Der Schluessel zum Glueck
Gehen wir.“
Er warf ihr einen finsteren Blick zu. Was war los mit ihm? War er etwa gekränkt, dass sie ihn nicht alles tragen ließ?
Sie kehrte ihm den Rücken zu und steuerte die Veranda an. Er war hinter ihr, als sie die Haustür erreichte. Dort stellte sie zwei Taschen ab, um nach dem Knauf zu greifen – aber Will kam ihr zuvor und öffnete die Tür. Jilly hob die Taschen auf und ging hinein.
Wenig später stand Missys mit frischer Streu versehene Toilette in einer Ecke des Badezimmers. Jilly ließ die Katze aus dem Korb und gab ihr Wasser und Futter.
Als sie in die Küche zurückkehrte, stand Will mit den Einkaufstüten vor dem altmodischen Kühlschrank. „Was macht der Truthahn hier?“ fragte er.
„Rumba tanzen“, erwiderte Jilly fröhlich.
Er begann die Lebensmittel einzuräumen. „Sie wissen genau, was ich meine. Sie hätten ihn auch im Kofferraum lassen können.“
„Niemals. Hätte ich einen tiefgefrorenen Truthahn gewollt, hätte ich einen gekauft. Das hier ist ein frischer Freilandtruthahn, und das wird er auch bleiben.“
Will knurrte etwas, das sie nicht verstand. Sie beschloss, lieber nicht nachzufragen. Er machte Platz für den Truthahn, schob ihn in den Kühlschrank und schloss die Tür. „So. Ihre Katze ist versorgt, die Lebensmittel sind verstaut.
Ich werde jetzt essen. Es gibt nur Würstchen mit Bohnen, aber sie können gern etwas abbekommen.“
Jilly wünschte, sie könnte erhobenen Hauptes ablehnen. Aber sie liebte Würstchen mit Bohnen…
„Wollen Sie nun mitessen oder nicht?“ fragte ihr Gastgeber ungeduldig. Es klang nicht besonders einladend.
„Ja“, sagte sie. „Das will ich.“
Er holte einen Teller und eine Gabel. „Milch?“
„Ja, bitte.“ In einem Hängeschrank fand sie ein Glas und füllte es. Dann setzten sie sich und ließen es sich schmecken.
Es schmeckte himmlisch. Erst jetzt merkte Jilly, wie hungrig sie war. Fast hätte sie ein genießerisches Stöhnen von sich gegeben. In diesem Moment war sie fast froh, dass Will Bravo hier war, dass sie nicht mutterseelenallein und ohne funktionierendes Handy in eine dunkle, kalte und verlassene Hütte gekommen war, während draußen ein Schneesturm tobte.
Doch dann hob sie den Kopf und schaute in sein finsteres Gesicht.
„Jetzt sagen Sie mir endlich, warum Sie hier sind“, forderte er sie auf.
Sie schob sich noch ein paar Bohnen in den Mund, kaute und schluckte. Dann trank sie einen Schluck Milch. Lass ihn warten, dachte sie. Es wird ihn nicht umbringen. Draußen heulte der Wind.
Will runzelte die Stirn.
Du meine Güte, dachte Jilly, habe ich wirklich jemals geglaubt, dass sich zwischen diesem Mann und mir etwas entwickeln könnte?
Ja, das hatte sie – bis vor einigen Wochen sogar. Sie schienen so viel gemeinsam zu haben. Beide stammten sie aus New Venice, Nevada, etwa zwanzig Meilen von dieser Hütte entfernt. Beide lebten sie jetzt in Sacramento. Und schließlich hatten seine Brüder ihre besten Freundinnen geheiratet.
Jilly war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass sie sich von einigen Äußerlichkeiten hatte blenden lassen. Will Bravo sah nicht nur gut aus, er konnte auch höchst charmant sein. Okay, im Augenblick war er alles andere als das, aber trotzdem… Außerdem hatte er es zu etwas gebracht und galt als einer der besten Anwälte von Sacramento. Für eine kurze Zeit hatte Jilly sogar gewagt, in ihm den Mann ihrer Träume zu sehen.
Jetzt tat sie das nicht mehr. Der unfreundliche Empfang hatte ihr die Augen geöffnet: Er war ein missmutiger Mann, traurig und allein und offenbar fest entschlossen, es auch zu bleiben.
Sollte er doch. Morgen, wenn der Sturm sich gelegt hatte, würde sie Missy in ihren Korb setzen, mit ihr in den Wagen steigen und nach Hause fahren.
„Julian“, sagte er mit leiser, warnender Stimme.
Sie stellte das Glas ab und wischte sich mit der Serviette den Mund ab. „Na gut.
Es war folgendermaßen: Ich brauchte eine abgelegene Hütte, weil ich über die Feiertage an einem Artikel arbeiten will.“
Will starrte sie an, und wieder wusste sie, was er dachte. Er hielt sie für oberflächlich, ehrgeizig und flatterhaft.
Es lag ihr fern, ihn zu enttäuschen. „Natürlich wollte ich eigentlich eine mit Kabelfernsehen, Zentralheizung und Blick auf den Lake Tahoe.“ Sie wedelte mit der Gabel. „Leider hatte ich in letzter Zeit so viel zu tun, dass ich mich nicht rechtzeitig darum kümmern konnte. Als ich endlich dazu kam, war alles ausgebucht.“
„Also haben Sie
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