes Herz.“
    „Ja. Wer einen Saloon betreibt, muss seinen Gästen ein aufmerksames Ohr und eine Schulter zum Ausweinen bieten. Am Heiligen Abend musste sie in der Hinsicht Schwerstarbeit leisten. Manchmal schleppte sie sich erst um drei oder vier Uhr morgens nach oben und schlief dann bis mittags. Und wenn schon. Es gab ja keinen Baum und auch nicht viel, was man hätte darunter legen können.“
    „Ziemlich trist“, meinte Jilly.
    „Ja, für einen Siebenjährigen war es das. Inzwischen ist mir klar, dass sie sich so abgerackert hat, um unseren Lebensunterhalt zu sichern. Aber damals sah ich nur, dass sie nicht wie andere Moms war und wir keinen Dad hatten. Und Weihnachten fand nur unten in der Bar statt.“
    „Und was ist mit Cade und Aaron? Hassen die beiden das Weihnachtsfest auch?“
    „Nicht, dass ich wüsste. Ich kann nicht sagen, dass sie verrückt danach sind, aber irgendwie konnten sie immer entspannter damit umgehen.“
    „Warum sind Sie da anders?“ fragte Jilly.
    „Vielleicht liegt es zum Teil daran, dass ich am sechsundzwanzigsten Dezember Geburtstag habe.“
    „Oh. Das ist hart.“
    „Na ja, es ist kein Weltuntergang, aber damals kam es mir so vor. Wenn Caitlin es irgendwie schaffte, uns so etwas wie ein Weihnachtsfest zu bereiten, hatte sie keine Energie mehr, auch noch mit mir meinen Geburtstag zu feiern.“
    „Sie hatten nie eine Torte? Oder Geschenke?“
    „Manchmal. Und manchmal vergaßen auch alle, dass ich Geburtstag hatte – bis auf Grandma Mavis. Sie schenkte mir immer etwas. Aber sie kam nicht oft in die Stadt, und meist sah ich sie erst Wochen später. Dann bekam ich von ihr ein schön verpacktes Geschenk, und ich freute mich sehr darüber. Aber mein eigentlicher Geburtstag fiel fast immer aus. Damit meine ich nicht die Torte oder die Geschenke, sondern die Tatsache, dass niemand mir gratulierte und mir das Gefühl gab, geliebt zu werden. Meistens fühlte ich mich entweder vergessen oder wie eine Last, die Caitlin das Leben noch schwerer machte.“
    Jilly nickte. „Trister als trist.“
    „Es wurde aber besser.“
    „Im Lauf der Jahre?“
    „Ja. Als ich neun wurde, bekam ich eine Torte und einen Welpen. Ich war überglücklich, denn ich hatte mir seit etwa drei Jahren einen Hund gewünscht.
    Jetzt hatte ich endlich einen. Er war eine Mischung aus Labrador und Schäferhund und das süßeste Tier, das es je gab. Ich war verrückt nach ihm.“
    „Was ist aus ihm geworden?“ fragte Jill.
    „Zwei Tage vor meinem zwölften Geburtstag wurde er überfahren. Am Heiligen Abend. Von einem betrunkenen Autofahrer auf dem Parkplatz hinter dem Highgrade.“
    Jilly stöhnte mitfühlend auf. „Oh, Will. Das tut mir Leid.“
    „Traurige Geschichte, was? Zwei Jahre später schaffte Mom es dann, Grandma Mavis zu einem Weihnachtsbesuch zu überreden. Da waren meine Brüder und ich schon ziemlich schwer zu bändigen, um es milde auszudrücken. Cade und Aaron waren sonst wo unterwegs. Ich war zu Hause geblieben, um möglichst

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